Ruf nach Regulierung

Spillover-Effekte bei Bitcoin & Co.: IWF warnt vor Korrelation zwischen Kryptokursen und dem Aktienmarkt

20.01.22 23:52 Uhr

Spillover-Effekte bei Bitcoin & Co.: IWF warnt vor Korrelation zwischen Kryptokursen und dem Aktienmarkt | finanzen.net

In der Vergangenheit forderte der Internationale Währungsfond (IWF) wiederholt die Regulierung von Kryptowährungen wie dem Bitcoin. Studienergebnisse der Organisation sollen nun Belege dafür liefern, dass der Aktienhandel von volatilen Kryptokursen bedroht und regulatorische Maßnahmen dringend notwendig seien.

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• IWF fordert globale Krypto-Regulierung
• Korrelation zwischen Krypto- und Aktienmarkt
• Finanzstabilität bedroht

IWF warnt vor Risiken des Krypto-Handels

Erst kürzlich warnte der Internationale Währungsfonds (IWF) vor den Risiken, die mit dem Handel von Kryptowährungen einhergehen. So kritisierte die den Vereinten Nationen zugehörige Organisation etwa kürzlich, dass die beim dezentralen Handel vermeintlich herrschende Anonymität zu lückenhaften Daten führe und damit die Gefahr bestehe, dass die digitalen Assets für Geldwäsche oder zur Finanzierung von Terrorismus verwendet werden. Um dem Abhilfe zu schaffen, forderte der IWF eine umfassende Regulierung des Krypto-Geschäfts auf globaler Ebene. "Die Zeit drängt, und die Maßnahmen müssen entschlossen, schnell und weltweit gut koordiniert sein, damit die Vorteile zum Tragen kommen, aber auch die Schwachstellen beseitigt werden.", so die Organisation laut "CNBC".

Kryptowährungen auf dem Vormarsch

In einem Blogeintrag äußerte der IWF nun erneut seine Bedenken zu digitalen Währungen. So haben sich Bitcoin & Co. von einer "obskuren Anlageklasse mit wenigen Nutzern" mittlerweile zu einem festen Bestandteil des digitalen Handels gemausert, was sich auch daran zeige, dass der Marktwert aller Cybercoins von 620 Milliarden US-Dollar im Jahr 2017 auf nahezu 3 Billionen US-Dollar im November gestiegen sei, so die Institution. Auf der Krypto-Plattform "CoinMarketCap" beträgt die weltweite Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen zuletzt 1,97 Billionen US-Dollar (Stand vom 19. Januar 2022). "Krypto-Vermögenswerte stehen nicht mehr am Rande des Finanzsystems", erklären die IWF-Mitglieder Tobias Adrian, Tara Iyer und Mahvash S. Qureshi in dem Blogeintrag. Den starken Anstieg des Krypto-Marktwerts erklären sich die Autoren des Beitrags damit, dass der Trend sowohl Kleinanleger als auch institutionelle Investoren erreicht habe - und das trotz der hohen Volatilität, die der Handel mit Krypto-Assets mit sich bringe. Während Kryptowährungen in der Vergangenheit noch als moderne Alternative zum Aktienhandel galten, nähern sich die alternativen Investments mit der zunehmenden Massentauglichkeit auch immer mehr dem traditionellen Finanzmarkt, so eine Studie der Organisation.

Zusammenhang zwischen Kryptomarkt und Aktienhandel

Wie Adrian, Iyer und Qureshi in ihrem Beitrag schreiben, sei eine Korrelation zwischen Kryptowährungen und etwa Aktien zu erkennen, wodurch eine angestrebte Risikodiversifizierung durch beide Anlageklassen abgeschwächt werde. Dieser Zusammenhang sei jedoch erst seit Pandemiebeginn erkennbar. "Vor der Pandemie zeigten Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether nur eine geringe Korrelation mit den großen Aktienindizes", heißt es von Seiten des IWF. "Man ging davon aus, dass sie zur Risikodiversifizierung beitragen und als Absicherung gegen Schwankungen in anderen Anlageklassen dienen." Nachdem die Notenbanken mit niedrigen Zinssätzen auf den Corona-Crash reagierten, setzte hier aber eine Trendwende ein. "Sowohl die Kryptopreise als auch die US-Aktien stiegen angesichts der lockeren globalen Finanzbedingungen und der größeren Risikobereitschaft der Anleger in die Höhe."

Gemäß Daten, die der Institution vorliegen, betrug die Korrelation zwischen den Renditen des Bitcoin und dem S&P 500 in den Jahren 2017 bis 2019 durchschnittlich nur 0,01 Prozent. Zwischen 2020 und 2021 sprang der Korrelationskoeffizient jedoch auf einen Durchschnittswert von 0,36, da gemeinsame An- und Abstiege des Krypto-Urgesteins und des Index der 500 größten börsennotierten US-Unternehmen zu erkennen gewesen seien. Dieser Trend zeige sich auch in Schwellenländern: So sei die Korrelation zwischen Bitcoin und dem MSCI Emerging Markets Index in den beiden ersten Pandemiejahren gegenüber den Vorjahren um das 17-Fache auf 0,34 gestiegen, so die Studie des IWF. Damit weise die nach Marktkapitalisierung gewichtet größte Kryptowährung eine höhere Korrelation mit dem Aktienmarkt auf als etwa Gold, Investment-Grade-Anleihen oder auch bedeutende Währungen.

Finanzstabilität bedroht

Dies deute nun darauf hin, dass "die Vorteile der Risikodiversifizierung im Gegensatz zu den anfänglichen Annahmen begrenzt sind." Die Befürchtung der Organisation lautet, dass sich negative Entwicklungen am Kryptomarkt auch auf den Aktienmarkt übertragen und zu dessen Destabilisierung führen - besonders in Ländern, die eine hohe Adaption der Internetmünzen vorweisen können. Damit warnt die Organisation erneut vor einer zu tiefen Verzahnung von Kryptowährungen in Finanzsystemen der Länder, wie sie im vergangenen Jahr etwa in El Salvador zu beobachten war. Der mittelamerikanische Staat führte im September 2021 den Bitcoin als erstes Land der Welt als gesetzliches Zahlungsmittel ein - zum Missfallen des IWF. "Angesichts der hohen Preisvolatilität von Bitcoin birgt seine Verwendung als gesetzliches Zahlungsmittel erhebliche Risiken für den Verbraucherschutz, die finanzielle Integrität und die finanzielle Stabilität", schrieb das Institut im November in einem Bericht zur Lage in El Salvador, der der Nachrichtenagentur "Reuters" vorliegt. "Aufgrund dieser Risiken sollte Bitcoin nicht als gesetzliches Zahlungsmittel verwendet werden. Die Mitarbeiter empfehlen, den Geltungsbereich des Bitcoin-Gesetzes einzuschränken und drängen auf eine stärkere Regulierung und Überwachung des neuen Zahlungssystems."

Warnung vor Spillover-Effekten

Diese Risiken sieht der IWF in seinen Studienergebnissen nun belegt. So haben Untersuchungen der Einrichtung ergeben, dass die hohe Kursinstabilität beim Bitcoin während der Corona-Krise zu einem Sechstel der Volatilität des S&P 500 und zu einem Zehntel seiner Renditeschwankungen beigetragen habe. Eine negative Folge der hohen Korrelation zwischen Aktien- und Kryptomarkt könnte damit bedeuten, dass Anleger ihre Investitionen in Unternehmensanteile zurückschrauben. Aber nicht nur der Aktienhandel könnte von der Wechselwirkung belastet werden: "Spillover-Effekte in der umgekehrten Richtung - also vom S&P 500 auf Bitcoin - sind im Durchschnitt ähnlich groß, was darauf hindeutet, dass die Stimmung auf dem einen Markt in nicht unerheblicher Weise auf den anderen übertragen wird", warnen die Autoren.

Auch Stablecoins betroffen

Dieses Phänomen sei außerdem nicht nur bei regulären Kryptowährungen zu beobachten, sondern beziehe sich auch auf Stablecoins, deren Kurse an bestehende Fiatwährungen gebunden sind und damit eine deutlich geringere Volatilität als etwa die des Bitcoin aufweisen sollen. So erklären die IWF-Mitglieder in ihrem Textbeitrag, dass die Spillover-Effekte auf den Aktienmarkt auch auf den dominierenden Stablecoin Tether zurückzuführen seien und seit Beginn der Pandemie ebenfalls deutlich zugenommen hätten. Im Vergleich zum Bitcoin seien die Effekte jedoch deutlich geringer ausgefallen.

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Regulierung soll Abhilfe schaffen

Zusammenfassend schreibt die Organisation, dass Spillover-Effekte besonders in Zeiten großer Schwankungen an den Finanzmärkten zum Tragen kommen - etwa zu Beginn der Corona-Krise im März 2020. In Anbetracht dieser Warnung wiederholt der IWF damit seine Forderung nach einer weltweiten Regulierung des Krypto-Geschäfts. "Es ist daher an der Zeit, einen umfassenden, koordinierten globalen Regulierungsrahmen zu verabschieden, um die nationale Regulierung und Aufsicht zu steuern und die vom Krypto-Ökosystem ausgehenden Risiken für die Finanzstabilität zu mindern", heißt es im IWF-Blog. "Ein solcher Rahmen sollte Vorschriften umfassen, die auf die wichtigsten Verwendungszwecke von Krypto-Vermögenswerten zugeschnitten sind, und klare Anforderungen an regulierte Finanzinstitute in Bezug auf ihr Engagement und ihre Beteiligung an diesen Vermögenswerten festlegen." Darüber hinaus müssten offene Datenlücken im Handelsgeschäft schnellstmöglich geschlossen werden, um solche Risiken zu überwachen.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: TierneyMJ / Shutterstock.com, MANDEL NGAN/AFP/Getty Images

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