Pilotprojekt

Digitale Protokollierung der Handelsströme: Gold-Industrie will Blockchain-Technologie gegen Schwarzhandel verwenden

12.04.22 20:29 Uhr

Digitale Protokollierung der Handelsströme: Gold-Industrie will Blockchain-Technologie gegen Schwarzhandel verwenden | finanzen.net

Zwei der größten Institutionen im internationalen Goldhandel starteten kürzlich ein Pilotprojekt, bei dem Handelsströme entlang der weltweiten Lieferkette von Gold in einer Blockchain registriert werden. Das Ziel: Die Offenlegung illegaler Aktivitäten. Die Blockchain-Technologie beweist damit einmal mehr ihre Multifunktionalität.

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• Globaler Goldhandel ist stark von illegalen Aktivitäten betroffen
• Blockchain-Technologie soll die Gold-Lieferketten offenlegen
• Effektives Anwendungsgebiet der Blockchain: Lieferkettenmanagement

Die bisweilen schläfrig wirkende, jahrhundertealte Goldindustrie scheint offen für neue Technologien zu sein. Wie "Bloomberg" kürzlich berichtete, planen zwei der weltweit größten Institutionen in der Goldbranche ein interessantes Pilotprojekt: Die London Bullion Market Association (LBMA) und der World Gold Council (WGC) wollen künftig die Handelsströme von Gold in einer Blockchain protokollieren.

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Pilotprojekt: Blockchain als Transaktionsregister für Goldhandel

Das Vorhaben von LBMA und WGC ist ein weiteres Beispiel dafür, wie multifunktional einsetzbar die Blockchain-Technologie ist. In dem konkreten Fall wollen die Goldbehörden die Blockchain-Technologie von aXedras und Peer Ledger nutzen. Wie "CoinTelegraph" berichtet, soll das Blockchain-Hauptbuch zur Registrierung und Verfolgung von Goldbarren in jeder Phase des Produktions- und Vertriebszyklus verwendet werden, inklusive Abbau, Lagerung, Transport und Kauf durch Schmuckhersteller. Der Name des Programms lautet "Gold Bar Integrity Program" (Goldbarren-Integritätsprogramm) und wird von zahlreichen börsennotierten Goldabbauunternehmen wie CME Group, Barrick Gold oder Newcrest Mining unterstützt. Wie LBMA und WGC betonen, handelt es sich zunächst um ein Pilotprojekt, das - sofern es in der Praxis Erfolge zeigt - rasch auf den gesamten Goldhandel ausgeweitet werden soll.

Ziel: Blockchain soll Goldschmuggel aus Konfliktregionen unterbinden

Das Ziel des digitalen Transaktionsregisters ist die bessere Nachvollziehbarkeit der Herkunft des Goldes, um auf dem Schwarzmarkt verkauftes Edelmetall zu erkennen und anschließend zu sanktionieren. Illegaler Bergbau, gefälschte Goldbarren, korrupter Goldabbau in Kriegsgebieten und Menschenrechtsverletzungen sind der Goldindustrie schon lange ein Dorn im Auge, zumal schwerwiegende Verbrechen im Abbau- und Handelsprozess von Gold wiederholt heftige Kritik in der Öffentlichkeit hervorrufen.

Nun soll die Digitalisierung der Lieferketteninformationen diesen Problemen Abhilfe schaffen: Der Vorteil der Blockchain-Technologie besteht darin, dass dieses manipulationssichere digitale Register nicht von einem zentralen registerführenden Akteur abhängig ist, sondern vielmehr für alle berechtigten Teilnehmer (also wohlgemerkt nicht für die Allgemeinheit) transparent ist. Wichtig hierbei: Buchführungs- und Leserechte können dabei je nach Akteur gestuft verteilt und somit an die unterschiedlichen Nutzergruppen und deren Bedürfnisse angepasst werden. Der CEO des World Gold Council, David Tait, erklärte seinen Twitter-Followern am 28. März 2022: "Dieses transformative Projekt ist der erste Schritt in Richtung hin zu einer besser abgestimmten Goldindustrie, in der wir zusammenarbeiten, um einen zugänglicheren und transparenteren Markt zu gewährleisten."

Blockchain hilfreich für Lieferkettenmanagement

Die Initiative der Goldinstitutionen ist nur eines von vielen Beispielen für die Nutzung der Blockchain im Rahmen des Lieferkettenmanagements. Laut Informationen von "Cointelegraph" nutzen über die Hälfte der Unternehmen, die in die "Blockchain 50"-Liste von Forbes für das Jahr 2021 aufgenommen wurden, die Distributed-Ledger-Technologie, um ihre Lieferketten- und Logistikprobleme zu lösen. Beispielsweise verkündete das US-amerikanische Rüstungsunternehmen Lockheed Martin im April 2021, es verwende die Blockchain-Technologie für das Lieferkettenmanagement in der Schweiz. Die Blockchain ist also nicht nur für digitale Assets wie Bitcoin oder NFTs relevant, sondern kann in der Realwirtschaft fundamentale Dienste bieten - so wie im globalen und äußerst kapitalintensiven Goldhandel.

Rekordhoch erreicht - Goldene Aussichten für die Goldbranche?

Wie steht es um den Goldpreis, dem Barometer für das Wohlergehen der Goldbranche? Nachdem das vergangene Jahr insgesamt enttäuschend für die Gold-Industrie verlief und der Dollar-Gold-Preis um etwa vier Prozent nachgab, begann 2022 sehr erfolgreich. Infolge der hohen geopolitischen Risiken rund um den Ukraine-Krieg sowie der ausufernden Inflationsraten konnte der Goldpreis bislang um 6,85 Prozent (Stand: 11. April 2022) zulegen. Gold kommt dabei zugute, dass viele Marktteilnehmer das Edelmetall als Inflationsschutz ansehen und durch ihr Kaufinteresse den Goldpreis erhöhen. Am 8. März 2022 markierte Gold sogar ein neues Rekordhoch bei 2.078,80 US-Dollar, kam aber anschließend zurück und notiert derzeit bei 1.971,88 US-Dollar.

Redaktion finanzen.net

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