Reißerische Prognosen

Countdown zum Bitcoin-Halving: Analysten überbieten sich mit extremen Kurzielen

07.05.20 23:21 Uhr

Countdown zum Bitcoin-Halving: Analysten überbieten sich mit extremen Kurzielen | finanzen.net

Nur wenige Tage vor dem dritten Bitcoin-Halving überbieten sich viele selbsternannte Krypto-Experten mit unseriösen Kurszielen, Prognosen und Analysen und schaden somit der Reputation von Bitcoin und Co.

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• Anstehendes Halving sorgt für Euphorie
• Extreme Kursziele gehen zu Lasten der Reputation
• Bitcoin-Kurs schon 125 Prozent über März-Tief

Reißerische Kursziele und unrealistische Einschätzungen von selbsternannten Krypto-Experten über die zukünftige Kursentwicklung desBitcoins sind fast so alt, wie die Digitalwährung selbst. Gerade jetzt, unmittelbar vor dem dritten Bitcoin-Halving, überbieten sich die Analysten geradezu mit exorbitanten Prognosen.

Bitcoin-Halving - der Anstoß für die Euphorie

Da sich die Anzahl der auf dem Krypto-Markt verfügbaren Bitcoins nur durch aktives Mining erhöhen lässt, betreiben die sogenannten Bitcoin-Schürfer einen ordentlichen Rechenaufwand innerhalb des Bitcoin-Netzwerks. Für diesen Aufwand erhalten die Miner, sobald sie den Abschluss eines neuen Blocks errechnet haben, eine Belohnung, welche sich Block Reward bzw. Blockvergütung nennt. Diese dient den Schürfern als Anreiz, damit sie ihre eigene Rechenleistung, zur Berechnung der einzelnen Blöcke innerhalb der Blockchain, zur Verfügung stellen. Für viele Schürfer ist diese Tätigkeit dabei eine sehr lukrative Einkommensquelle.

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Damit die Anzahl von insgesamt 21 Millionen verfügbaren Bitcoins jedoch nicht zu schnell erreicht wird, ist im Code der Bitcoin-Blockchain festgehalten, dass immer nach 210.000 errechneten Blöcken ein sogenanntes Bitcoin-Halving stattfinden muss. Das Halving sorgt dann dafür, dass sich die Blockvergütung für die Miner halbiert. Während sich zu Beginn der Digitalwährung der Block Reward noch auf 50 Bitcoin belief, wird die Belohnung in den kommenden Tagen, zum dritten Mal in der Geschichte des Bitcoins, halbiert. So erhalten die Schürfer der Coins in wenigen Tagen nur noch 6,25 statt 12,5 Bitcoins für die Berechnung eines neuen Blocks innerhalb des Netzwerkes.

Um die Bitcoin-Miner, die aufgrund ihrer zur Verfügung gestellten Rechenleistung hohe Energiekosten zu tragen haben, trotz eines geringeren Block Rewards bei Laune zu halten, muss der Preis je Bitcoin, in Folge eines Halvings zwangsläufig angepasst werden. Denn wenn sich die Blockvergütung halbiert und der Preis pro Bitcoin nicht stiegt, wird das lukrative Mining urplötzlich zum Verlustgeschäft.

Krypto-Experten überbieten sich mit Kurzielen

Die Vergangenheit zeigt, dass bisherige Halvings im Nachgang zu außerordentlichen Kurssteigerungen beim Bitcoin geführt haben. Dieser Umstand führt nun dazu, dass viele vermeintliche Krypto-Experten nun einen neuen Bullenmarkt für die Digitalwährung ausrufen. So geht zum Beispiel der Co-Gründer der Krypto-Bank Nexo, Antoni Trenchev, fest davon aus, dass der Bitcoin im Nachgang des Halvings bis auf rund 50.000 US-Dollar steigen wird.

Aufgrund der aktuell sehr schnell steigenden Kurse am Krypto-Markt erhöhten und erneuerten in den zurückliegenden Tagen jedoch noch viele weitere Experten ihre Kursziele. Dazu zählen insbesondere die ewigen Bitcoin-Bullen Tom Lee, Mike Novogratz und Anthony Pompliano. Kursziele von weit über 100.000 US-Dollar pro Bitcoin sind in diesen Kreisen längst keine Ausnahme mehr. "Ich erhöhe offiziell mein Ziel für Bitcoin. Ich habe diese Prognose zum ersten Mal gemacht, als es bei 1 US-Dollar lag, und ich sagte, er könnte auf bis zu 100.000 US-Dollar klettern. Ich erhöhe mein offizielles Ziel zum ersten Mal seit acht Jahren und sage nun, er klettert auf 400.000 US-Dollar", so der bekannte Fernsehmoderator Max Keiser in einem Interview mit dem Nachrichtensender Infowars.

Des Weiteren glaubt auch der US-amerikanische Risikokapitalinvestor Tim Draper fest daran, dass der Bitcoin bis 2024 auf 250.000 US-Dollar klettern wird. Für das Jahr 2028 hat Bobby Lee, der CEO der Bitcoin-Wallet Ballet, sogar ein Kursziel von 500.000 US-Dollar ausgegeben. Das könnte Sie auch interessieren: JETZT NEU - Bitcoin & Co. über die finanzen.net App handeln - oder für Profis über die Börse Stuttgart Digital Exchange

Die Vergangenheit ist kein Garant für die Zukunft

Derartige Kursziele entziehen sich jedoch jeglicher fundamentalen Grundlage und führen dazu, dass die gesamte Krypto-Szene an Reputation verliert. Denn fundierte und nachvollziehbare Analysen kommen in der Regel ohne reißerische und frei erfundene Kursziele aus. Auch die Bitcoin-Bullen wissen nicht, wie sich die Digitalwährung zukünftig entwickeln wird. Zwar spricht das anstehende Bitcoin-Halving theoretisch für eine neue Rally, dennoch können die Ereignisse aus der Vergangenheit nicht einfach auf die Zukunft projiziert werden. Gerade Investoren, die an einen effizienten Markt glauben, sollten sich nun die Frage stellen, ob die Auswirkungen des anstehenden Bitcoin-Halvings nicht schon längst eingepreist sind. Denn der Bitcoin konnte seit seinem März-Tief, bei rund 3.900 US-Dollar, schon wieder weit über 125 Prozent an Wert gewinnen.

Pierre Bonnet / finanzen.net

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