Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz lässt "Potenziale der Blockchain-Technologie für Klimaschutz und Energiewende" untersuchen
Das Thema Nachhaltigkeit und damit verbunden der Klimaschutz und die Versorgung mit sauberer Energie haben in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Eine Kurzstudie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz beschäftigt sich mit den Potenzialen der Blockchain-Technologie im Bereich Klimaschutz und Energiewende.
• BMWK hat Studie zu Potenzialen der Blockchain-Technologie in Auftrag gegeben
• Insbesondere drei Einsatzfelder für Blockchain-Technologie identifiziert
• Experten haben mögliche Handlungsfelder und Handlungsoptionen diskutiert und definiert
Kurzstudie zu Potenzialen der Blockchain-Technologie
Der Fachdialog Blockchain, eine modular aufgebaute interdisziplinäre Workshop- und Studienreihe, veröffentlichte Anfang des Monats eine Kurzstudie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), die sich mit den Potenzialen der Blockchain-Technologie für Klimaschutz und Energiewende beschäftigt. Bei diesem Schwerpunktthema handelt es sich, wie es in der Studie heißt, um das vierte und vorerst abschließende Modul. Zuvor hatte sich der Fachdialog Blockchain bereits mit den Themen "Token-Ökonomie", "Nachhaltigkeit im Kontext der Blockchain-Technologie" und "Blockchain im Mittelstand" beschäftigt.
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Im Zentrum der aktuellen Studie stehen die Fragen, worin die Chancen und Hindernisse des Einsatzes der Blockchain-Technologie in den Bereichen des Energie-, Emissions- und Transparenz- und Nachhaltigkeitsmanagement bestehen, wie Führungskräfte deutscher Unternehmen den Einsatz der Blockchain-Technologie in diesen Bereichen einschätzen und welche Handlungsoptionen der öffentlichen Hand zur Verfügung stehen, die förderlich für den Blockchain-Einsatz für den Klimaschutz und die Energiewende sein können.
Die Studie beruht auf den Erkenntnissen eines interdisziplinären Workshops mit Blockchain-Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung, einer Expertenkonsultation zu Beginn des Fachdialogs und einer Befragung unter 200 Führungskräften aus Blockchain-erfahrenen deutschen Unternehmen in energieintensiven Branchen.
Mögliche Einsatzfelder der Blockchain-Technologie
Wie es in der Kurzstudie heißt, habe die Blockchain-Technologie, "durch ihre dezentrale Architektur, der Möglichkeit zu einem verbesserten Tracking und Tracing sowie der automatisierten Abwicklung von Transaktionen" das Potenzial, einen wertvollen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele und der Energiewende zu leisten. Als Einsatzfelder für die Blockchain-Technologie hätten sich vor allem das Emissionsmanagement, das Energiemanagement und das Transparenz- und Nachhaltigkeitsmanagement identifizieren lassen.
So würden sich im Emissionsmanagement Anwendungsmöglichkeiten im Europäischen Emissionshandelssystem als auch im Carbon-Offsetting (Kompensation bereits ausgestoßener Emissionen) oder -Insetting (Reduktion von Emissionen entlang der eigenen Wertschöpfungskette) ergeben. Im Energiemanagement könnte die Blockchain-Technologie zum Beispiel in der Abwicklung des P2P-Energiehandels und beim Monitoring und der Nachverfolgung von Energie aus nachhaltiger Erzeugung eingesetzt werden. Außerdem könnten "blockchainbasierte Anreizsysteme geschaffen werden". Diese könnten "zu einem nachhaltigeren, saubereren Energieverbrauch führen und / oder dazu animieren, selbst als Energieerzeuger aufzutreten ("Prosumer")". Die Studie ergab zudem, dass der Einsatz von Blockchain-Technologie im Bereich Transparenz- und Nachhaltigkeitsmanagement dazu beitragen könne, "Allmendeproblematiken", also Probleme, die bei der Nutzung frei verfügbarer, aber begrenzter Ressourcen auftreten, "zu überwinden oder zumindest abzumildern". Daneben könne "der Gefahr der adversen Selektion" - auch als Negativauslese bezeichnet, die zur Verdrängung guter Qualität und letztlich zum kollabieren der Märkte führen kann - und insbesondere dem Greenwashing als einer Form der adversen Selektion, vorgebeugt werden.
So schätzen Führungskräfte deutscher Unternehmen die Potenziale ein
Die Auswertung der Umfrage unter Führungskräften deutscher Unternehmen mit Blockchain-Erfahrung deute, wie es in der Kurzstudie heißt, darauf hin, "dass die nachhaltige Leistungsfähigkeit der Unternehmen […] durch den Einsatz der Blockchain-Technologie gestärkt werden kann". Dies gelte besonders in den Bereichen Emissions- und Energiemanagement. Hier könnten Unternehmen mit Hilfe der Blockchain-Technologie Effizienzgewinne erzielen, "sowohl bei der eigentlichen wirtschaftlichen Aktivität (bspw. im dezentralen Energiehandel) als auch beim Erfüllen regulatorischer Bestimmungen (bspw. im Zertifikatehandel)". Damit stünden ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit stärker im Einklang. Aus den Daten lasse sich jedoch auch ableiten, dass das Transparenz- und Nachhaltigkeitsmanagement einen geringeren Effekt auf die Effizienz bei der Verwendung von Ressourcen habe. Der Fokus richte sich in diesem Bereich eher auf den Nachhaltigkeitsnachweis von Produkten oder Prozessen, weshalb hier eine "stärkere Anreizsetzung durch den Gesetzgeber gefragt" sei, "um ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen".
Handlungsfelder und Handlungsoptionen
Wie es in der Studie heißt, "wurden im Rahmen des Fachdialogs zur Adressierung der bestehenden Hemmnisse und Hürden des Blockchain-Einsatzes zum Zwecke des Klimaschutzes und der Energiewende" Handlungsfelder und innerhalb dieser auch mögliche Handlungsoptionen definiert.
Im ersten Handlungsfeld gehe es darum, Verbraucher und Unternehmen zu sensibilisieren und zu unterstützen, "um Anreize für blockchainbasierte Lösungen mit dem Ziel der Nachhaltigkeitssteigerung zu schaffen". Zu den möglichen Handlungsoptionen innerhalb dieses Handlungsfeldes zähle, "der bestehenden Lücke im Wissenstransfermanagement im Hinblick auf die Einsatzpotenziale der Blockchain im Kontext von Klimaschutz und Energiewende mit breit angelegten Informations- und Qualifizierungskampagnen zu begegnen". Diese sollten den Unternehmen "Unterstützung entlang der gesamten Befähigungskette" bieten. Eine weitere Option, die während des Workshops mit Blockchain-Experten entwickelt und diskutiert wurde, sei es, die Bemühungen zu intensivieren, "Entwickler / Anbieter und potenzielle Anwender über Matchmaking-Aktivitäten zu vernetzen". Damit solle der "Aufbau von nachhaltigen Blockchain-Ökosystemen" gefördert und gestärkt werden. Des Weiteren glauben die Experten, dass Maßnahmen ergriffen werden sollten, mit denen der Aufwand für die Implementierung von Blockchain-Lösungen bei Unternehmen gesenkt wird.
Im zweiten Handlungsfeld gehe es darum, "Qualitätsstandards und Rechtssicherheit" sicherzustellen, "um Vertrauen in nachhaltige Blockchain-Lösungen zu schaffen". Hier könne eine Option darin bestehen, mit Hilfe von Zertifizierungen oder Labels "eine Art ‚Blockchain-TÜV‘ […] für den technischen Aufbau als auch für den Dateninput der Blockchain" zu implementieren. Daneben sind die Experten der Meinung, dass "die Standardisierungs- und Normierungsbemühungen, insbes. bei den Oracles, vorangetrieben werden und eine anschließende Bezugnahme auf die Standards im Regulierungsrahmen erfolgen" sollte. Dadurch sollten die Verbindlichkeit erhöht und Mindeststandards definiert werden. Wie es in der Studie heißt, sollten darüber hinaus "eindeutige, anreizkompatible (steuerrechtliche) Rahmenbedingungen für tokenbasierte Lösungen geschaffen werden, um Hemmnisse für deren Einsatz" abzubauen. Bei der Anwendung der Blockchain-Technologie im Bereich kritischer Infrastruktur sei zudem "darüber nachzudenken, Sandboxes bzw. Testbeds zu implementieren, um in diesen Systemen Verantwortlichkeiten zu definieren, die der Gewährleistung der Versorgungssicherheit dienen".
Im dritten Handlungsfeld steht die Stärkung der Supranationalen Strukturen und Zusammenarbeit im Fokus, "um die Diffusion von blockchainbasierten Anwendungen für den Klimaschutz zu fördern und zu skalieren". Laut den Experten dürfte es sinnvoll sein, dass sich deutsche Regulatoren und Blockchain-Experten intensiver "an internationalen Standardisierungsprozessen und Normungsverfahren" beteiligen. So solle "die Marktreife der blockchainbasierten Lösungen" gestärkt werden, damit diese im Kampf gegen den Klimawandel eingesetzt werden könnten. Des Weiteren solle, aufgrund der schnellen technologischen Entwicklung im Blockchain-Bereich und dem Handlungsdruck in Sachen Klimaschutz, darüber nachgedacht werden, die Evaluationszeiträume, die der Standardisierung zugrunde liegen, zu verkürzen. Außerdem sei zu prüfen, "ob die Einführung einer "Ledger of Ledgers" zur Verknüpfung der heterogenen staatlichen Emissionshandelssysteme im Sinne von Artikel 6.2 des Pariser Klimaabkommens sinnvoll erscheint". So könne "dem gegenwärtigen "Double Counting"-Problem der Emissionszertifikate" begegnet werden.
Bleibt zunächst einmal abzuwarten, in welche Bereiche die Blockchain-Technologie tatsächlich Einzug hält und wie sie zum Klimaschutz und der Energiewende beitragen kann. Wie es in der Studie heißt, seien allerdings innovative Ansätze nötig, damit Deutschland seine selbstgesteckten Ziele in Sachen Klimaschutz und Energiewende für das Jahr 2030 erreichen kann. Die bisher getroffenen Maßnahmen seien nicht ausreichend gewesen, habe die "Eröffnungsbilanz Klimaschutz" des BMWK gezeigt.
Redaktion finanzen.net
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