Krypto-Kolumne Gerd Weger

Bitcoin hat Allzeithöchst im Visier

29.10.20 12:24 Uhr

Bitcoin hat Allzeithöchst im Visier | finanzen.net

Der Ausbruch des Bitcoins könnte durchaus noch in diesem Jahr bis in den Bereich des Allzeithochs von knapp 20.000 Dollar weitergehen. Deshalb sollte man den Bitcoin trotz der Kursanstiege weiter halten und nicht traden.

Nachdem der Bitcoin bereits eine Woche zuvor den Ausbruch nach oben geschafft hatte, trieb ihn die PayPal-Meldung in der vergangenen Woche weiter deutlich in die Höhe. Denn der führende Zahlungsdienstleister ermöglicht nun auch seinen Kunden den direkten Handel und die Verwahrung von Kryptowährungen. Dieser Schritt von PayPal wurde schon lange erwartet, zumal die Konkurrenz ähnliche Schritte erwägt oder sogar schon umgesetzt hat. So unterstützt der von Twitter-Chef Jack Dorsey gegründete und geleitete Finanzdienstleister Square über seine Cash App schon seit zwei Jahren Bitcoin-Transaktionen und erzielte damit erhebliche Gewinne. Anfang des Monats sorgte Square für Aufsehen, als der Kauf von 4.700 Bitcoins im Wert von 50 Millionen Dollar aus den Cashreserven des Unternehmens bekanntgegeben wurden. Eher überraschend war, dass PayPal seinen Kunden neben Bitcoin auch sofort den Kauf von Ethereum, Bitcoin Cash und Litecoin ermöglichen wird. Der neue Kryptoservice von PayPal soll zeitnah eingeführt werden, für die US-Kunden des Unternehmens bereits in den nächsten Wochen. In anderen Ländern soll die Einführung dann im ersten Halbjahr 2021 erfolgen.

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Marktreaktionen

Die Marktreaktionen war ganz überwiegend sehr positiv und fanden ihren Widerhall in einer rund 10%-igen Kurssteigerung des Bitcoins unmittelbar nach der Meldung. Dies ist auch nachvollziehbar, denn immerhin erhalten über PayPal rund 300 Millionen Kunden einen unkomplizierten Zugang zur Kryptowelt. Allerdings gab es auch einige eher kritische Stimmen wie die des durch sein Stock-to-Flow-Modell und seine daraus abgeleiteten bullishen Bitcoinprognosen bekannten Analysten Plan B. Dieser bemängelte, dass - zumindest zunächst - die PayPal-Nutzer ihre gekauften Kryptowährungen nicht von dort auf andere Wallets abziehen können. Vielmehr ist es den PayPal-Nutzern nur möglich, die Kryptos zu kaufen und zu verkaufen oder Zahlungen in Shops damit zu tätigen. Trotzdem werden durch den PayPal-Schritt neue Nutzer den Weg in die Kryptowelt finden, die dieser aufgrund von Sicherheitsbedenken und Ähnlichem bisher sehr skeptisch gegenüberstanden. Denn die Integration der vier Krypto-Coins bei PayPal ist schon wie eine Art Ritterschlag.

Zündschnur brennt ab

Vor einer Woche schrieben wir hier an dieser Stelle, dass die Zündschnur für die Bitcoin-Rally bereits brennt und der Kursanstieg an diesem Tag den Beginn des Ausbruchs markieren könnte. Bereits zwei Tage später war es mit der Veröffentlichung der PayPal-Meldung soweit. Eigentlich kann man nun konstatieren, dass die Zündschnur nicht mehr brennt, sondern bereits abgebrannt ist. Denn die PayPal-Meldung wird ein wichtiger Meilenstein in Richtung einer Massenadoption von Bitcoin & Co sein und bringt die Kryptowährungen noch näher zum Mainstream. Dies mögen Krypto-Puristen bedauern, wird aber den Preis insbesondere bei Bitcoin und seinen vergleichbaren Klonen Bitcoin Cash und Litecoin auf Sicht erheblich befeuern. Man sollte aber keine sofortige Kursexplosion von 40 Prozent oder mehr wie nach der China-Meldung im vergangenen Jahr erwarten. Vielmehr dürfte ein großer Kursanstieg eher über Wochen und Monate laufen. Er wird damit nachhaltiger sein und prozentual nach viel größer.

Ständig steigende Nachfrage trifft strikt begrenztes Angebot

Denn das strikt begrenzte Angebot beim Bitcoin trifft auf eine immer stärker boomende Nachfrage. Nach allen Regeln der Börsenmärkte kann und wird sich das nur in stark steigenden Preisen widerspiegeln. Durch den PayPal-Kryptoservice werden in Zukunft noch mehr Privatanleger zum Bitcoinkauf animiert. Zuletzt hatten Käufe von institutionellen Investoren für Aufsehen gesorgt. So investierten einige Unternehmen sehr große Beträge ihrer Cashreserven in den Bitcoin als Gegengewicht zur drohenden Inflationierung und zur schwachen wirtschaftlichen Entwicklung. Entwicklungen wie diese könnten sich immer mehr zu einem perfekten Sturm für Bitcoin zusammenbrauen und diesen auf einen parabolischen Kursanstieg schicken, wie er auch in den ein bis zwei Jahren nach den beiden letzten Bitcoin-Halvings in den Jahren 2012 und 2016 zu beobachten war. Ein Angriff auf die Allzeithöchststände von knapp 20.000 Dollar noch in diesem Jahr ist nicht mehr völlig unrealistisch. Der letzte größere Widerstand bei 13.700 Dollar - die Höchststände vom vergangenen Jahr - wurden in dieser Woche bereits einmal kurz übertroffen. Bei einem nachhaltigen Durchbruch gibt es charttechnisch dann kaum entscheidende Hürden auf dem Weg bis 20.000 Dollar (vgl. den Bitcoin-Langfristchart unten seit Ende 2017).

Im nächsten Jahr sind dann auch Preise im mittleren fünfstelligen Bereich möglich. Immerhin hat die Bayerische Landesbank in einer Analyse vom Herbst vergangenen Jahres schon Preise bis zu 90.000 Dollar für möglich gehalten. Anleger sollten den Bitcoin - wie hier schon oft erwähnt - deshalb einfach weiter halten. Diese Anlagestrategie erscheint zwar langweilig, hektischer Aktionismus führt beim sehr volatilen Bitcoin aber zu suboptimalen Ergebnissen. Bei Tradings ist zum einen die Gefahr groß, dass sich der Anleger aus der langfristigen Aufwärtsbewegung herauskatapultiert. Zum anderen verliert man dadurch seinen Steuervorteil, denn nach einem Jahr sind ja alle Kursgewinne bei Bitcoin & Co völlig steuerfrei.

Gerd Weger schreibt seit 35 Jahren für verschiedene Publikationen Artikel zu Aktien und Derivaten. Dabei ging es meist um spekulative Anlagen in Wachstumsaktien und Optionsscheinen. Seit zwei Jahren liegt der Fokus auf dem Markt für Kryptowährungen. Seit April 2018 führt er ein Krypto-Musterdepot bei coin-stars.de und schreibt dazu regelmäßig einen Artikel in „€uro am Sonntag“. Das Musterdepot hat sowohl den Bitcoin wie auch alle Kryptoindizes weit outperformt. Am 1. Juni 2019 ist ein Realdepot auf verschiedene Kryptowährungen gestartet. Dieses wird auf der BISON App geführt. Das Musterdepot wird publizistisch begleitet im Magazin „Börse Online“ und auf boerse-online.de.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

Bildquellen: coin-stars.de