Metaverse-Flop

Metas Horizon Worlds enttäuscht: Meta-Großaktionär fordert Senkung der Metaverse-Ausgaben

19.11.22 23:47 Uhr

Metas Horizon Worlds enttäuscht: Meta-Großaktionär fordert Senkung der Metaverse-Ausgaben | finanzen.net

Das Metaverse der Facebook-Mutter Meta kam bei Nutzern bislang nicht besonders gut an und reißt auch in die Bilanz des Tech-Konzerns ein großes Loch. Daher fordert Altimeter Capital-CEO Brad Gerstner den Konzern nun dazu auf, die Investitionen in die Sparte zurückzuschrauben.

Werte in diesem Artikel

• Große Hoffnungen in Metaverse-Trend
• Kritik an Meta Horizon Worlds wächst
• Großaktionär plädiert für Einsparungen

Metaverse-Trend

Im vergangenen Jahr stand das Thema Metaverse hoch im Kurs. Die "nächste Generation des Internets", wie das Konzept auch oft genannt wird, soll virtuelle Welten ermöglichen, in denen sich Nutzer digital austauschen können. Neben noch jüngeren Anbietern wie The Sandbox oder Decentraland sind auch einige Tech-Größen in den Trend involviert. So bietet etwa der Chip-Konzern NVIDIA mit seinem Omniverse eine Plattform, auf der Metaverse-Anwendungen erstellt und betrieben werden können. Dort können individuelle 3D-Modelle erstellt und virtuelle Umgebungen schnell simuliert werden, verspricht das Unternehmen. Zu den Metaverse-Unternehmen zählt außerdem - wie der Firmenname vermuten lässt - die Facebook-Mutter Meta Platforms.

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Facebook wird Meta Platforms

Unternehmenschef Mark Zuckerberg hat ein solches Vertrauen in die digitalen Welten, dass er den Facebook-Konzern im vergangenen Jahr kurzerhand in Meta Platforms umbenannte. "Die nächste Plattform wird noch immersiver sein - ein verkörpertes Internet, bei dem Sie in die Erfahrung eintauchen und nicht nur darauf schauen. Wir nennen dies das Metaverse, und es wird jedes Produkt betreffen, das wir bauen", kündigte der CEO im Oktober 2021 in einem Schreiben an. "Um zu zeigen, wer wir sind und welche Zukunft wir aufbauen möchten, bin ich stolz darauf, Ihnen mitteilen zu können, dass unser Unternehmen jetzt Meta heißt." Damit vereint der Konzern die Anwendungen Facebook, Instagram und WhatsApp, aber auch die Metaverse-Sparte unter dem neuen Firmennamen.

Metaverse-Erfolg bleibt bislang aus

Eine erste Metaverse-Version bietet das Zuckerberg-Unternehmen mit Meta Horizon Worlds bereits an. "Es ist ein ständig wachsendes soziales Universum, in dem Sie mit Freunden abhängen, neue Leute kennenlernen, Spiele spielen, coole Events besuchen und über 10.000 Welten und Erfahrungen erkunden können", heißt es dazu auf der Webseite des Konzerns. Die kostenlose App kann allerdings nur in Kombination mit den VR-Headsets der Meta Quest-Reihe genutzt werden. Für Kritik sorgte in der Vergangenheit außerdem die verhältnismäßig einfache Grafik des VR-Spiels sowie vereinfachte Avatare, die bislang noch ohne Unterkörper auskommen mussten. Im Oktober kündigte Zuckerberg nun aber einige grafische Verbesserungen an. Für Paul Tassi vom Wirtschaftsmagazin "Forbes" laufen die Entwicklungen jedoch in einem zu langsamen Tempo ab. "Wenn die wichtigste Ankündigung die Tatsache ist, dass man nach Jahren und Jahren der Investition kurz davor steht, virtuelle Charaktere mit Beinen zu debütieren, ist etwas schief gelaufen", so der Tech-Experte.

Zu teure Hardware

Gleichzeitig mit den Software-Updates kündigte der Meta-Chef außerdem eine neue VR-Brille an - die Meta Quest Pro. Ist das nach wie vor verfügbare Einsteigermodell Meta Quest 2 bereits ab 399,99 US-Dollar zu haben, werden für die Pro-Variante je nach Konfiguration mindestens 1.499,99 US-Dollar fällig. "Zuckerberg enthüllte ein 1.500-US-Dollar-Headset Oculus Pro, [das so viel kostet wie] eine PS5, Xbox Series X und Quest 2 zusammen", bemängelte Tassi. "Das ganze Problem mit Mark Zuckerbergs Faszination für das Metaversum besteht darin, dass er versucht, eine Science-Fiction-Realität zu erzwingen, lange bevor der Rest der Gesellschaft will oder braucht, dass sie tatsächlich existiert. Seine Version eines AR/VR-basierten Metaversums bleibt eine Nische, nicht etwas, auf das sich ein Billionen-Dollar-Unternehmen konzentrieren könnte."

Nutzerzahlen bleiben hinter Erwartungen zurück

Untermauert wird diese Vermutung von den niedrigen Nutzerzahlen des Dienstes. Wie interne Dokumente des Konzerns zeigen, die dem "Wall Street Journal" vorliegen, wird Horizon Worlds im Monat von weniger als 200.000 Mitgliedern genutzt. Anfangs hatte sich Meta zum Ziel gesetzt, im Monat 500.000 aktive Nutzer zu zählen, revidierte diese Zahl dann jedoch auf 280.000. Dem Bericht der Tageszeitung zufolge kehrt der Großteil der Nutzer nach dem ersten Monat nicht mehr zur Anwendung zurück. Auch seien die Nutzerzahlen seit dem Frühjahr stetig zurückgegangen. Zum Vergleich: Facebook, Instagram und WhatsApp kommen im Schnitt zusammen auf mehr als 3,5 Milliarden Nutzer pro Monat. "Eine leere Welt ist eine traurige Welt", zitiert das Blatt aus einem internen Meta-Dokument.

Meta-Aktie seit Umbenennung unter Druck

Im dritten Quartal 2022 musste Metas Sparte Reality Labs, die die Metaverse-Bemühungen des Konzern entwickelt, einen operativen Verlust in Höhe von etwa 3,7 Milliarden US-Dollar hinnehmen. Auf Jahressicht beträgt das Minus bereits 9,4 Milliarden US-Dollar. Zuckerberg geht davon aus, dass die Verluste des Bereichs 2023 weiter zunehmen könnten. Als Reaktion auf die schwachen Daten will der Konzern offenbar zahlreiche Stellen streichen, wie es in Medienberichten hieß. Dem Wall Street Journal zufolge müssen mehrere Tausend Mitarbeiter um ihre Jobs bangen.

Die Probleme, die sich Meta mit seinem Fokus auf die digitale Welt eingebrockt hat, zeigen sich auch am Aktienkurs des Unternehmens. Kurz vor der Umbenennung erreichte der Konzern kurzzeitig eine Marktkapitalisierung von einer Billion US-Dollar. Davon kann Zuckerberg mittlerweile aber nur noch träumen. Bei einem Aktienkurs von zuletzt 113,23 US-Dollar beträgt der Börsenwert des Konzerns noch 310,46 Milliarden US-Dollar (Stand: Schlusskurs vom 16. November 2022). Innerhalb eines Jahres hat die Meta-Aktie bereits 66,34 Prozent an Wert eingebüßt.

Meta ist "in das Land der Exzesse abgedriftet"

Den weiteren Kursverfall will offenbar auch Brad Gerstner, CEO von Altimeter Capital, nicht mehr hinnehmen. Zum Ende des zweiten Quartals hielt die Investmentgesellschaft 2,458 Millionen Aktien des IT-Konzerns. Das starre Festhalten am Metaverse ist dem Großaktionär damit schon seit längerem ein Dorn im Auge. In einem offenen Brief an Zuckerberg schrieb Gerstner nun, dass man das Vorhaben Metas unterstütze, "kontinuierlich in eine produktorientierte Zukunft und die Mission zu investieren, die Welt offener und vernetzter zu machen", der Konzern dabei aber von seinem Weg abgekommen sei. "Wie viele andere Unternehmen in einer Nulltarif-Welt ist auch Meta in das Land der Exzesse abgedriftet - zu viele Leute, zu viele Ideen, zu wenig Dringlichkeit. Dieser Mangel an Konzentration und Fitness wird verdeckt, wenn das Wachstum einfach ist, aber tödlich, wenn das Wachstum verlangsamt und sich die Technologie ändert", warnte der Altimeter-Chef.

Vertrauen der Investoren verloren

So habe Meta die Ausgaben aufgestockt, gleichzeitig sei aber das Vertrauen der Investoren verloren gegangen. "Die gängige Meinung - Presse und Investor - ist, dass das Kerngeschäft im vergangenen Herbst an eine Wand gefahren ist. Infolgedessen drehte das Team das Unternehmen hastig in Richtung Metaverse - einschließlich einer überraschenden Umbenennung des Unternehmens in Meta", so Gerstner weiter. "Schlimmer noch, diese Skepsis schien sich durch einen fast sofortigen und beträchtlichen Ausfall der Finanzergebnisse und eine anhaltende Underperformance im Jahr 2022 zu bestätigen." Dass diese Rechnung nicht aufging, sieht der Investor durch den schwachen Aktienkurs bestätigt.

Maßnahmen gefordert

Um wieder zu seinen Kernkompetenzen zurückzufinden und gleichzeitig das Vertrauen von Investoren, Mitarbeitern und der Tech-Branche zurückzuerobern, müsse Meta drei Ziele erfüllen: So sollten die Personalkosten um 20 Prozent abgebaut, die jährlichen Investitionen um mindestens 5 Milliarden US-Dollar auf 25 Milliarden US-Dollar gesenkt und die Ausgaben in die Metaverse-Technologie auf maximal 5 Milliarden US-Dollar im Jahr gedrosselt werden. Sollte Meta diese Maßnahmen umsetzen, könne der freie Cash Flow des Unternehmens 2023 um mindestens 20 Milliarden US-Dollar erhöht werden, so die Einschätzung des Großinvestors. Davon würde auch der Aktienkurs Metas profitieren.

Verwirrung um Metaverse-Trend

Gerstner sieht am Hype um Metas Metaverse-Bestreben vor allem als problematisch, dass das Thema zu viel Aufmerksamkeit und Verwirrung mit sich bringe, was sicherlich auch der Umbenennung des Konzerns geschuldet sei. So entstehe der Eindruck, dass das Unternehmen sich vollständig auf die Metaverse-Technologie fokussiere, was nicht der Realität entspreche. Zusätzlich sei einem Großteil der Menschen laut dem Chef der Investmentgesellschaft gar nicht klar, was man unter dem Konzept Metaverse überhaupt verstehe - ein Kritikpunkt, den auch Apple-CEO Tim Cook kürzlich äußerte. "Wenn das Unternehmen 1 bis 2 Milliarden US-Dollar pro Jahr in dieses Projekt investieren würde, wäre diese Verwirrung möglicherweise nicht einmal ein Problem. Sie würden einfach im Stillen Forschung und Entwicklung betreiben und die Investoren würden sich auf das Kerngeschäft und die Durchbrüche in der KI konzentrieren", betonte Gerstner. "Stattdessen hat das Unternehmen Investitionen von 10 bis 15 Milliarden US-Dollar pro Jahr in ein Metaverse-Projekt angekündigt, das größtenteils AR / VR / immersive 3D / Horizon World umfasst und dass es 10 Jahre dauern kann, bis Ergebnisse erzielt werden."

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: rafapress / Shutterstock.com, Meta

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