Token-Listings verraten

Urteil in Prozess um Insiderhandel mit Kryptowährungen: Ex-Coinbase-Manager muss für zwei Jahre ins Gefängnis

21.05.23 15:58 Uhr

Urteil in Prozess um Insiderhandel mit Kryptowährungen: Ex-Coinbase-Manager muss für zwei Jahre ins Gefängnis | finanzen.net

In den USA ist ein Urteil im laut Staatsanwaltschaft "ersten Prozess rund um Insiderhandel mit Kryptowährungen" gefallen. Ein ehemaliger Produktmanager der Kryptobörse Coinbase muss nun eine Haftstrafe von zwei Jahren verbüßen.

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• Ehemaliger Coinbase-Mitarbeiter gab vertrauliche Informationen weiter
• Mittäter nutzten Wissen über bevorstehende Token-Listings für "illegale Gewinne"
• Fluchtversuch von Ex-Coinbase-Mitarbeiter vereitelt - mehrjährige Haftstrafe

Am 9. Mai wurde das Urteil gegen den ehemaligen Coinbase-Produktmanager Ishan Wahi gesprochen. Wie die Staatsanwaltschaft des Southern District of New York in einer Pressemitteilung bekannt gab, kommt Wahi aufgrund seiner Vergehen für zwei Jahre in Haft. Zuvor hatte sich der Angeklagte schuldig bekannt. Wahi hatte während seiner Beschäftigung bei der Kryptobörse gezielt vertrauliche Informationen zu bevorstehenden Token-Listings genutzt, um gemeinsam mit seinem Bruder und einem Freund Insiderhandel zu betreiben.

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Zugang zu vertraulichen Informationen ausgenutzt

Laut der US-Staatsanwaltschaft arbeitete Ishan Wahi ab Oktober 2020 als Produktmanager bei Coinbase und war dabei einem Team zugeordnet, das sich mit der Listung neuer Krypto-Assets befasste. "In dieser Funktion war Ishan Wahi an dem streng vertraulichen Prozess der Notierung von Krypto-Assets an den Börsen von Coinbase beteiligt und verfügte über detaillierte und umfassende Kenntnisse darüber, welche Krypto-Assets Coinbase listen wollte und wann öffentliche Ankündigungen zu diesen Krypto-Asset-Listungen erfolgen sollten", heißt es in der Pressemitteilung. Obwohl Coinbase diese Informationen als streng vertraulich eingestuft und Angestellten verboten habe, mit anderen darüber zu sprechen oder gar Tipps zu geben, auf deren Grundlage gehandelt werden könne, habe Wahi genau das getan.

So informierte der damalige Coinbase-Produktmanager laut der Pressemitteilung sowohl seinen Bruder Nikhil Wahi als auch seinen Freund Sameer Ramani über bevorstehende Coin- und Token-Listings bei der Kryptohandelsplattform. Eine solche Notierung eines Krypto-Assets bei einer großen Kryptobörse wie Coinbase - oder auch nur ihre Ankündigung - geht in vielen Fällen mit einem Kursschub für das Asset einher, da es dadurch leichter zugänglich und besser handelbar wird. Diese erwarteten Kursgewinne wollten Ishan Wahi und seine Mitverschwörer offenbar ausnutzen und investierten laut US-Staatsanwaltschaft zwischen Juni 2021 und April 2022 bei mindestens 14 Gelegenheiten in Token, deren Listing bei Coinbase kurz darauf öffentlich angekündigt wurde. Dabei tätigten sie "illegale Geschäfte mit mindestens 25 verschiedenen Krypto-Assets und erzielten unrechtmäßig erworbene Gewinne in Höhe von insgesamt etwa 1,5 Millionen US-Dollar", wird FBI Assistant Director Michael J. Driscoll in einer Pressemitteilung zur Anklageerhebung aus Juli 2022 zitiert.

Twitter-Nutzer bemerkt verdächtiges Wallet trotz Verschleierungstaktiken

Nachdem Nikhil Wahi und Sameer Ramani die Tipps von Ishan Wahi erhalten hatten, hätten sie anonyme Ethereum-Blockchain-Wallets genutzt, um die entsprechenden Krypto-Assets zu erwerben. Um die Käufe zu verbergen, hätten sie laut Staatsanwaltschaft zudem Konten bei zentralen Börsen genutzt, die im Namen anderer geführt wurden, und über mehrere anonyme Ethereum-Blockchain-Wallets Gelder, Krypto-Assets und Erlöse transferiert. Außerdem hätten Nikhil Wahi und Ramani regelmäßig neue Ethereum-Blockchain-Wallets ohne vorherige Transaktionshistorie erstellt, um ihre Machenschaften weiter zu verschleiern. Nach den jeweiligen Listing-Ankündigungen von Coinbase seien die entsprechenden Krypto-Assets dann mit Gewinn wieder verkauft worden.

Aufgeflogen ist der Insiderhandel laut Pressemitteilung der US-Staatsanwaltschaft wohl vor allem durch einen Krypto-Influencer, der auf Twitter auf eine ETH-Adresse hingewiesen hatte, die rund 24 Stunden vor einer Listing-Ankündigung durch Coinbase für mehrere hunderttausend US-Dollar exakt die dort genannten Token gekauft hatte. Coinbase hatte den Vorfall daraufhin untersucht und Ishan Wahi als Schuldigen ausgemacht. Als seine Machenschaften aufflogen und er von seinem Arbeitgeber zu einem Meeting einbestellt wurde, versuchte Wahi offenbar noch, seine Mittäter zu warnen und nach Indien zu flüchten, wurde aber von der Polizei am Flughafen aufgehalten. Am 21. Juli wurden dann sowohl Ishan Wahi als auch sein Bruder Nikhil verhaftet und zusammen mit Sameer Ramani angeklagt - "wegen Verschwörung zum Überweisungsbetrug und Überweisungsbetrug im Zusammenhang mit einem Vorhaben, unter Nutzung vertraulicher Coinbase-Informationen Insiderhandel mit Kryptowährungsanlagen zu betreiben".

US-Staatsanwalt sieht in Urteil wichtiges Signal für Kryptobranche

Nach seinem Bruder, der laut "BTC-ECHO" bereits im Januar zu zehn Monaten Haft verurteilt worden war, muss nun auch Ishan Wahi für zwei Jahre ins Gefängnis. Die insgesamt vier Anklagepunkte gegen ihn hätten aber auch in einer noch höheren Haftstrafe resultieren können: Laut US-Staatsanwaltschaft beträgt die Höchststrafe für jeden Anklagepunkt 20 Jahre Haft. Zusätzlich zu der Gefängnisstrafe muss Wahi außerdem diverse Krypto-Assets wieder abtreten, die er im Zusammenhang mit dem Insiderhandel erhalten habe.

"Das heutige Urteil sollte allen Teilnehmern an den Kryptowährungsmärkten ein starkes Signal senden, dass die Gesetze eindeutig für sie gelten. Der Southern District of New York wird diejenigen, die Insiderhandel betreiben, voll zur Rechenschaft ziehen, unabhängig davon, ob ihr illegales Verhalten auf den Aktienmärkten oder auf dem Markt für Krypto-Assets erfolgt", kommentierte US-Staatsanwalt Damian Williams das Urteil laut Pressemitteilung.

Redaktion finanzen.net

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