Devisen-Experte Vedral: "Es ist gefährlich für China"
Bobby Vedral, Währungsexperte bei Goldman Sachs, über Risiken neuer Yuan-Abwertungen, Gefahren für den Euro 2016 und rasante Devisenmärkte.
von Alexander Sturm, Euro am Sonntag
€uro am Sonntag: Herr Vedral, Anfang des Jahres hat China den Yuan abgewertet und so für Unruhe an der Börse gesorgt. Hat Peking sich verschätzt?
Bobby Vedral: China lernt noch, wie das eigene Handeln auf die Finanzmärkte wirkt. Und die Devisenmärkte haben wenig Erfahrung mit China: Bis vor wenigen Jahren handelte niemand den Dollar zum Yuan. Es war auch nicht hilfreich, dass Chinas Staatschef Xi Jinping den USA noch im Herbst einen stabilen Yuan zugesichert hatte.
Rechnen Sie mit weiteren Yuan-Abwertungen?
Derzeit ist ein Dollar 6,50 Yuan wert. Er dürfte auf 6,70 bis 7,20 Yuan steigen. Für China ist das gefährlich, da immer mehr Chinesen zu Geld kommen und bei einer Abwertung um ihr Vermögen fürchten. China hat 3,3 Billionen Dollar Währungsreserven. Das ist mehr als Deutschlands Wirtschaftsleistung. Aber wenn fünf Prozent der Chinesen 50.000 Dollar abziehen, sind die Reserven aufgebraucht. China muss mit einem schwächeren Yuan die Exporte stützen und eine Kapitalflucht vermeiden.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Schwellenländerwährungen brachen 2015 wegen der Zinswende in den USA ein. Droht eine neue Abwertungswelle?
Asiatische Währungen halten sich besser als lateinamerikanische. Die Börse unterscheidet genau. Einfach Kauf- oder Verkaufspositionen auf Emerging Markets einzugehen funktioniert nicht. Investoren achten wie früher auf Leistungsbilanzdefizite, schauen aber genauer auf politische Stabilität: Das schadet etwa Brasilien und dem Real. Indien dagegen ist politisch stabil und wächst schnell: Deshalb ist die Rupie resistent.
Zu Turbulenzen könnte es auch vor unserer Haustür kommen - falls Großbritannien aus der EU austritt. Wird dieses Risiko für den Euro unterschätzt?
Ich glaube ja. Zwar tendierte das Pfund zum Euro zuletzt schwächer. Aber es ist trotz Brexit-Gefahr stark. Als die britischen Konservativen 2015 die Wahlen gewannen, jubelte die Börse. Sie übersah, dass dies ein Votum über den Verbleib Großbritanniens in der EU bedeutete. Es dürfte ein enges Votum werden.
Wann erwarten Sie die Volksabstimmung in diesem Jahr?
Sie sollte noch 2016 kommen. 2017 sind Parlamentswahlen in Frankreich und Deutschland, ein Brexit-Votum in dieser unsicheren Zeit möchte man wohl vermeiden. Am wahrscheinlichsten ist ein Votum vor dem Parteitag der britischen Konservativen im Oktober.
Was hieße es für den Euro, wenn Großbritannien austräte?
Ein Brexit würde den Euro definitiv schwächen und die ganze EU infrage stellen. Dann wären Referenden auch in anderen Ländern wahrscheinlich. Vermutlich müssten die EU-Verträge neu verhandelt werden. Darin steckt zwar eine Chance, da sich Europa oft in Krisen weiterentwickelt hat. Doch der Zeitpunkt jetzt wäre heikel.
Die Devisenmärkte sind sehr schnelllebig. Wie sollten sich Investoren verhalten?
Die Märkte handeln immer schneller. Anleger müssen ihre Verlustrisiken kennen. Nicht nur Wirtschaftsdaten, auch Regulierung und Politik spielen eine Rolle. Das hat der Franken-Schock gezeigt und nun der Absturz des Zloty nach dem Rechtsruck in Polen. Investoren müssen vieles bedenken.
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