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Jüngster Crash des Britischen Pfunds - das steckt dahinter

30.09.22 22:38 Uhr

Jüngster Crash des Britischen Pfunds - das steckt dahinter | finanzen.net

Neben dem ohnehin seit geraumer Zeit starken US-Dollar wurde das Britische Pfund jüngst auch noch von den Plänen der neuen britischen Regierung unter Premierministerin Liz Truss belastet.

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• Starker US-Dollar belastet Britisches Pfund
• Geplante Steuersenkungen belasten die Währung zusätzlich
• Britisches Pfund fällt auf neues Rekordtief

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Geplante Steuersenkungen belasten Britisches Pfund

Das Britische Pfund geriet in den letzten Wochen und Monaten merklich unter Druck und fiel in dieser Woche zeitweise auf ein neues Rekordtief bei 1,0344 US-Dollar - auch zum Euro fiel die Währung deutlich zurück. Ein Grund für den Einbruch des Britischen Pfunds ist der starke US-Dollar, der schon seit geraumer Zeit stetig zulegt. Zuletzt wurde das Britische Pfund aber zusätzlich auch noch von einer, von der neuen britischen Regierung unter Premierministerin Liz Truss, geplanten Steuersenkung belastet, die vielen Anlegern am Devisenmarkt große Sorgen bereitet. Die Marktbewegungen bezeichnete die Dekabank laut der Deutschen Presse-Agentur als "ein klares Misstrauensvotum gegen die Politik der neuen Regierung".

Schatzkanzler Kwasi Kwarteng erklärte: "Wirtschaftswachstum ist kein akademischer Begriff ohne Bezug zur realen Welt. Es bedeutet mehr Arbeitsplätze, höhere Löhne und mehr Geld, um öffentliche Dienste wie Schulen und den NHS zu finanzieren." Darum stellte er am 23. September den "Growth Plan 2022" vor, der sich damit befasst, die Inflation zu senken, Unternehmen zu unterstützen und Haushalten zu helfen. Laut Bloomberg handelt es sich dabei um Großbritanniens radikalstes Steuersenkungspaket seit 1972 - in Kombination mit Plänen für eine groß angelegte Kreditaufnahme -, mit dem das Wirtschaftswachstum angekurbelt werden soll.

Steuersenkungspaket geht weiter als erwartet

Die von der Regierung verkündeten Steuersenkungen gingen weiter als von Ökonomen erwartet. Die Erhöhung der Körperschaftssteuer wurde gestrichen und somit bei 19 Prozent belassen. Außerdem wurden Stempelsteuersenkungen angekündigt, wie aus dem Growth Plan 2022 hervorgeht. Daneben wird der Basissatz der Einkommensteuer ein Jahr früher als geplant, im April 2023, auf 19 Prozent gesenkt. Die Regierung strebe damit eine Trendwachstumsrate von 2,5 Prozent an und wolle eine nachhaltige Finanzierung öffentlicher Dienste und die Verbesserung des Lebensstandards für alle sicherstellen. Premierministerin Liz Truss argumentierte laut Bloomberg, dass die Änderungen die Wirtschaft ankurbeln, eine Rezession abwenden und das Vereinigte Königreich aus einem Jahrzehnt der Underperformance aufrütteln würden.

Anleger in Sorge

Die starken Steuersenkungen wecken jedoch Befürchtungen vor noch höheren Inflationsraten, einer ausufernden Staatsverschuldung und einem umfassenden Ansturm auf die Währung - was Druck auf die Zentralbank ausüben würde, einzugreifen.

Die Bank of England hatte die Leitzinsen im Kampf gegen die ausufernde Inflation, die im August bei 9,9 Prozent lag - nahe einem 40-Jahres-Hoch - zuletzt am 22. September wie erwartet um 0,50 Prozentpunkte angehoben. Notenbank-Gouverneur Andrew Bailey erklärte nach der Ankündigung der Regierung zu den Steuersenkungen in einer Mitteilung, man werde die Entwicklung an den Finanzmärkten sehr genau beobachten und nicht zögern, die Zinssätze "so weit wie nötig" zu ändern, um das Inflationsziel von zwei Prozent zu erreichen. Bei der nächsten planmäßigen Sitzung werde die Notenbank die Auswirkungen der Regierungsentscheidungen auf Nachfrage und Inflation prüfen, den Rückgang des Pfund Sterling bewerten und entsprechend handeln, so Bailey.

Hinsichtlich der Verschuldung zeigen sich Investoren laut Bloomberg besorgt, dass der neue Haushalt die Schulden des Landes auf einen unhaltbaren Weg bringen wird. Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, dürfte die Steuerreform den britischen Schuldenberg laut Schätzung von Experten der Dekabank in den kommenden fünf Jahren um etwa 400 Milliarden Pfund wachsen lassen. Und das nachdem die Staatsfinanzen, wie Bloomberg berichtet, bereits durch die Kosten im Zusammenhang mit dem Brexit-Votum zum Austritt aus der EU, die Notausgaben während der Corona-Pandemie und die steigenden Energiepreise infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine belastet wurden. Hinzu komme eine bereits seit Jahren geringere Produktivität im Vergleich zu "Konkurrenten" aus der Europäischen Union.

Von seinem Rekordtief bei 1,0344 US-Dollar erholte sich das Britische Pfund in den vergangenen Tagen wieder etwas und notierte zuletzt bei 1,1073 US-Dollar. Bleibt jedoch zunächst einmal abzuwarten, wie die Entwicklung weiter geht. Laut Bloomberg deuteten die Preise am Optionsmarkt Ende September auf eine reale Möglichkeit hin, dass das Britische Pfund noch vor Ende des Jahres die Parität mit dem Dollar erreichen wird.

Redaktion finanzen.net

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