Experten skeptisch

Trotz Rallymodus: Warum ein Bitcoin-ETF weiter auf sich warten lässt

12.02.21 21:34 Uhr

Trotz Rallymodus: Warum ein Bitcoin-ETF weiter auf sich warten lässt | finanzen.net

Kryptowährungen haben im Zuge der Coronakrise kräftigen Rückenwind erfahren. Auch immer mehr institutionelle Investoren strömen in die Digitalwährungen. Kann sich der Mainstream also schon bald über den ersten Bitcoin-ETF freuen? Glaubt man verschiedenen Experten, dürfte es bis dahin noch ein langer Weg sein.

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• Kryptowährungen mit kräftigen Kurszuwächsen
• Neuer SEC-Chef heizt Spekulationen an
• Experten warnen vor verfrühter Bitcoin-ETF-Euphorie

Wenn das Jahr 2020 für viele sicher als besonders schwieriges Jahr in Erinnerung bleiben wird, hat es sich für Kryptowährungen letztlich als äußerst positiv erwiesen. Zwar erfuhren auch die Cyberdevisen im Zuge des Märzeinbruchs kräftige Abschläge, diese wandelten sich jedoch schon bald darauf in satte Kursgewinne. Dabei profitierte insbesondere der Bitcoin, als Urvater und Aushängeschild aller Kryptowährungen. Über 300 Prozent konnte das Internetgeld im vergangenen Jahr zulegen. Und die Rally ist auch in diesem Jahr ungebrochen. Zeitweise schaffte es der Coin gar, die Marke von 41.000 US-Dollar zu knacken. Zwar ist die Kryptowährung von dieser Bestmarke zuletzt wieder etwas zurückgekommen, hat sich aber dennoch auf einem hohen Niveau stabilisiert.

Als Ursache des Kursanstiegs hört man aus Marktkreisen immer wieder verschiedene Gründe. Zum einen würde der Bitcoin zunehmend einen Status als Alternative zu Gold und damit als Wertspeicher erlangen. Auf der anderen Seite wird das zunehmende institutionelle Interesse an Kryptowährungen generell genannt. Angetrieben wird dieses auch durch die Adaption der Digitalwährung als Zahlungsmethode von führenden Zahlungsdienstleistern wie PayPal oder Square.

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Dabei besteht insbesondere für Kleinanleger allerdings das Problem, dass es gar nicht so leicht ist, an die begehrten Coins zu kommen. Mit jedem Block, der geschürft wird, vermehrt sich auch der Bedarf an Rechenkapazität, die benötigt wird, um weitere Blöcke zu minen. Gleichzeitig verringert sich die Münzen-Belohnung mit jedem Halvening, die fleißige Schürfer erhalten. Zwar gibt es einige Anbieter, die es Anlegern ermöglichen, über einen Trust oder Zertifikate am Kursverlauf der Kryptowährung teilzuhaben, diese sind jedoch häufig mit hohen Kosten verbunden.

Bitcoin-ETF lässt auf sich warten

Was bislang fehlt und worauf viele Anleger schon seit Jahren ungeduldig warten, ist ein Bitcoin-ETF, also ein börsengehandelter Fonds, der die Bitcoin-Kursbewegung nachzeichnet. Für viele Börsianer wäre hier der bestechende Vorteil, dass ein solcher ETF preislich wesentlich erschwinglicher wäre als bereits existierende Produkte. Darüber hinaus wird davon ausgegangen, dass auch die Digitalwährungen selbst durch einen solchen ETF noch weitaus mehr Zulauf erfahren und in ihrer Entwicklung gestützt würden.

Warum gibt es dann einen solchen ETF nicht schon längst, mag sich der ein oder andere also fragen. In den USA hat die Börsenaufsicht SEC bislang jedes Unterfangen unterschiedlicher Anbieter abgeschmettert, einen solchen Bitcoin-basierten börsengehandelten Fonds auf den Markt zu bringen. Die Gründe hierfür sind vielfältig: die Anfälligkeit für Marktmanipulation sowie Fragen zur Verwahrung und zur Infrastruktur des noch jungen Kryptomarktes gehören dazu.

Gary Gensler sorgt für Spekulationen

Obwohl diese Bedenken der SEC allseits bekannt und nicht neu sind, kamen erst kürzlich vermehrt Spekulationen auf, es könne nun in Sachen Bitcoin-ETF endlich voran gehen. Hintergrund dieser Gerüchte ist die Ernennung Gary Genslers zum SEC-Vorsitzenden durch den neuen US-Präsidenten Joe Biden. Gensler ist in der Kryptogemeinde kein Unbekannter. Als Dozent an der US-Elite-Universität MIT hielt er unter anderem Vorlesungen zum Thema Blockchain und Geld und erklärte laut dem Handelsblatt auf einer Veranstaltung im Jahr 2019: "Ich würde mich wundern, wenn die Technologie in zehn Jahren nicht irgendwo im Finanzsystem verankert ist. Aber so viel von dem Zeug, das derzeit gehypt wird, wird dann nicht mehr existieren". Hinzu kommt, dass Gensler mit SEC Commissioner Hester Peirce eine ausgesprochene Krypto-Befürworterin an seiner Seite hat, die gemäß MarketWatch von Bitcoin-Bullen auch liebevoll "Krypto-Mama" genannt wird.

Experten raten von Euphorie ab

Dennoch zügelten verschiedene Marktexperten im Anschluss an die Ankündigung Bidens die Euphorie optimistischer Bitcoin-Fans. Denn ihrer Meinung nach dürfte es noch lange dauern, bis ein Bitcoin-ETF tatsächlich das Licht der Welt erblickt. Immerhin sind sich die Experten darüber einig, dass ein Bitcoin-ETF letztlich nur eine Frage der Zeit ist. So äußerte sich beispielsweise ETF-Spezialist Todd Rosenbluth in einer E-Mail gegenüber MarketWatch folgendermaßen: "Mit der wachsenden [Bitcoin-]Infrastruktur erwarten wir, dass ein ETF irgendwann auf den Markt kommen wird. Allerdings ist unklar, wann das sein wird und wir sind skeptisch, dass es 2021 passieren wird".

Amy Lynch von FrontLine Compliance gab noch einen weiteren Aspekt gegenüber dem Nachrichtenportal zu bedenken. So sei es für die SEC schwierig, den Bitcoin und andere Kryptowährungen zu bewerten, da diese "rein spekulativ gehandelt würden" und nicht an einen reellen Wert gebunden seien. Die Schwierigkeit liege darin, dass, wenn man überhaupt davon ausgeht, dass es sich bei Bitcoins um Wertpapiere handele, für eine methodische Bepreisung dieses Wertpapiers, es an etwas gebunden sein müsste, das wiederholt und standardisiert bewertet werden könnte. Die fehlende Preisstabilität ist damit eine große Hürde.

Daneben glaubt die Ark Invest-Chefin Cathie Wood, dass die Marktkapitalisierung der Kryptowährung noch deutlich ansteigen müsse, damit die SEC einen BTC-ETF in Betracht zöge, wie Coindesk berichtet: "Die Nachfrageflut muss befriedigt werden. Sie wird deshalb noch weit über eine Billion Dollar - zwei Billionen, denke ich, steigen müssen, bevor sich die SEC mit einem Bitcoin-ETF wohlfühlt". Von solche einer Marktkapitalisierung ist die älteste Kryptowährung derzeit allerdings noch weit entfernt - auch wenn diese im letzten Jahr und darüber hinaus bereits massiv zugelegt hat.

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Wie Analysten von JPMorgan außerdem in einem Bericht an Kunden, der MarketsInsider vorliegt, äußerten, könne die Einführung eines Bitcoin-ETFs kurzfristig zu kräftigen Einbußen bei der beliebten Kryptowährung führen. Schließlich würde die neue günstigere Option, an der Cyberdevise zu partizipieren, dazu führen, dass andere bestehende Anbieter wie der Grayscale Bitcoin Trust einen enormen Abfluss an Kapital erfahren würden: "Eine Kaskade an GBTC-Abflüssen und ein Kollaps seiner Prämien hätten wahrscheinlich kurzfristig negative Auswirkungen für den Bitcoin, bedenkt man den Fluss und die Signalwirkung von GBTC". Der Bitcoin Trust wird aus regulatorischen Gründen vorrangig von institutionellen Anlegern genutzt und hat laut JPMorgan effektiv ein Monopol auf das institutionelle Kapital, das in Bitcoin fließt.

Noch handelt es sich bei dieser Annahme jedoch um reine Spekulation. Was bei der Einführung eines Bitcoin-ETFs tatsächlich passiert, das kann nur die Zeit zeigen.

Redaktion finanzen.net

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