Überraschender Preis: Credit Suisse hat den fairen Wert von Bitcoin ermittelt
Die Kryptowährung Bitcoin hat sich weit von ihren Rekordhöhen entfernt - seit Mitte Dezember hat sich der Wert der digitalen Währung zeitweise halbiert. Wegen der ungewissen Zukunft setzte sich die rasante Talfahrt auch in den letzten Tagen fort.
Werte in diesem Artikel
Fairer Wert des Bitcoin
Zum ersten Mal seit über einem Monat fiel der Bitcoin-Wert am Mittwoch unter die 10.000 Dollar-Marke. Negative Regulierungsnachrichten hatten die Bewertung der beliebtesten digitalen Währung belastet. Laut der Schweizer Bank Credit Suisse beträgt der faire Wert eines Bitcoin nur etwa die Hälfte des aktuellen Kurses.
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Neue Bewertungsmethode?
Der Credit Suisse-Analyst Damien Boey hat nun eine neue Bewertungsmethode entwickelt, bei welcher zwei äußerst relevante und wohl einzigarte Faktoren kombiniert werden: die Größe des Bitcoin-Netzwerks sowie der Renditespread bei BBB-Anleihen.
Boey testete zunächst die im November veröffentlichte Methode des Fundstrat-Analysten Thomas Lee. Dessen These zufolge gewinne der Bitcoin an Wert, je mehr Menschen das Netzwerk nutzten, ähnlich wie bei dem Social-Media-Giganten Facebook. Durch Lees Modell basierend auf der Anzahl der Bitcoin-Nutzer und dem durchschnittlichen Transaktionswert konnten innerhalb der letzten vier Jahre etwa 94 Prozent der Variation des Bitcoin-Werts erklärt werden.
Boey zufolge liefere diese Methode jedoch keine vollständige Erklärung. Der Credit Suisse-Analyst äußerte Zweifel an der statistischen Robustheit. Außerdem bestimme der Preis auch häufig die Größe des Netzwerks, nicht immer anders herum. Um die Mängel zu beheben, fügte Boey BBB-Kreditspreads der Bewertung hinzu.
Negative Korrelation
Damien Boey fand heraus, dass die Bitcoin-Preise eine stark negative Korrelation zu BBB-Kreditspreads, also der Differenz zwischen Renditen von US-Staatsanleihen mit BBB-Rating, aufweisen. Ihm zufolge müsse man diese Kreditspreads einfach beobachten, um zu sagen, wie sich der Kurs als nächstes verhalten wird. Eine Ausdehnung oder Verkleinerung der BBB-Kreditspreads um ein Prozent führe zu einem Rückgang oder Anstieg des Bitcoin-Werts um 100 logarithmische Punkte. "Im Extremfall könnte dies bedeuten, dass der Leverage-Effekt genutzt wurde, um Bitcoin-Investitionen im Laufe der Zeit zu finanzieren", so Boey. Alternativ könnte dies jedoch auch heißen, dass die Bewertung von Bitcoins "sehr sensibel ist für alles, was die Kreditspreads in den letzten Jahren getrieben hat", wie beispielsweise die quantitative Lockerung der Zentralbanken.
Auf der Grundlage der negativen Korrelation zwischen dem Bitcoin und Kreditspreads scheinen diese quantitativen Lockerungsmaßnahmen der globalen Zentralbanken tatsächlich dazu beigetragen haben, den Wert des Bitcoin zu stützen.
Der "wahre" Wert des Bitcoin
Dem Credit Suisse-Analysten zufolge sollte der faire Bitcoin-Preis derzeit bei etwa 6.000 US-Dollar liegen, beziehungsweise bei der Hälfte des aktuellen Kurses. Das bedeute, dass die Kryptowährung trotz des kürzlichen Einbruchs noch immer erheblich überbewertet sein könnte.
Deutliche Warnsignale
Boey macht sich Sorgen um die Dynamik des Bitcoin und die starke Instabilität. "Vielleicht haben Bitcoin-Investoren unwissentlich extrem gehebelte Positionen in der Kreditspread-Komprimierung übernommen", so der Analyst. Und weiter: "Wir glauben, dass sie sich der zugrundeliegenden Forderungen bewusst sein sollten. Schließlich sind die Kreditspreads auf ein historisch niedriges Niveau gefallen, und die Zentralbanken werden wahrscheinlich ihre Wertpapierkäufe reduzieren. Dadurch besteht weit mehr Aufwärtspotenzial als Abwärtstrend, was den Bitcoin-Preisen weitaus mehr Nachteile bringt als Vorteile."
Boey benennt in diesem Zuge zwei mögliche "Gefahrszenarien". Das eine beginnt bereits: Das Durchgreifen der Regierungen und das damit verbundene Einführen von Regulierungen bezüglich Kryptowährungen. Das andere Szenario beinhaltet die Ausweitung der Kreditspreads.
"Wenn beide Ereignisse eintreten, könnten die Bitcoin-Preise steil fallen", warnt Boey abschließend. "Bitcoin ist keine Absicherung gegen finanzielle Instabilität."
Redaktion finanzen.net
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