Wahlsysteme in der Kritik

So könnte die Blockchain das US-Wahlsystem verändern

05.11.24 06:03 Uhr

Blockchain-Technologie: Der Schlüssel zur Reform des US-Wahlsystems? | finanzen.net

Blockchain-Anwendungen sind zahlreich, das Potenzial scheint groß. Doch lässt sich dies auch auf Wahlen anwenden? Könnten durch digitales Wählen Vorwürfe von Wahlbetrug und Wahlfälschung dauerhaft der Vergangenheit angehören?

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US-Wahl 2020 hat Schwächen etablierter Wahlsysteme aufgezeigt
• Künftige Wahlen auf der Blockchain?
• Anwendungen noch nicht kurzfristig umsetzbar

Die anstehenden Wahlen in den USA haben nicht nur die US-amerikanischen Wahlberechtigten in ihren Bann gezogen, auch weltweit richten sich die Augen vieler Politikinteressierter auf den Wahlkampf in den USA. Ein Wahldebakel wie vor vier Jahren will man dabei in den Vereinigten Staaten tunlichst vermeiden.

US-Wahl 2020 war ein Krimi

Insbesondere die Briefwahl, die viele Wähler bei der letzten Wahl genutzt hatten, war 2020 bereits im Vorfeld - vorrangig aus dem Lager der Republikaner - als "betrugsanfällig" bezeichnet worden. Dass schlussendlich tatsächlich nicht alles rund lief, Briefwahlstimmen erst mit Verspätung eintrafen und daher auch als letzte ausgezählt werden konnten, wurde im Laufe der Nach-Wahl-Tage deutlich. Doch Unregelmäßigkeiten, wie sie der bisherige Amtsinhaber Donald Trump zuvor befürchtet hatte, konnten die Wahlbeobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) nicht feststellen.

Dennoch: Die Vorwürfe, dass es bei der US-Wahl nicht mit rechten Dingen zugegangen sein könnte, waren ausgesprochen und haben sich in den Köpfen vieler US-Wähler festgesetzt.

US-Wahlsystem immer wieder in der Kritik

Dabei ist es bei weitem nicht das erste Mal, dass im Zusammenhang mit den Präsidentschaftswahlen in den USA Kritik aufkam. Nicht nur das Wahlsystem, das es möglich macht, dass ein Kandidat in Summe mehr Stimmen als sein Herausforderer gewinnt, am Ende aber aufgrund der geringeren Anzahl der Wahlmänner dennoch der Unterlegene ist, wird viel diskutiert. Auch die Tatsache, dass die Auszählung der Stimmen in dem riesigen nordamerikanischen Land, das als eines der fortschrittlichsten der Welt gilt, noch immer recht antiquiert wirkt, wird von Beobachtern immer wieder als Kritikpunkt eingebracht. Die Infrastruktur ist teilweise veraltet, die Fehleranfälligkeit daher recht hoch. Einheitliche Geräte im ganzen Land sind Fehlanzeige, die Bundesstaaten selbst sind für die Durchführung der Wahlen zuständig, Art und Alter der dafür verwendeten Maschinen variieren teils massiv.

Dadurch steigt auch das Risiko, dass Hacker sich Zugang zu Wahlmaschinen verschaffen und die Wahlentscheidung beeinflussen könnten. Insbesondere ältere Geräte drohen, Ziel von Hackerangriffen zu werden. 2016 ist dies womöglich bereits einmal geschehen: Ermittlungen zufolge könnte der russische Geheimdienst Zugriff auf Teile des US-Wahlsystems bekommen haben und die Wahl zugunsten der Trump-Regierung beeinflusst haben.

Vorstöße bislang wenig erfolgreich

Diese Probleme anzugehen, dürfte eine Herausforderung werden. Helfen könnte dabei ein seit geraumer Zeit diskutierter Ansatz: Wahlen über die Blockchain durchzuführen. Schon 2020 äußerte sich Ethereum-Gründer Vitalik Buterin zu einem Vorschlag des damaligen Binance-CEO Changpeng Zhao, der eine Blockchain-basierte Wahl-App ins Spiel gebracht hatte. Buterin räumte ein, es gebe "technische Herausforderungen, um ein sicheres, kryptografisches Abstimmungssystem" zu etablieren, grundsätzlich halte er dies aber für möglich. Vier Jahre später hat sich bezüglich einer Nutzung von Blockchain-Wahlen aber kaum etwas getan.

Erste Vorstöße in diesem Bereich gab und gibt es in den USA zwar bereits: In West Virginia etwa wurde Voatz genutzt, ein Startup aus Boston, das insbesondere für lokale Wahlen und Parteiversammlungen eingesetzt wurde. Sicherheitsbedenken haben aber dazu geführt, dass die Nutzung bereits wieder eingestellt wurde, wie CoinDesk berichtete. Ohnehin sind Sicherheitsbedenken wohl das größte Argument für Kritiker von Blockchain-basierten Wahlen, immer wieder bringen Experten mögliche Hackerangriffe ins Spiel.

Cardano-Gründer spricht sich für Hybrid aus

Charles Hoskinson, der Gründer von Cardano, hat vor dem Hintergrund anhaltender Kritiken einen anderen Ansatz ins Spiel gebracht und die Vorteile eines hybriden Wahlsystems, das Blockchain und Papierstimmzettel kombiniert, um sowohl Transparenz als auch Nachprüfbarkeit zu gewährleisten, betont. Auf der Plattform X nannte der Kryptoexperte dies "die ultimative Mischung".

Hoskinson nahm dabei Bezug auf einen Vorstoß des Präsidentschaftskandidaten und Bitcoin-Enthusiasten Robert F. Kennedy Jr. , der mit Blick auf die Wahl in Puerto Rico anmerkte, dass dort ein Papierwahlsystem als Backup Wahlunregelmäßigkeiten hätte verhindern können, die durch den Einsatz von elektronischen Wahlmaschinen aufgetreten waren.

Wahl 2024 noch ohne Blockchain

Der duale Ansatz könnte das Wahlsystem in den USA tatsächlich revolutionieren. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass Kryptowährungen im Wahlkampf 2024 eine deutlich prominentere Rolle einnehmen, nachdem US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump sich zunehmend als kryptofreundlich positioniert hat, könnten die Bemühungen um ein digitales Wahlsystem Schwung aufnehmen. Für den Einsatz bei den diesjährigen Wahlen sind die Bemühungen von Experten aber noch nicht weit genug gediehen. Doch viele Digitalexperten trauen der Blockchain tatsächlich zu, die Voraussetzungen für freie und demokratische Wahlen erfüllen zu können. Die größten Kritikpunkte der US-Wahl - veraltete Wahlmaschinen, Ärger bei der Briefwahl, aber auch mögliche Manipulationen durch Wahlhelfer, die die Stimmen auszählen - würden auf diesem Weg komplett eliminiert.

Die aktuell wachsende Schnittstelle zwischen Krypto und Politik könnte bei künftigen Wahlen - nicht nur in den USA - eine entscheidende Rolle spielen. Doch bis dahin ist es möglicherweise noch ein weiter Weg. Denn zunächst müssen Blockchain-Prozesse in einer breiten Öffentlichkeit weiter etabliert werden, um das Vertrauen der Wahlteilnehmer in das System sicherzustellen. Die Sorge um die Sicherheit und Hackeranfälligkeit dürfte wohl zunächst die vorrangigste bleiben. Alle möglichen Sicherheitslücken müssten zweifellos ausgemerzt werden, was eine Mammutaufgabe in technischer Hinsicht bedeuten dürfte. Dass die ersten komplett digitalen Wahlen schon bald stattfinden werden, dürfte daher kurzfristig nicht zu erwarten sein. Voraussetzung dafür wäre ohnehin ein deutlich breiterer Rückhalt in der Bevölkerung, was neben einer großflächigen Informationskampagne wohl auch eine zunehmende Adaption von Kryptowährungen und Blockchain-Prozessen im Alltagsleben vieler Bürger voraussetzen würde.

Die Blockchain bringt Ansätze mit, um viele der Probleme aktueller Wahlen zu lösen, wirft allerdings auch neue auf. Bis es zu einer technischen Lösung kommt, mit der sich ein Großteil der Wahlberechtigten anfreunden kann, wird wohl noch eine ganze Weile vergehen.

Was man zudem nicht vergessen darf: Sollte es irgendwann zu einer verlässlichen Lösung kommen, wird man wohl nicht umhin kommen, zumindest den Bürgern, die auf Smartphone, Internet & Co. verzichten oder denen der Zugang dazu fehlt, eine Wahlalternative anzubieten, sodass wohl eine Blockchain-Wahl allenfalls ergänzend ins Auge gefasst werden könnte.

Redaktion finanzen.net

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