Finanzexperte Giegold über Kryptogeld und Digital-Euro: "Diese Sorgen sind hysterisch"
Sven Giegold » Finanzexperte und grüner Europa-Abgeordneter spricht im Interview mit €uro am Sonntag über Kryptogeld und Digital-Euro.
Werte in diesem Artikel
von Felix Petruschke, €uro am Sonntag
€uro am Sonntag: Die EZB arbeitet am digitalen Euro. Was bringt er Verbrauchern?
Sven Giegold: Günstigere, schnellere und sicherere Transaktionen. Bis jetzt entstehen bei Kontoführung oder Überweisungen zum Teil überzogene Kosten.
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Warum hat es die EZB auf einmal so eilig?
Seit Facebook 2019 eine eigene Währung ankündigte, sorgen sich Europas Banken um ihr Zahlungsverkehr-Monopol.
Den Banken könnte doch auch ein digitaler Euro der EZB gefährlich werden?
Das stimmt. Einerseits wollen sich die Banken Währungen wie Facebooks Diem vom Hals halten, andererseits keine Kunden an die EZB verlieren.
Weil sie sonst überflüssig werden?
Das glaube ich nicht. Ihr Kerngeschäft ist die Kreditvergabe, wo sie Erfahrung und einen riesigen Informationsvorsprung haben. Außerdem plant die EZB, sie stärker in das digitale Europrojekt zu integrieren.
Gefährden alternative Währungen wie Diem oder Bitcoin die Finanzstabilität?
Wichtige Regeln des Zahlungsverkehrs, wie etwa Kundenidentifizierung, gelten hier nicht mehr. Das macht sie zum Tummelplatz für Kriminelle. Ohne strikte Regulierung besteht zudem die Gefahr, dass sich alternative Geldsysteme entwickeln, in denen nicht der Staat, sondern mächtige Finanzkonzerne das Sagen haben.
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Verbraucher wiederum fürchten ein Ende des Bargelds - und die totale Überwachung.
Diese Sorgen sind hysterisch. Nur wegen des digitalen Euro wird niemand gezwungen, digital zu bezahlen. Jeder kann weiter Bargeld nutzen - gerade für kleinere Beträge ist das zu empfehlen. Anders bei Beträgen über 10.000 Euro. Ohne Regeln ist das ein Einfallstor für organisierte Kriminalität. Kein normaler Mensch zahlt schließlich eine Immobilie in bar.
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Bildquellen: Dominik Butzmann