In Hongkong wird das Geld knapp: Schlägt jetzt die große Stunde von Bitcoin?
Seit mehreren Wochen erschüttern Proteste von Regierungsgegnern Hongkong. Die Bevölkerung deckt sich angesichts der unsicheren Lage offenbar verstärkt mit Bargeld ein - doch das soll zunehmend knapper werden.
Werte in diesem Artikel
• Berichte über Banken-Run in China
• Immer mehr Menschen tauschen ihre Fiat-Währung in Krypto-Token
• Proteste gehen unvermindert weiter
Die Proteste in Hongkong haben sich am Wochenende weiter verschärft. Die Polizei des Landes ging mit Tränengas gegen Demonstranten vor. Die Regierungschefin des Landes, Carrie Lam, verhängte überraschend ein Vermummungsverbot und berief sich dabei auf koloniales Notstandsrecht. Doch dies heizte die Lage im Land zusätzlich an, statt sie zu befrieden, nun steht offenbar sogar ein militärisches Eingreifen der Chinesen zur Diskussion. "Wenn die Situation so schlimm wird, kann keine Option ausgeschlossen werden", sagte Lam im Rahmen einer Pressekonferenz.
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Die Bevölkerung reagiert mit einem Run auf die Banken. Wie sozialen Medien zu entnehmen war, sollen sich am Wochenende lange Schlangen vor Geldautomaten des Landes gebildet haben - einigen Automaten ging offenbar das Geld aus, was Befürchtungen über einen möglichen landesweiten Zusammenbruch der Bargeldversorgung aufkommen ließ.
Run on banks: ATMs out of money across Hong Kong. Many queuing up to withdraw. Many have run out of cash. #HongKongProtests #AntiELAB #FreeHongKong
- Hong Kong World City 🖐🏻😷☔️ (@HKWORLDCITY) October 5, 2019
Should we all line up at ATMs as an act of civil disobedience?
Source- LIHKG pic.twitter.com/DtC9c0toUi
Die Zentralbank übte sich in Schadensbegrenzung, tat die Meldungen als "Gerüchte" ab und verwies auf das robuste Bankensystem des Landes und die gesicherte Bargeldversorgung, die aktuell lediglich etwas länger dauere. Die Proteste hätten allerdings zu Vandalismus in einigen Bankfilialen geführt, die daraufhin ihre Dienste einstellen mussten, räumten die Währungshüter von Hongkong ein. "Bankkunden wird empfohlen, Online-Banking oder Geldautomaten-Dienste so weit wie möglich zu nutzen, und vor dem Besuch den Status der Bankfilialen zu überprüfen", schrieb die Hong Kong Monetary Authority, kurz HKMA. "Die jüngsten Vorfälle von Vandalismus und Brandanschlägen haben die Nutzung von Bankdienstleistungen durch die Öffentlichkeit ernsthaft beeinträchtigt."
Handelsvolumen von Bitcoin explodiert
Die Entwicklungen im Land haben zuletzt für massiv gestiegenes Interesse an Kryptowährungen gesorgt. Immer mehr Einwohner Hongkongs haben ihr Fiat-Geld in Bitcoin getauscht - allein in der letzten Septemberwoche stieg das Volumen auf 12,3 Millionen Hongkong-Dollar, wie aus Daten von Coin Dance hervorgeht.
Der Bitcoin-Boom im Land scheint mit den Protesten in Zusammenhang zu stehen, wie ein Blick auf andere Konfliktherde in der Vergangenheit zeigt: Auch in Venezuela oder Simbabwe war das Handelsvolumen der Kryptowährung zeitlich mit politischen Problemen der Länder zusammengefallen - viele Menschen hatten sich offenbar absichern wollen und brachten ihr Fiat-Geld auf dem Kryptomarkt in Sicherheit.
Viele Kryptobörsen in Hongkong
Viele der sieben Millionen Einwohner Hongkongs scheinen Cyberdevisen also offen gegenüber zu stehen, was wohl auch der Tatsache zu schulden ist, dass sich zahlreiche Kryptohandelsplätze dort angesiedelt haben. Einer Studie des Analysehauses Crystal ist zu entnehmen, dass Hongkong neben den USA und Singapur zu den Ländern mit den meisten Krypto-Börsen gehört.
Ein Ende der Proteste in Hongkong ist derzeit nicht abzusehen. Auslöser war ein Gesetzentwurf, nach dem die Einwohner Hongkongs im Falle eines Vergehens für ihren Prozess nach Festland-China ausgeliefert werden dürfen. Chinas Justiz gilt allerdings als nicht unbefangen, viele Hongkonger fürchteten daher, Opfer politischer Verfolgung zu werden. Zwar liegt der Gesetzentwurf zwischenzeitlich auf Eis, die Proteste gehen aber weiter, denn mittlerweile geht es um mehr: Die Bewohner der chinesischen Sonderverwaltungsregion fordern einen Rücktritt der Regierung und darauffolgende freie Wahlen. Zudem soll es eine unabhängige Untersuchung der Polizeigewalt geben, auch die Freilassung von inhaftierten Demonstranten ist Teil des Forderungskatalogs.
Redaktion finanzen.net
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