Eurokurs nähert sich zunehmend dem Dollar an - wie wahrscheinlich ist eine Parität?
Die europäische Gemeinschaftswährung geriet zuletzt immer mehr unter Druck. Einige Marktteilnehmer rechnen inzwischen damit, dass demnächst die Parität erreicht wird. Doch wie wahrscheinlich ist dieses Szenario wirklich?
Werte in diesem Artikel
• Euro im Abwärtstrend
• EZB und Fed nicht im Gleichschritt
• Mehrheit der Experten erwartet keine Euro-Dollar-Parität
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.In den letzten zwölf Monaten befand sich der Euro gegenüber dem US-Dollar in einem klaren Abwärtstrend und hat deutlich über 10 Prozent an Wert eingebüßt. Mitte Mai fiel der Eurokurs sogar unter die die Marke von 1,04 US-Dollar. Nun droht zum ersten Mal in zwanzig Jahren eine Parität.
Unterschiedliche Geldpolitik
Zahlreiche Faktoren wie der Ukraine-Krieg, Lieferkettenprobleme oder die starke Inflation haben die Risikobereitschaft der Anleger gedämpft. Vor diesem Hintergrund wird die US-Währung als "sicherer Hafen" verstärkt gesucht.
Doch insbesondere auch die auseinanderklaffende Geldpolitik der Notenbanken in den USA und der Eurozone trägt zur derzeitigen Dollar-Stärke bei. So haben nämlich die US-Währungshüter angesichts einer Inflationsrate auf einem 40-Jahreshoch bereits Mitte März die Zinswende eingeleitet und den Leitzins erwartungsgemäß um einen Viertel Punkt angehoben. Dies war die erste Zinserhöhung in den USA seit 2018. Es folgte im Mai eine weitere Erhöhung um sogar 0,5 Prozentpunkte auf eine Spanne von nun 0,75 bis 1,0 Prozent. Für den weiteren Jahresverlauf kündigte die US-Notenbank Fed weitere Erhöhungsschritte an und signalisierte dabei einen aggressiven Kurs.
Die Europäische Zentralbank (EZB) verhält sich im Vergleich dazu deutlich zögerlicher. Im Euroraum liegt der Einlagensatz derzeit bei minus 0,5 Prozent und bereits seit 2014 unter Null. Hier gingen die Währungshüter lange davon aus, dass die hohe Inflation nur vorübergehender Natur sei. Doch nun scheint auch bei der EZB ein Umdenken einzusetzen: "Ausgehend von den derzeitigen Aussichten werden wir wahrscheinlich in der Lage sein, die negativen Zinssätze bis zum Ende des dritten Quartals zu stoppen", schrieb Lagarde in einem Blogbeitrag auf der EZB-Website. Damit steuert nun auch die EZB auf die erste Zinsanhebung seit elf Jahren zu. Nach diesen Äußerungen legte die europäische Gemeinschaftswährung in einer ersten Reaktion deutlich zu und kletterte über 1,06 US-Dollar.
Was sagen Experten zu einer möglichen Parität?
Wie wahrscheinlich ist es nun, dass sich der Euro dem Greenback weiter annähert und womöglich sogar die Parität erreicht wird? Laut einem "CNBC"-Bericht wird dies zwar von einigen Marktteilnehmern erwartet, doch anscheinend ist die Mehrheit skeptisch, dass es tatsächlich zu einer Parität kommt.
So erklärte beispielsweise Sam Zief, Global Head of FX Strategy bei der JPMorgan Private Bank, dass er die Parität zwar für möglich aber doch eher unwahrscheinlich halte. Dazu müssten sich die Wachstumserwartungen für die Eurozone im Vergleich zu den USA derart verschlechtern, wie es unmittelbar nach der Ukraine-Invasion zu beobachten war. Doch selbst dann sei die Parität sein Worst-Case-Szenario.
Auch bei der Deutschen Bank geht man anscheinend nicht davon aus, dass der Euro bis zur Parität sinkt. Deutsche Bank Global Head of FX Research George Saravelos befürchtet nämlich nicht, dass der Eurozone eine Rezession droht. Vielmehr ist seiner Ansicht nach der Dollar derzeit zu hoch bewertet. Der "Sichere Hafen"-Aufschlag, der derzeit für den US-Dollar gezahlt werde, habe das "obere Ende des Extrems" erreicht. Für die kommenden Monate prognostiziert Saravelos deshalb, dass der Euro statt auf die Parität zu fallen vielmehr wieder bis auf 1,10 US-Dollar ansteigen wird.
Doch laut "CNBC" gibt es auch eine Minderheit, die glaubt, dass der Euro weiter bis zur Parität fallen wird. So geht beispielsweise Jonas Goltermann, Senior Markets Economist bei Capital Economics, davon aus, dass die EZB ihre Geldpolitik weniger aggressiv straffen wird als von den Märkten eingepreist. Zudem rechnet Goltermann mit weiteren Turbulenzen der globalen Wirtschaft, denen der Euro stärker ausgesetzt sei. Deshalb prognostiziert er, dass der Euro im Laufe dieses Jahres auf die Parität sinken wird, bevor er sich 2023 wieder in Richtung 1,10 US-Dollar erholen kann.
Redaktion finanzen.net
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