Tigerstaaten: Warum sich Investoren jetzt in Vietnam positionieren
In den vergangenen Monaten hat der Aktienmarkt in dem südostasiatischen Land rasant zugelegt. Welche Gründe die Rally hat, ob sich ein Einstieg jetzt noch lohnt.
von Christoph Platt, Euro am Sonntag
Für sein ländliches Idyll und seine atemberaubend schöne Natur ist Vietnam bei Reisenden bereits bestens bekannt. Doch zuletzt kamen auch Anleger aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Börse in Hanoi, der Hauptstadt des asiatischen Landes, schoss von August 2017 bis Anfang April 2018 auf Eurobasis um mehr als 60 Prozent in die Höhe. Nach dieser Rally musste sie zwar erst einmal durchatmen und gab deutlich nach. Doch noch immer notieren die Kurse weit im Plus: Vietnam ist sowohl auf Zwölfmonatssicht als auch seit Jahresanfang einer der besten Aktienmärkte weltweit. Zuvor hatte sich der Markt seit 2012 in einer Seitwärtsbewegung befunden.
Der starke Lauf beruht auf mehreren Faktoren. Zum einen öffnete sich der Markt weiter für Anleger. "Nach Jahren der Diskussion hat Vietnam 2017 einige echte Aktivitäten bei den Privatisierungen von Staatsunternehmen erlebt", sagt Andy Ho, Chef-Volkswirt der in Vietnam tätigen Investmentgesellschaft VinaCapital. Höhepunkte waren der Börsengang von Sabeco, der größten Brauerei des Landes, und die Platzierung der staatlichen Beteiligung am Milchproduzenten Vinamilk.
Zum anderen legten die ausländischen Direktinvestitionen in Vietnam deutlich zu. Knapp 19 Milliarden US-Dollar wurden 2017 investiert - so viel wie seit zehn Jahren nicht mehr. Das entspricht einem Zuwachs von 18 Prozent im Vergleich zu 2016.
Angezogen werden die ausländischen Anleger zudem von den guten volkswirtschaftlichen Daten. Im vergangenen Jahr wuchs das Bruttoinlandsprodukt um 6,7 Prozent, wobei jedes Quartal noch einmal stärker als das vorangegangene war. Die Einzelhandelsumsätze stiegen stark, und die Tourismusbranche verzeichnete mit 13 Millionen Urlaubern einen neuen Rekord. Darüber hinaus blieb die Inflation relativ niedrig und verharrte im zweiten Halbjahr 2017 unterhalb von 3,5 Prozent.
Die vielversprechenden Makrodaten dürften Bestand haben und Vietnam als Anlageregion weiterhin attraktiv machen. Die Privatisierungswelle soll sich fortsetzen. "Die Regierung hat ehrgeizige Ziele für den Zeitraum 2017 bis 2020 festgelegt", sagt Ho. "Sie erwartet, dass 137 Staatsunternehmen teilweise privatisiert werden." Außerdem sollen die Obergrenzen für die Beteiligung ausländischer Investoren an vietnamesischen Unternehmen gelockert werden und so neue Zuflüsse in die Wirtschaft ermöglichen. Vor allem der Bankensektor, der am Aktienmarkt Vietnams den größten Anteil hat, würde von solchen Schritten profitieren.
2018 soll die Wirtschaft noch stärker zulegen als 2017: Ein Plus von 7,1 Prozent prognostiziert die Asiatische Entwicklungsbank. Die schnell wachsende Mittelschicht sorgt insbesondere für positive Aussichten beim Konsum.
Wer langfristig denkt, kann sich an der Wachstumsgeschichte Vietnams beteiligen. Dass die Hausse aber nicht auf Dauer so schwungvoll weitergehen kann, sollte Anlegern dabei bewusst sein. Die Korrektur in den vergangenen Tagen macht das deutlich. Nach dem Kurssprung der vergangenen Monate sind vietnamesische Aktien ohnehin nicht mehr preiswert. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis im Xtrackers FTSE Vietnam, einem ETF, der den vietnamesischen Aktienmarkt abbildet, lag Ende März bei 23,8.
Investor-Info
Xtrackers FTSE Vietnam
Kostengünstiger Einstieg
Einen Einstieg in die Börse in Hanoi ermöglicht der Xtrackers FTSE Vietnam. Der ETF bildet den FTSE Vietnam ab, der zurzeit 22 Aktien enthält. Der Index ist sehr unausgewogen: Die fünf größten Titel haben zusammen einen Anteil von zwei Dritteln. Auch die Sektoren sind ungleich gewichtet: Fast die Hälfte des Index besteht aus Finanzwerten. Doch auch wenn die Diversifikation zu wünschen übrig lässt, ist der Xtrackers-ETF die einfachste Möglichkeit, Vietnam ins Portfolio zu holen.
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