Ethereum auf Rekordjagd: Was die Krypto-Rally des Bitcoin-Konkurrenten ausgelöst hat
Anfang Mai überstieg die Kryptowährung Ethereum erstmals die Marke von 4.000 US-Dollar - und machte den Gründer des Netzwerks damit zum Milliardär. Die Rally scheint aber noch lange nicht vorbei zu sein.
Werte in diesem Artikel
• Große Pläne für Ethereum-Netzwerk
• Ethereum tritt aus dem Schatten des Bitcoin
• Zuspruch von institutioneller Seite
Kurssprung macht Ethereum-Gründer Buterin zum Krypto-Milliardär
Nach Marktkapitalisierung gewichtet ist Ethereum die weltweit zweitgrößte Kryptowährung - direkt nach dem Bitcoin. Anfang Mai erreichte der digitale Coin nun einen Meilenstein. Erstmals seit der Markteinführung 2015 kletterte der Ethereum-Kurs über 4.000 US-Dollar. Und auch anschließend ging die Rally weiter: Das aktuelle Rekordhoch liegt bei 4.197,47 US-Dollar. 2013, noch zwei Jahre vor dem Marktstart des Bitcoin-Konkurrenten, erwähnte der Entwickler Vitalik Buterin die Kryptowährung erstmals in einem Whitepaper. In seiner digitalen, einsehbaren Geldbörse, die der Ethereum-Gründer eigenen Angaben zufolge hauptsächlich nutzt, befinden sich etwa 333.500 Einheiten der Währung. Damit würde der Programmierer ETH im Wert von mehr als 1,3 Milliarden US-Dollar halten. Nach Aussagen des Twitter-Benutzers Justin Trimble wäre der 27-jährige Buterin damit der jüngste Krypto-Milliardär der Welt.
🔥Vitalik Buterin is the youngest crypto billionaire 🔥#ETH #Ethereum #Crypto pic.twitter.com/7PfyPvbiC9
- JUSTIN (@justintrimble) May 2, 2021
Höher, schneller, weiter: Neue Version "Eth2" in Entwicklung
Einige Jahre nach Buterins Whitepaper und dem offiziellen Marktstart wird das Ethereum-Netzwerk nach wie vor weiterentwickelt. So befindet sich das Protokoll aktuell mitten im Aktualisierungsprozess: Mit dem als "Eth2" bezeichneten Upgrade soll die Plattform sicherer, skalierbarer und vor allem nachhaltiger werden. "Ethereum muss besser für die Umwelt sein. Die heutige Technologie benötigt zu viel Rechenleistung und Energie", schreiben die Entwickler der Organisation. Dies soll ermöglicht werden, indem der Mining-Prozess vom "Proof of Work"-Konzept auf "Proof of Stake" umgestellt wird. Damit könne die Herstellung neuer Ether-Token viel weniger Energie verbrauchen, so die Organisation. Der erste Schritt zur neuen Version, die Implementierung der "Beacon Chain", wurde bereits 2020 abgeschlossen. Im laufenden Jahr wollen die Projektverantwortlichen hinter dem Netzwerk nun das Hauptnetz mit der neuen Architektur verknüpfen, sodass im nächsten Jahr dann sogenannte "Shard chains" eingesetzt werden können, die dann die Kapazität des Protokolls aufstocken.
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Kritikpunkt Stromverbrauch: Ethereum greift Bitcoin an
Und tatsächlich wird der mangelnde Nachhaltigkeitsaspekt immer wieder in Diskussionen um den Bitcoin erwähnt. So wird an der beliebtesten Kryptowährung immer wieder bemängelt, dass der Stromverbrauch, der beim Mining-Prozess anfällt, besonders hoch sei und dabei kaum erneuerbare Energien zum Einsatz kommen. Grade in Zeiten eines immer stärker ausgeprägten ESG-Trends zweifeln Investoren daran, in den Umweltsünder zu investieren, so "Financial News London". Mit seiner neuen Softwareversion könnte das Ethereum-Netzwerk dem Bitcoin also gefährlich werden und von einem stärkeren Umweltbewusstsein der Anleger profitieren, glaubt auch Duncan Trenholme von der Brokerfirma TP ICAP. "Die Netzwerkgebühren auf Ethereum und die Frage, ob ‚Proof of Stake‘ ausgeführt werden kann, sind zwei große Faktoren dafür, wie sehr Ethereum weiterhin angenommen wird", so der Leiter der Krypto-Abteilung des Unternehmens laut dem Portal. "Von unserem Teil des Finanzwesens gibt es sicherlich eine Menge Aufregung rund um Tokenisierung in Bezug darauf, wie wir traditionelle Vermögenswerte auf diese neue Technologie-Ebene heben und die Vorteile dieser Art der Abwicklung nutzen."
Ethereum wird selbstständig: Entkopplung von Bitcoin
Auffällig ist bei den jüngsten Kurssprüngen, dass sich die Kryptowährung immer mehr aus dem Schatten seines großen Bruders heraustraut. Habe es zuvor noch eine Korrelation der Kurse von alternativen Kryptowährungen mit dem Verlauf des Bitcoin-Preises gegeben, scheint nun eine Entkoppelung stattgefunden zu haben, schreibt das Onlineportal. Dies zeige sich etwa daran, dass sich Ether viel weniger volatil bewege als der Bitcoin, nachdem dessen Preis Ende April unter 50.000 US-Dollar fiel. Berichte über Probleme im Bitcoin-Netzwerk hätten den Kurs der zweitplatzierten Cyberdevise sogar noch angetrieben, so das Portal weiter. Mati Greenspan von Quantum Economics glaubt, dass mit dem Knacken der wichtigen Marke eine neue Saison für Altcoins eingeläutet wurde. "Es ist nicht so, dass der Bitcoin stark nach unten gegangen ist, sondern dass er in der Mitte seiner Preisspanne zum Stillstand kam," wird der Krypto-Investor von Financial News zitiert. "Was noch interessanter ist, ist die Art und Weise, wie diese beiden Plattformen [Ethereum und Bitcoin] gleichzeitig zu kooperieren und zu konkurrieren scheinen."
Ethereum-Boom auch von institutioneller Seite
Zum Erfolg der Kryptowährung auf dem Silbertreppchen trägt - neben den großen Plänen der Plattformentwickler und einem allgemeinen Loslösen vom Sektorriesen Bitcoin - auch bei, dass Ethereum von institutioneller Seite immer mehr Zuspruch bekommt. So gab die Europäische Investitionsbank kürzlich bekannt, eine zweijährige digitale Anleihe lancieren zu wollen, die über Ethereum abgewickelt wird. "Diese digitalen Anleihen werden eine Rolle dabei spielen, der Bank einen schnelleren und effizienteren Zugang zu alternativen Finanzierungsquellen zu ermöglichen, um die Finanzierung von Projekten auf der ganzen Welt zu fördern", erklärt EIB-Vizepräsident Mourinho Felix laut der Deutschen Welle. Führende Rollen übernehmen dabei die Großbanken Goldman Sachs, Société Générale und Santander. Dies dürfte auch andere zukunftsoffene Finanzinstitute motivieren, sich auch abseits des Bitcoins zu bewegen und das Ethereum-Protokoll für dezentrale Finanzanwendungen zu nutzen. "Es ist sehr klar, wohin die Reise geht, auch wenn es wahrscheinlich schwer zu sagen ist, wo man auf der Krypto-Seite Erfolge und Misserfolge sieht," bestätigt auch Trenholmes Kollege Simon Forster laut Financial News. "Aber die Technologie ist hier, um zu bleiben, und ich denke, als eine Organisation muss TP ICAP darauf achten, was das für die Marktinfrastruktur bedeutet."
Redaktion finanzen.net
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