Exchange Traded Products: Durchblick im E-Dickicht
05.02.17 16:00 Uhr
ETFs sind Teil einer größeren Familie, zu der auch ETCs und ETNs gehören. Was die Produkte gemeinsam haben und worin sie sich unterscheiden.
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von Redaktion Euro am Sonntag
ETF, ETP, ETC, ETN - beim Lesen dieser Aufzählung mag einigen die deutsche Hip-Hop-Band "Die fantastischen Vier" in den Sinn kommen. Diese nahm 1999 den Abkürzungswahn mit dem Song "MfG - Mit freundlichen Grüßen" aufs Korn. Leider gibt es auch in der Finanzindustrie viele Buchstabenkürzel, die sich einem nicht auf Anhieb erschließen. Die "E-Produkte" gehören dazu.
Während vielen Anlegern ETFs mittlerweile ein Begriff sind, haben es ETCs und ETNs noch nicht ganz in den allgemeinen Wortschatz geschafft. Und immer wieder kommt es zu Verwirrung, wenn die Begriffe nicht klar abgegrenzt werden. Die folgenden Erläuterungen sollen für Klarheit sorgen.
ETP
Das Kürzel steht für Exchange Traded Products, also Investmentprodukte, die an der Börse notiert sind und ähnlich wie Aktien gehandelt werden können. ETP ist schlicht der Oberbegriff für passive Investments, die einen zugrunde liegenden Index so genau wie möglich abbilden. Sie teilen sich auf in die Unterkategorien Exchange Traded Funds (ETFs), Exchange Traded Commodities (ETCs) und Exchange Traded Notes (ETNs).ETF
ETFs sind börsengehandelte Fonds, die passiv einen Index verfolgen. Wie ihre aktiv gemanagten Konkurrenten handelt es sich bei ihnen rechtlich betrachtet um Sondervermögen. Das bedeutet: Sollte die Fondsgesellschaft pleitegehen, ist das Kapital der Anleger geschützt. Mithilfe von ETFs kann man in eine Vielzahl von Anlageklassen investieren und so die verschiedensten Aktien- und Anleihebereiche abdecken.Zudem ist es mit ETFs möglich, gehebelt auf eine Kursentwicklung zu setzen. Die Partizipation darf allerdings nicht größer als 2 sein. Also mehr als den doppelten Kursgewinn (oder -verlust) des zugrunde liegenden Index können Anleger nicht einfahren. Auch ein Investment in Rohstoffe ist möglich, allerdings nur breit gestreut. Denn aufsichtsrechtliche Vorgaben verlangen einen gewissen Grad an Diversifikation bei ETFs. So müssen Anleger, die in Einzelrohstoffe, Fremdwährungen oder stärker gehebelte Indizes investieren wollen, zu ETCs oder ETNs greifen.
ETC
Mit ETCs lässt sich auf die Preisentwicklung bei einzelnen Rohstoffen oder Rohstoffkörben (beispielsweise Industriemetalle) setzen. Auch ein Investment in Edelmetalle wie Gold und Silber ist über ETCs möglich. Ein solches Produkt befindet sich auch in unserem ausgewogenen Depot: Xetra-Gold.Ganz wichtig: Rechtlich gesehen handelt es sich bei ETCs - wie bei Zertifikaten - um Schuldverschreibungen des Emittenten. Sie stellen somit kein geschütztes Sondervermögen dar, wie ETFs dies tun. Allerdings besichern die Anbieter in vielen Fällen ihre Produkte, indem sie entsprechend der Höhe der angelegten Gelder Rohstoffe erwerben oder treuhänderisch Sicherheiten hinterlegen. Das ist auch der Fall bei Xetra-Gold, das durch physische Bestände des Edelmetalls hinterlegt ist; der Anleger hat hier sogar jederzeit den Anspruch auf Lieferung der verbrieften Menge Gold.
Mit ETCs sind auch bis zu vierfach gehebelte Investments in Rohstoffe möglich. Der Anleger kann dabei nicht nur auf steigende Notierungen setzen, sondern mithilfe von sogenannten Short-ETCs auch auf fallende.
ETN
ETNs sind im Prinzip das Gleiche wie ETCs, nur dass sie auf Indizes außerhalb des Rohstoffsektors setzen. Mit diesen Produkten wird auch die Wertentwicklung einzelner Währungen oder die Volatilität von Aktienmärkten handelbar. Doch Vorsicht: Bei ETNs ist die Anzahl unbesicherter Produkte höher als bei ETCs, sodass Anleger häufiger ein Emittentenrisiko eingehen. Der Vorteil von Exchange Traded Notes ist, dass sie viele Basiswerte investierbar machen - auch in gehebelter Form oder für Short-Investments. ETNs auf exotische Indizes können allerdings relativ hohe Verwaltungskosten verursachen.Hinweis in eigener Sache:
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