Anleihen in Kanada-Dollar: Wieder Lust auf den Loonie

von Jörg Billina, Euro am Sonntag

Kanadas Konjunktur kommt in Schwung: Fürs laufende Jahr prognostiziert die Bank of Canada ein Wachstum des Bruttoinlands­produkts um 2,8 Prozent. Das wäre die höchste Zunahme seit 17 Jahren. Keinem anderen Mitgliedsland der G-7-Staaten wird mehr Dynamik zugetraut. Zwischen 2014 und 2016 hatte die Wirtschaft noch unter dem Verfall des Ölpreises gelitten.

Die wirtschaftliche Erholung zeigt sich auch an einer steigenden Inflationsrate: Im Juli lagen die Verbraucherpreise um 1,2 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Die kanadische Notenbank, die eine Inflationsrate von zwei Prozent anpeilt, hob im Juli zum ersten Mal seit 2010 die Zinsen um 25 Basispunkte auf 0,75 Prozent an.

Der kanadische Dollar (CAD), auch Loonie genannt, tendierte daraufhin gegenüber dem US-Dollar und der europäischen Gemeinschaftswährung stärker. Aktuell steht der Wechselkurs bei 1,48 CAD je Euro. Angesichts der guten Beschäftigungslage und steigender Löhne will Kanadas Notenbankchef Stephen Poloz eine weitere Straffung der Geldpolitik im Lauf dieses Jahres nicht ausschließen. Höhere Zinsen und ein stärkerer Loonie sollten zudem helfen, die Nachfrage seitens ausländischer Investoren nach Immobilien in Vancouver und Toronto zu drosseln. Der Häusermarkt in beiden Metropolen gilt als überhitzt.

NAFTA als Unsicherheitsfaktor

Ob die Bank of Canada schon Anfang September erneut an der Zinsschraube dreht, hängt jedoch auch von der US-Notenbank ab. Verzichtet die Fed auf eine baldige weitere Anhebung, dürfte Kanadas Währung umso stärker gefragt sein. Dies wiederum könnte sich aber negativ auf die Exporte auswirken und Poloz besonnener agieren lassen.

Ein Unsicherheitsfaktor bleiben die Neuverhandlungen über das Freihandelsabkommen NAFTA. Die Unterhändler haben nach der ersten Runde der Gespräche eine positive Bilanz gezogen. US-Präsident Donald Trump hat Mitte der Woche dagegen wieder mal mit dem NAFTA-Ende gedroht. Verhandlungs­taktik, heißt es dazu in den NAFTA-­Ländern Mexiko und Kanada.