ETFs: Alles unter einem Dach
Mit Indexpapieren lässt sich einfach langfristig Vermögen aufbauen. Um optimal zu diversifizieren, bieten sich Dachfondskonstruktionen an.
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von Jörg Billina, Euro am Sonntag
Noch nie waren sie so gesucht: Seit Jahresanfang verbuchten börsennotierte Indexfonds in Europa 38,6 Milliarden Euro netto an Zuflüssen. Damit bringen es die auch Exchange Traded Funds (ETF) genannten Produkte mittlerweile auf die Rekordanlagesumme von 370 Milliarden Euro.
Auch in anderen Regionen der Welt erfreuen sich die passiven Investmentvehikel steigender Beliebtheit. Allein im August flossen der globalen ETF-Branche 18 Milliarden Euro neue Mittel zu. Nach Angaben des Londoner Analysehauses ETFGI stecken in ETFs, die Marktbarometer wie etwa den Aktienindex MSCI World oder das Anleihebarometer Barclays Global Aggregate Bond abbilden, mittlerweile 2,1 Billionen Euro.
Attraktiv und preiswert
Ihre Attraktivität ist schnell erklärt: ETFs sind im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds wesentlich günstiger: Der Ausgabeaufschlag entfällt, die jährlichen Kosten liegen deutlich unter einem Prozent, Performancegebühren werden nicht erhoben. Zudem erzielen die Produkte stets die gleiche Wertentwicklung wie der ihnen zugrunde liegende Index. Dagegen werden die von Investmentprofis aktiv gemanagten Fonds dem Anspruch der Anleger auf Mehrrendite nicht immer gerecht.
Die Vorteile der ETFs motiviert Anleger, sie nicht nur kurzfristig, sondern auch zum langfristigen Vermögensbau einzusetzen. Doch wie viele Indexfonds sind dafür notwendig? Welche Investmentthemen muss das Portfolio unbedingt abdecken? Da kann man leicht die Übersicht verlieren. Mittlerweile hat die Branche über 2.000 ETFs kreiert. Zudem gilt es, die verschiedenen Anlageklassen zu gewichten.
Nicht wenige Anleger fühlen sich mit der Frage der Diversifikation und langjährigen Steuerung eines ETF-Portfolios überfordert. Verzichten müssen sie trotzdem nicht. Denn die Gesellschaften haben Dachfonds oder dachfondsähnliche Konstruktionen aufgelegt, die die Vorteile passiver und aktiver Strategien miteinander verbinden. Ihr Ziel: Auf Dauer solide Erträge erzielen und Schwankungen so gering wie möglich halten. Um dies zu erreichen, verfolgen die Anbieter unterschiedliche Konzepte.
Auf streng wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht die Investmentphilosophie von Arero - der Weltfonds. Entwickelt hat sie Martin Weber, Finanzprofessor der Uni Mannheim. Seine Mission: "Wir wollen die Erkenntnisse der finanzwirtschaftlichen Forschung einem breiten Publikum zugutekommen lassen."
Die ganze Welt in sechs Indizes
Weber untersuchte diverse Anlageklassen im Zeitraum 1978 bis 2007 hinsichtlich ihres Ertrags- und Risikopotenzials. Das Ergebnis: Ein breit gestreutes Portfolio aus 60 Prozent globalen Aktien, 25 Prozent Renten und 15 Prozent Rohstoffen schnitt besonders gut ab. Diese Aufteilung der Mittel werde sich auch in Zukunft bewähren, ist Weber überzeugt. Der von der Deutsche Wealth und Asset Management aufgelegte Arero-Fonds - das Akronym steht für "Aktien, Renten Rohstoffe" - setzt die Erkenntnisse des Finanzprofessors mit gerade mal sechs Indizes konsequent um.
Der Aktienanteil basiert auf vier Indizes für Europa, Nordamerika, den Pazifikraum sowie für einen Korb aus 23 Schwellenländern. Damit spiegelt der Fonds die Wertentwicklung von mehreren Tausend Unternehmen in 43 Ländern wider. Die jeweiligen Weltregionen werden dabei aber nicht nach ihrer Börsenkapitalisierung, sondern gemäß ihrem Anteil am Weltbruttoinlandsprodukt gewichtet. So läuft der Fonds nicht Gefahr, sich in Märkten zu engagieren, die schon gut gelaufen sind und möglicherweise gerade vor einer Korrektur stehen.
Die Rentenkomponente wird durch den Index iBoxxEuro Sovereign repräsentiert. Er berücksichtigt die Entwicklung zahlreicher Eurostaatsanleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten und Bonitäten. Dank der Fokussierung auf in Euro aufgelegte Bonds geht der Fonds keine Währungsrisiken ein.
Mit dem DJ UBS Commodity Index Total Return 3 Months wiederum partizipiert der Fonds an den Entwicklungen physischer Rohstoffe wie Gold, Silber, Kupfer, Kaffee oder Baumwolle. Jeweils im Februar eines Jahres wird der Fonds auf seine Ausgangsgewichtung zurückgesetzt.
Bislang hat der Weltfonds die Anleger nicht enttäuscht. Seit Auflegung im Oktober 2008, dem Jahr der Lehman-Pleite, erzielte der Fonds 162 Prozent. Seit Jahresanfang legte er um 11,5 Prozent zu.
Warnsignale erkennen
Während der Arero-Fonds konsequent an der Gewichtung 60/25/15 festhält und einmal im Jahr die Ausgangsposition wieder einnimmt, passt der vor einem Jahr aufgelegte Stars Flexibel die Portfoliostruktur regelmäßig aktuellen Marktentwicklungen an. Manager Markus Kaiser hat derzeit 86 Prozent der Mittel in Aktien investiert, auf Renten entfallen zehn, auf Rohstoffe ein Prozent, der Rest ist Cash.
Die Gewichtungen sind das Ergebnis einer wöchentlich durchgeführten computergestützten Trendanalyse der Kursentwicklungen von mehr als 100 Indizes. "Anhand der Auswertung weiß ich, ob es sich weiter lohnt, in einem Markt engagiert zu bleiben, oder ob es Zeit ist, sich zu verabschieden", sagt Kaiser.
Seine Systematische Trend-, Allokations- und Risikosteuerung, kurz: Stars, die Kaiser bereits während seiner früheren Tätigkeit bei der Gesellschaft Veritas eingesetzt hat, zeigt ihm auch Über- und Untertreibungen an den Märkten an. So kann er dank des Stars-Systems gezielt Chancen wahrnehmen und vor allem Risiken frühzeitig erkennen. "Unser Bestreben ist es nicht, in guten Phasen besser als Markt abzuschneiden, sondern in Schwächezeiten die Verluste zu begrenzen", sagt Kaiser.
Nach Meinung des Fondsmanagers kommen Marktturbulenzen nicht über Nacht, sondern kündigen sich lange vorher an. "Das Stars-System hat bereits 2007 vor einer Krise gewarnt." Aktuell aber deutet laut Kaiser nichts auf ähnliche Verwerfungen hin.
Der db X-trackers Portfolio Total Return wiederum investiert konsequent antizyklisch. Das Portfolio bildet einen vom Mathematiker und Leiter des Instituts für Vermögensaufbau Andreas Beck entwickelten Index ab, der sich aus verschiedenen Anleihe- und Aktien-ETFs zusammensetzt. Ihre jeweilige Gewichtung sowie die Zusammensetzung des Index wird im Jahr mehrmals überprüft und gegebenenfalls verändert.
Bei der Auswahl konzentriert sich das Management vor allem auf die Ertragskraft der jeweilgen Subindizes. Laut Beck ist diese nach Markteinbrüchen hoch, das Verlustrisiko gering. Also zieht sich das Management systematisch aus teuren Märkten zurück und engagiert sich in günstigen Märkten. Der Anlageerfolg soll jedoch nicht in erster Linie aus Kurssteigerungen resultieren. Das Portfolio konzentriert sich vor allem auf planbare Erträge wie Zinsen und Dividenden. Physische Rohstoffe sucht man im Portfolio daher vergebens - für Beck ist diese Anlageklasse, bei der Erträge nicht planbar sind, "reine Spekulation".
Investor-Info
Arero - Der Weltfonds
Erprobte Diversifikation
Der Fonds spiegelt die Wertentwicklung von vier Aktien-, einem Renten- sowie einem Rohstoffindex wider. Die Ausgangsgewichtung beträgt 60, 25 und 15 Prozent, auf diese wird der Fonds einmal pro Jahr zurückgeführt. Die Nachbildung erfolgt mithilfe eines Swaps, den die Deutsche Asset und Wealth Management zur Verfügung stellt. Das Basisportfolio besteht aus variabel verzinslichen Anleihen. Deren Zinserträge werden an den Swap-Partner geliefert, der im Gegenzug die Wertentwicklung des Fonds liefert. Auf Sicht von drei Jahren erzielte der Arero 30 Prozent. Seit Auflegung im Oktober 2008 liegt die jährliche Durchschnittsrendite bei 8,8 Prozent.
Stars Flexibel
Keine fixen Quoten
Fondsmanager Markus Kaiser kann die Gewichtung der verschiedenen Anlageklassen zwischen null
und 100 halten. Die bislang hohe Gewichtung von Aktienindizes im Stars Flexibel schlägt sich in der Wertentwicklung positiv nieder. Der Fonds erzielte innerhalb eines Jahres ein Plus von 11,5 Prozent. Das Index-Universum des Stars Flexibel besteht aus über 100 Börsenbarometern, deren Trends wöchentlich überprüft werden. Auf Aktien aus Nordamerika entfallen derzeit knapp 22 Prozent, auf Aktien aus Europa 21 Prozent der Mittel. Der Fonds hat noch keine lange Historie, doch Kaiser hat sich als ETF-Stratege bereits bewährt. Die Kosten fallen allerdings relativ hoch aus.
DB X-trackers Portfolio TR
Stete Risikokontrolle
Das Management investiert in Aktien- und Rentenindizes, die derzeit mit 56,6 beziehungsweise 43,4 Prozent gewichtet sind. Der Aktienanteil umfasst sowohl etablierte Aktienmärkte als auch aufstrebende Märkte. Der db X-trackers MSCI Emerging Markets etwa ist derzeit mit knapp 19 Prozent im Portfolio vertreten. Die sogenannten Grenzmärkte bringen es auf ein Prozent. Um Spekulationsblasen zu erkennen, werden die für ein Investment infrage kommenden Aktienmärkte anhand des Shiller-KGV überprüft, das die durchschnittlichen Gewinne der vergangenen zehn Jahren ermittelt. Der Rentenanteil des Portfolios wird aus einer Auswahl an Staatsanleihen-, inflationsgebundenen Anleihen- sowie Geldmarktindizes zusammengestellt. Alle Indizes werden über db-X-trackers-ETFs nachgebildet.
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