Gefakter Tod?

Neue Hinweise lassen einen gigantischen Betrug bei der Bitcoin-Börse QuadrigaCX vermuten

23.12.19 20:51 Uhr

Neue Hinweise lassen einen gigantischen Betrug bei der Bitcoin-Börse QuadrigaCX vermuten | finanzen.net

Ein großer Teil der bei der ehemaligen kanadischen Bitcoin-Börse QuadrigaCX verschwundenen Kundengelder bleibt unauffindbar. Doch immer mehr neue Details sprechen für einen großangelegten Betrug - Anleger fordern nun Klarheit.

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• QuadrigaCX-Kunden warten weiter auf ihr Geld
• Tod nur vorgetäzscht? Riesiger Betrug vermutet
• Anleger fordern RCMP zu Klärung der Todesursache auf

Völlig überraschend war QuadrigaCX im Januar 2019 zunächst offline gegangen und hatte sich dann im Februar für zahlungsunfähig erklärt. Hintergrund war der unerwartete Tod von Gründer und Geschäftsführer Gerald "Gerry" Cotten.

Cotten kannte jedoch als einziger die Passwörter für die Cold Wallet der Bitcoin-Börse. Er nahm also das Geheimnis um den Zugang zu sämtlichen eingelagerten Kundengeldern mit ins Grab. Ermittlungen deckten dann aber auf, dass deren Wallets leer waren. Betroffen waren 76.319 Nutzer mit einem Vermögen von insgesamt 214,6 Millionen Kanadischen Dollar, wovon bisher lediglich ein kleiner Bruchteil sichergestellt werden konnte.

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Transfer von Kundengeldern

Wie sich inzwischen herausstellte, hatte Cotten unter Verwendung von Decknamen Kundengelder auf eigene Konten überwiesen, um damit auf anderen Börsen zu spekulieren.

"Bloomberg" zitierte hierzu die Insolvenzberater: "Bei einigen dieser Überweisungen handelte es sich um bedeutende Beträge von Fiatwährungen. Sie wurden an Herrn Cotten persönlich überwiesen und von diesem für persönliche Ausgaben und zum Erwerb persönlicher Vermögenswerte verwendet. Weitere Überweisungen erfolgten direkt an Frau Robertson [Jennifer Robertson ist die Witwe des verstorbenen Gerry Cotten, Anm. der Redaktion], um deren persönliche Ausgaben zu finanzieren und persönliches Vermögen für sie oder von ihr kontrollierter Unternehmen zu kaufen".

Jennifer Robertson, die sich von diesen Vorgängen überrascht und enttäuscht zeigte, hat sich bereit erklärt, im Rahmen eines freiwilligen Vergleichs das Erbe ihres verstorbenen Mannes sowie "einen Großteil" ihrer eigenen Assets an die Bitcoin-Börse zurückzuzahlen, um die geprellten Kunden zu entschädigen. Allerdings haben die angebotenen Vermögenswerte lediglich einen Wert in Höhe von 12 Millionen Kanadischen Dollar.

Wohin flossen die Millionen?

Das Vermögen von Cotten und Robertson umfasst Immobilien, Fahrzeuge und sogar ein Boot sowie ein Flugzeug. Doch es liegt die Vermutung nahe, dass sie mit den verschwundenen Kundengeldern erworben wurden.

Denn wie "Bloomberg" unter Berufung auf die mit der Insolvenz betraute Gesellschaft Ernst & Young berichtet, besaß das Paar neben den Mitteln der Bitcoin-Börse QuadrigaCX anscheinend keine nennenswerten Einnahmequellen. Weder die persönlichen Steuererklärungen der beiden - soweit sie überhaupt gefunden werden konnten - noch sonstige Unterlagen liefern einen Hinweis auf erhebliche Einkünfte, die einen solchen luxuriösen Lebensstil ermöglichen könnten.

Wilde Gerüchte, Behörden ermitteln: Investoren wollen Gewissheit

Schon früh nach der Schließung von QuadrigaCX waren vielseitige Gerüchte über Gerry Cotten und die Kunden-Wallets hochgekocht. Unter anderem wurde sogar darüber spekuliert, dass Cotten bei seiner Indien-Reise überhaupt nicht gestorben sei, sondern stattdessen seinen Tod nur vorgetäuscht haben könnte. Inzwischen hat sich sogar schon die US-Bundespolizei FBI des Falls bemächtigt - auch die kanadische Polizeibehörde RCMP (Royal Canadian Mounted Police) ermittelt. Vanity Fair berichtete im November, dass der Gastroenterologe, welcher Cotton behandelt haben soll, gesagt habe: "Wir sind uns bei der Diagnose nicht sicher" - das lässt erneut Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Todesfalls aufkommen. Die offizielle Todesursache sollen Komplikationen infolge seiner Morbus Crohn Erkrankung gewesen sein, eine Autopsie habe allerdings nie stattgefunden. Um mehr Klarheit über ihre Anlagen zu erlangen, forderten Anleger jüngst in einem Brief die RCMP auf eine Exhumierung des vermeintlich toten QuadrigaCX-CEOs zu veranlassen.

Redaktion finanzen.net

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