Doppelte Krise

Bitcoin-Miner leiden unter der Energie- und Krypto-Krise: Abschalten von Netzwerken profitabler als Bitcoin-Mining

18.08.22 22:32 Uhr

Bitcoin-Miner leiden unter der Energie- und Krypto-Krise: Abschalten von Netzwerken profitabler als Bitcoin-Mining | finanzen.net

Die Bitcoin-Miner leiden unter einer doppelten Krisensituation: Einerseits kostet Strom durch die hohen Energiepreise und Hitzewellen immer mehr, andererseits sanken die Preise für die Cyberdevisen enorm. Das Mining eines Bitcoins kostet somit mehr Geld bei einem gleichzeitigen Einbruch der Profite. Einige Miner haben aber interessante Ideen, um der Krise zu trotzen.

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• Texanische Mining-Firmen verkaufen Strom - und setzen das Bitcoin-Schürfen aus
• Energiepreisexplosion sorgt bei Minern für eine enorme Kostensteigerung
• Mining-Branche hofft auf baldiges Endes des Krypto-Winters

Krypto-Mining war 2020 und 2021 in Standorten mit günstigen Energiekosten äußerst lukrativ. Dieses Jahr sieht dies ganz anders aus. 2022 verlief für die Bitcoin-Schürfer bislang alles andere als erfreulich: Nicht nur der Krypto-Crash, bei dem der Preis des Bitcoins von Ende März bis Mitte Juni von mehr als 48.000 US-Dollar zeitweise unter die 18.000-US-Dollar-Marke rutschte, setzte den Schürfern zu. Auch die weltweit gestiegenen Energiepreise infolge des Ukraine-Krieges und der damit zusammenhängenden Ressourcenknappheit sorgten für eine erhebliche Steigerung der Mining-Kosten. Geringere Umsätze bei gestiegenen Kosten - man muss kein Wirtschaftsfachmann sein, um die Problematik der Miner zu erkennen. Folglich müssen die Schürfer dringend nach Auswegen aus der Krise suchen, um den Krypto-Winter zu überleben. In Texas bewiesen Mining-Unternehmen dabei jüngst ihre Cleverness.

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Stromkrise in Texas: So profitieren die Krypto-Miner

Texas wurde Anfang Juli von einer historischen Hitzewelle heimgesucht. Die hohen Temperaturen sorgten für große Verwerfungen im - in weiten Teilen des US-Staates ohnehin maroden - Stromnetz, die Folge waren zahlreiche Stromausfälle und eine Explosion der Energiepreise. Die in Texas ansässigen Mining-Unternehmen stellten deshalb das unrentabel gewordene Schürfen der Digitalmünzen ein und schalteten ihre Netzwerke ab.

Die dadurch eingesparte Energie verkauften sie weiter, womit sie hohe Gewinne einfuhren. Die großen Minen hatten den Strom nämlich zuvor zu einem niedrigeren Preis erworben und verdienten aus der Differenz des Kauf- und Verkaufspreises. Diese Minen konnten dadurch einen Teil der Verluste abdecken und sogar einen Gewinn erzielen, dessen Höhe von ihrem Stromabnahmevertrag abhing, erklärte Analyst Gregory Lewis von BTIG gegenüber der "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Beispielsweise erhielt die börsennotierte Mining-Community Riot Blockchain rund 9,5 Millionen US-Dollar (äquivalent zum Preis von etwa 439 Bitcoins) an Stromgutschriften. Die Gutschriften wurden anschließend mit den Stromrechnungen des Krypto-Unternehmens verrechnet. Riot verfügt über eine 750-Megawatt-Mininganlage im texanischen Rockdale und plant den Bau einer weiteren Anlage mit einem Gigawatt an Leistung, die ebenfalls in Texas stehen soll.

Stromkosten für Bitcoin-Mining erheblich gestiegen

Weltweit sind die Strompreise stark gestiegen, wie sich an der Hausse des Öl- und Erdgas-Preises erkennen lässt. Während es in Europa besonders der Ukraine-Krieg ist, der die Energiekrise - beziehungsweise besser gesagt die Gaskrise - auslöst, sorgen in Teilen der USA Hitzewellen für Versorgungschwierigkeiten mit dringend benötigter Energie. Dies trifft besonders auf Texas zu, wo viele Energie-Miner beheimatet sind, da die üblicherweise moderaten Stromkosten das Mining dort recht lukrativ machen. In vielen anderen Weltgebieten, wie auch in Deutschland, ist das Mining angesichts eines höheren Strompreisdurchschnitts weniger profitabel.

Mining-Unternehmen müssen Bitcoin-Bestände zu geringen Preisen verkaufen

Die besondere Problematik für die Miner liegt darin, dass sie während der Krypto-Rally 2020 und 2021 mit Hochdruck an einer Expansion ihrer Geschäfte arbeiteten. Dabei konnten sie nicht mit einer derartigen Explosion der Energiepreise rechnen und stehen nun entsprechend vor nicht einkalkulierten hohen Kosten. Neben der Abschaltung von Mining-Aktivitäten wie in Texas ist eine weitere Lösung die Realisierung von Bitcoin-Beständen. Viele Unternehmen verkauften Hunderte Tokens der Ur-Kryptowährung, um die Aufrechterhaltung eines positiven Cashflows zu ermöglichen, was wiederum den Preis des Bitcoins drückte.

Krypto-Crash vermindert Profitabilität

Mindestens ebenso heikel wie die Energiepreisexplosion ist der Krypto-Crash. Die Profite, die die Mining-Unternehmen durch den Verkauf der frisch geschürften Bitcoins erzielen, sind dadurch rapide gesunken. Je nach Standort können die Kosten die Gewinne gar übersteigen, da der Bitcoin zwischenzeitlich unter die kritische 20.000-US-Dollar-Marke rutschte - so hoch liegen laut "Finbold" nämlich die durchschnittlichen Kosten für die Erzeugung eines Bitcoins. Deshalb seien einige Mining-Aktivitäten inzwischen finanziell nicht mehr tragbar. So hat die Aktie von Riot Blockchain seit Jahresbeginn 62,61 Prozent an Wert verloren (Schlussstand vom 17. August: 8,35 US-Dollar je Anteilsschein) und steht damit exemplarisch für den gesamten Mining-Sektor.

Umso wichtiger ist es für die Branche, dass die digitalen Währungen wieder an ihre alte Stärke anknüpfen. Immerhin: Der Bitcoin hat sich bei einem derzeitigen Preis von 23.309 US-Dollar (Stand: 17. August 2022) deutlich von den Jahrestiefstständen abgesetzt und einen leichten Aufwärtstrend etablieren können. Die Abwärtsspirale des Bitcoins wie auch des Ethers und anderer großer Cyberdevisen scheint damit zumindest vorerst gestoppt. Zudem kann als ein hoffnungserweckender Aspekt angeführt werden, dass die Mining-Branche bereits mehrere Krypto-Winter überstanden hat und somit als durchaus krisenerfahren eingestuft werden kann. Allerdings ist es unverkennbar, dass einige Mining-Firmen ihren übersteigerten Optimismus bereuen, da sie eine zu aggressive Expansionstaktik fuhren.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Wit Olszewski / Shutterstock.com, Chinnapong / Shutterstock.com

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