Zwischen Hoffen und Bangen
der Ukraine-Konflikt treibt die Kurse vor sich her, mal rauf, mal runter - nichts Genaues weiß man nicht, meint Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München
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Die Aktienmärkte reagieren zur Zeit unschlüssig - hin- und hergerissen von mal positiveren mal negativeren Nachrichten aus der Ukraine. Positiv ist die Widerstandskraft des ukrainischen Militärs, und dass eine schnelle Einnahme ukrainischen Territoriums misslungen ist. Die Russen scheinen vielmehr im Schlamm rund um Kiew steckengeblieben zu sein. Das hat auch dem deutschen Aktienindex DAX zu einer Erholungsrallye geholfen, die immerhin bis zu 60 Prozent der Verluste seit Jahresanfang wettmachen konnte.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Aktuell bröckeln die Kurse wieder etwas. Denn während sich die Lage an der Ostfront zumindest etwas "stabilisiert", fällt der Blick der Börsianer wieder mehr auf das zweite wichtige Thema Zinsen. Die Inflation galoppiert den Notenbankzielen zunehmend davon, und so lechzt der Markt geradezu nach Erhöhungen der Leitzinsen. Immer mehr Marktteilnehmer gehen davon aus, dass der nächste Zinsschritt der amerikanischen Notenbank kräftiger ausfallen muss und eher bei 0,50 Prozent anzusetzen ist.
Den Zinsgelüsten stehen aber vor allem in Europa die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs entgegen. Die Sanktionen treffen nicht nur Russland, sondern gerade auch industriestarke und exportorientierte Nationen wie Deutschland. Der politische Druck auf unsere Regierung steigt. Die in der Vergangenheit immer stärkere Ausrichtung auf russische Energieimporte bei gleichzeitiger Blockade alternativer Beschaffungswege - meist aus Umwelt-Gründen - rächt sich nun.
Seit über 20 Jahren wird der Bau eines Flüssiggas-Terminals an der deutschen Küste diskutiert und nie umgesetzt. Ausgerechnet unter einer grün gefärbten Regierung, die sich den möglichst raschen Ausstieg aus dem fossilen Energiemix auf die Fahne geschrieben hat, muss nun alles ganz schnell gehen. Nach dem Tesla-Modell "Erst bauen, dann fertig genehmigen lassen", soll schon bis Ende 2023 zumindest ein Teil der Gasimporte aus Russland ersetzt werden.
Sollte es jedoch in den nächsten Wochen doch noch zu einem Öl- und/oder Gasembargo kommen, könnte gerade die deutsche Wirtschaft in eine Rezession rutschen. Eine "Stagflation" - das heißt schwaches Wirtschaftswachstum bei hoher Inflation - könnte drohen. Verständlicherweise reagieren besonders die deutschen Politiker zurückhaltend auf die Idee einer weiteren Verschärfung der Wirtschaftssanktionen gegen Putin. Ohnehin ist zu befürchten, dass uns der Krieg noch lange beschäftigen wird, die Sanktionen aber erst mittelfristig ihre volle Wirkung entfalten. In der Zwischenzeit gibt es mit Ungarn schon die ersten Quertreiber. Und sollte in Frankreich eine Madame Le Pen reüssieren, dann dürfte es mit der europäischen Einigkeit schnell "perdu" sein. Die Unsicherheiten bleiben daher groß, gerade an den europäischen Märkten. Trotz Zinswende sind Investoren mit Anlagen in USA wohl aktuell besser bedient.
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