Nach dem Zusammenbruch

Coinbase, Binance & Co: Diese Kryptofirmen hatten Geld bei FTX

23.11.22 23:59 Uhr

Coinbase, Binance & Co: Diese Kryptofirmen hatten Geld bei FTX | finanzen.net

Der schnelle Zerfall der Kryptobörse FTX erschüttert die Kryptobranche. Doch was ist mit den Unternehmen, die in die insolventen Krypto-Trader investiert hatten?

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• Abhebungsstopp führt zu teils massiven Ausfällen bei den Mitbewerbern
• Unternehmen bemühen sich um Transparenz und Nachweis der Liquidität
• Binance will als Markführer die Branche stützen

Nachdem Zweifel über die Kapitalreserven des Konzerns FTX des 30-jährigen Starinvestors Sam Bankman-Fried öffentlich wurden, flohen die Anleger in Scharen und zogen Kapital in Milliardenhöhe ab, eine Summe, die FTX nicht decken konnte. Das kam auch für viele Brancheninsider überraschend: "Der Niedergang von FTX ist selbst für die von Spekulationsexzessen und extremen Kursschwankungen geprägte Kryptobranche atemberaubend", schreibt beispielsweise die Nachrichtenagentur dpa-AFX.

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Betroffene Unternehmen bemühen sich um Transparenz

Die meisten Investoren haben ihre Einlagen bei FTX schon abgeschrieben, vermeldet die Nachrichtenagentur Reuters. Das Ausmaß der Verwicklungen und welche Konsequenzen die Pleite von FTX auf andere Unternehmen haben wird, sei aber aufgrund der Kürze der Zeit noch nicht abzuschätzen, so Reuters. Die Nachrichtenagentur hat jedoch einige Informationen über Unternehmen mit FTX-Investments zusammengestellt. Bekannte Unternehmen wie Binance, BlockFi, Coinbase, CoinShares oder Galaxy Digital haben nach dem Zusammenbruch von FTX Pressemitteilungen und Blogbeiträge verfasst, in denen sie ihr Risikomanagement und ihre Umsicht bei den getätigten Investitionen betonen und Transparenz zu beweisen versuchen.

BlockFi vor Insolvenz: Erhebliche Investitionen in Bankman-Fried-Unternehmen

Der angeschlagene Krypto-Lender BlockFi gab ein umfangreiches Engagement bei FTX zu: "Wir haben ein erhebliches Risiko gegenüber FTX und den damit verbundenen Unternehmen, das Verpflichtungen gegenüber Alameda, Vermögenswerte bei FTX.com und nicht in Anspruch genommene Beträge aus unserer Kreditlinie mit FTX.US umfasst." Die Kryptobank steuert laut Wall Street Journal unter Berufung auf Insiderkreise auf eine Insolvenz zu, Abhebungen sind weiterhin pausiert. Man habe wie alle anderen von der Situation via Twitter erfahren und könne den Betrieb aufgrund einiger Unsicherheiten derzeit nicht aufrecht erhalten.

Auch das bankrotte Kreditinstitut Celsius gab via Twitter ein 3,5 Millionen-Engagement in Serum-Token (SRM) auf FTX sowie nur mit FTT-Token besicherte Kredite des Bankman-Fried-Unternehmens Alameda Research bekannt.

Die Summe, die der Hedgefonds Galois Capital bei FTX investiert haben soll, wird auf rund 100 Millionen US-Dollar geschätzt, so Reuters. In einem Brief an die Investoren werde angegeben, dass es sich dabei um die Hälfte des verwalteten Vermögens handle. Die Kryptowährungsbörse Kraken, der US-Kryptowährungsmakler Genesis Trading sowie der US-Anbieter für digitale Lösungen, Silvergate Capital, sind laut eigener Angaben nur mit geringen Anteilen bei FTX engagiert und nicht maßgeblich von der Pleite betroffen.

Weniger umfangreiches Engagement und liquide Mittel

In einem Blogbeitrag auf der Unternehmensseite zeigt sich auch Coinbase transparent und gibt an, derzeit "Einlagen im Wert von 15 Millionen Dollar bei FTX [zu haben], um den Geschäftsbetrieb und den Kundenhandel zu erleichtern". Man halte, wie in den Jahresabschlüssen nachzulesen sei, die Kundengelder 1:1, habe von Beginn an in Risikomanagement investiert und sei in einer "starken Kapitalposition". Im dritten Quartal weist die Bilanz 5 Milliarden US-Dollar an Barmitteln und Barmitteläquivalenten aus.

Der größte europäische digitale Vermögensverwalter CoinShares ist laut eigenen Angaben mit 30,3 Millionen US-Dollar in FTX investiert, die Summe setze sich zusammen aus 190 Bitcoin und 1.000 Ethereum in ausstehenden Abhebungen, ca. 25,9 Millionen US-Dollar an USD und USDC sowie rund 110.000 US-Dollar an anderen Vermögenswerten. Der CoinShares-CEO Jean Marie Mognetti wird in der Pressemitteilung wie folgt zitiert: "Angesichts des hohen öffentlichen Interesses an der Finanzlage von FTX und im Sinne der Transparenz haben wir beschlossen, unser aktuelles Engagement bei FTX offenzulegen. Dank unseres umsichtigen Risikokonzepts hatten wir unser Engagement an der FTX-Börse als Reaktion auf die gestiegene Volatilität und Ungewissheit vor der Entscheidung von FTX, weitere Abhebungen einzufrieren, erheblich reduziert".

Der Kryptobörse Crypto.com ist es nach eigenen Angaben wohl ebenfalls gelungen, ihre Investitionen bereits vor dem Zusammenbruch von FTX drastisch zu reduzieren: Von der ursprünglich investierten Summe von einer Milliarde US-Dollar seien zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs noch unter 10 Millionen US-Dollar übrig gewesen. Man bemühe sich um Transparenz und sei der Überzeugung, dass Kryptobörsen verpflichtend Nachweise über ihre Reserven veröffentlichen sollten. Um das Vertrauen der Anleger wiederherzustellen, arbeite man zusammen mit Wirtschaftsprüfern daran, entsprechende Nachweise für Crypto.com zu veröffentlichen, ist auf der Homepage zu lesen.

Auch Galaxy Digital betont in der Gewinnmitteilung für das dritte Quartal seine Liquidität: "Mit einer Liquidität von 1,5 Milliarden US-Dollar, darunter mehr als 1,0 Milliarde US-Dollar in bar, befindet sich das Unternehmen weiterhin in einer starken Position für organisches und anorganisches Wachstum, während wir uns auf die Zukunft konzentrieren", wird dort Mike Novogratz, Gründer und CEO von Galaxy Digital, zitiert. Von den 76,8 Millionen US-Dollar, die Galaxy bei FTX investiert hat, sollen sich 47,5 Millionen Dollar zum Zeitpunkt des Auszahlungsstopps "im Abhebungsprozess" befunden haben.

Marktführer Binance interessiert: Erneute Versteigerung von Voyager Digital

Changpeng Zhao "CZ", CEO der Kryptobörse Binance, sagte auf deinem Twitter-Space-Event, dass er nur einen kleinen Teil seiner 580 Millionen US-Dollar-FTT Anteile habe verkaufen können, den größten Teil halte er nach wie vor. CZ hatte mit seinem Tweet, Binance wolle sich von seinen Anteilen trennen, den Stein Anfang November ins Rollen gebracht. Eine kurzfristig angekündigte Vereinbarung zwischen Binance und FTX zur Rettung von FTX sollte die Gemüter beruhigen, CZ ließ diese jedoch kurz darauf platzen.

FTX hatte Ende September den Zuschlag für den Kauf der Vermögenswerte von Voyager Digital in Höhe von rund 1,4 Milliarden US-Dollar erhalten. Nun steht Voyager Digital erneut zum Kauf; in der Zwischenzeit sollen keine Vermögenswerte zu FTX.US transferiert worden sein. Laut einem Bericht von CoinDesk soll nun Binance.US erneut auf Voyager bieten, nachdem das Unternehmen von Changpeng Zhao im letzten Bieterverfahren FTX unterlegen war.

Binance werde zudem einen Hilfsfonds für den Wiederaufbau der Krypto-Branche auflegen, um ins Straucheln geratene, aber solide Unternehmen zu stützen. "Binance will nicht der 'weiße Ritter' der Kryptowährung sein", äußerte der Chief Communications Officer von Binance, Patrick Hillmann, gegenüber CoinDesk. "Es gibt keine Luke Skywalkers oder Darth Vaders in der Branche. Dies ist ein Unternehmen, das als Marktführer am meisten zu verlieren hat und sich umschaut, um zu sehen, wo wir helfen können, die Branche durch einen schwarzen Schwan zu stützen."

Der Binance-CEO gibt via Twitter seinen Followern vermehrt Ratschläge für ihre Krypto-Investitionen, zuletzt rät er seinen Followern, abgesehen von FTX nicht in Projekte zu investieren, die nur mithilfe des Verlaufs ihrer eigenen Token überleben, nicht profitabel arbeiten oder Kredite beinhalten.

Redaktion finanzen.net

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