Großbritannien: Bye-bye, Binnenmarkt
Theresa May will einen harten Brexit, gibt sich gegenüber der EU aber auch versöhnlich. Der Druck aufs Pfund dürfte anhalten.
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von Thomas Strohm, Euro am Sonntag
Halbe Sachen will Theresa May beim Brexit nicht machen: nichts, mit dem Großbritannien halb in der EU ist, halb draußen. Die Premierministerin opfert, um die Einwanderung aus den EU-Ländern kontrollieren zu können, auch den Binnenmarkt. Bei der mit Spannung erwarteten Grundsatzrede am 17. Januar findet May zugleich versöhnliche Töne. Sie plädiert für ein Freihandelsabkommen. Sie betont, dass ihr Land bester Nachbar bleiben will. Sie hofft, dass die EU nicht weiter zerfällt. Und sie will das Ergebnis der Verhandlungen dem Parlament zur Abstimmung vorlegen.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Das Pfund gewann nach der Rede zu Dollar und Euro an Wert. May plant mit der Abkehr vom Binnenmarkt zwar das, was als harter Brexit gilt. Die Kuschelrhetorik überraschte aber einige Investoren, die aufs Absacken der britischen Währung gewettet hatten. Sie mussten sich mit Pfund eindecken, das trieb die zeitweise deutliche Aufwertung an.
Zurückhaltung bei EU-Vertretern
Zugleich gab es Erleichterung, dass May ihre Pläne endlich skizziert hat. Ein halbes Jahr nach dem Votum wurde sie wegen ihres Zauderns schon "Theresa Maybe" genannt - maybe heißt vielleicht. Auch nach der Rede bleibt indes vieles unklar. Und EU-Vertreter zeigten sich in ersten Reaktionen skeptisch, dass Mays Pläne so umgesetzt werden können.Warten auf Urteil des Supreme Court
Damit die zweijährigen Verhandlungen beginnen, muss Großbritannien offiziell ein Austrittsgesuch einreichen, May will dies bis Ende März machen. Zuvor muss der Supreme Court entscheiden, ob das Parlament schon dem Gesuch zustimmen muss. Ihr Urteil wollen die höchsten Richter am Dienstag bekannt geben. Für den Fall, dass das Parlament einwilligen muss, laufen Vorbereitungen, damit das schnell geschehen und May ihren Zeitplan einhalten kann.Der Pfund-Kurs dürfte mit den Nachrichten zum Brexit in den nächsten Monaten weiter schwanken, tendenziell jedoch nachgeben - vor allem zum Dollar. Dafür spricht schon die Zinsdifferenz, die sich mit den für 2017 erwarteten Zinsschritten der US-Notenbank noch ausweiten wird. Risikobereite Anleger können mit einem Zertifikat der Commerzbank (ISIN: DE 000 CE4 N22 2) auf ein zum Dollar abwertendes Pfund setzen. Das Papier bildet den Wechselkurs mit Hebel 4,5 ab. Gewinnt das Pfund doch, gibt es entsprechende Einbußen. Die Schwelle, bei der Totalverlust droht, ist zurzeit rund 22 Prozent entfernt.
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