Jetzt also doch! - Zentralbanken arbeiten offenbar an E-Euro, E-Franken & Co.
Lange wurde spekuliert, nun ist es amtlich - die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel arbeitet derzeit an einem digitalen Euro sowie 16 weiteren offiziellen Kryptowährungen. Dies geht aus dem neuesten Quartalsbericht des Finanzhauses hervor.
Werte in diesem Artikel
• Zentralbanken verlieren Schlüsselrolle
• BIZ arbeitet an schnelleren Zahlungssystemen…
• …und startet Pilotprojekte für E-Franken & Co.
In Zeiten von Bitcoin und Ethereum sowie Apple Pay, PayPal, Alipay von Alibaba und Libra von Facebook schwindet nicht nur der Einsatz von herkömmlichen Bargeld, sondern natürlich auch die Schlüsselrolle der Zentralbanken, welche aufgrund dieser privatwirtschaftlichen Entwicklungen eine immer geringere Rolle im globalen Zahlungsverkehr spielen.
Währungshüter fürchten den Kontrollverlust
Diesem stetigen Entwicklungsprozess möchten die internationalen Währungshüter jedoch nicht tatenlos zusehen und arbeiten aufgrund dessen nun selbst an digitalen Zentralbankwährungen, den sogenannten CBDCs (central bank digital currencies). Also einer digitalen Form von Geld, welches sich von dem herkömmlichen Guthaben auf den traditionellen Reserve- und Abrechnungskonten, welches die Geschäftsbanken bei der Zentralbank verwahren, unterscheidet. Denn die Zentralbanken fürchten sich zunehmend vor der marktbeherrschenden Stellung von privaten Zahlungsnetzwerken und den damit verbundenen neuen und nicht kalkulierbaren Risiken für das Finanzsystem. Darüber hinaus erkennen die Zentralbanker ebenfalls, dass derartige private Netzwerke den geldpolitischen Einfluss ihrer eigene Institution zunehmend verringern.
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Kampfansage an private Anbieter
Der Chef der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel, Augustín Carstens, lässt dementsprechend nun keine Zweifel mehr daran, dass sich seine Institution nun intensiv diesem Thema widmet. "Die Geschwindigkeit der Veränderungen und deren disruptives Potenzial haben die Zahlungssysteme zuvorderst auf die Agenda der Politiker gehievt. […] Die BIZ und die Zentralbanken haben eine führende Rolle darin zu spielen, wie die Politik auf diese Herausforderung reagiert", so Carstens im neuesten Quartalsbericht der BIZ. Experten werten diese Aussagen des Chefs der sogenannten Bank der Zentralbanken dabei als eindeutige Kampfansage an alle privaten Anbieter von Zahlungssystemen.
BIZ arbeitet an Effizienzsteigerung…
Der fast 100 Seiten umfassende Quartalsbericht macht dabei deutlich, dass es der BIZ im Grunde um eine Effizienzsteigerung des herkömmlichen Echtzeit-Zahlungssysteme der Banken geht. Denn die herkömmlichen Zahlungssysteme sind vielerorts noch sehr langsam und gerade bei internationalen Überweisungen viel zu teuer. Das liegt häufig daran, dass Einzahlungen und Überweisungen in vielen Ländern immer noch zusammengefasst werden müssen und erst über Nacht saldiert werden. Sofern eine Überweisung dann noch nationale Grenzen überschreiten soll und die Währung gewechselt werden muss, kann dies selbst in der heutigen Zeit noch mehrere Tage in Anspruch nehmen.
…und nimmt Privatkunden in den Fokus
Gerade bei Überweisungen in Entwicklungsländer fallen dabei häufig sehr hohe Gebühren an. So bezahlen Migranten laut einer Studie der BIZ bei einer klassischen Heimatüberweisung im Durchschnitt allein 6,8 Prozent des Betrages nur für die Transaktion. Dementsprechend verwundert es kaum, dass immer mehr Nutzer auf alternative Zahlungssysteme, die günstiger und schneller sind, ausweichen. Diesem Trend möchten die Zentralbanken zukünftig mit einer Reihe von grenzüberschreitenden Systemen entgegentreten. Während sich die Implementierung derartiger Mechanismen in der Vergangenheit ausschließlich auf Großhandelszahlungen konzentriert hatte, sollen sich die zukünftigen Systeme verstärkt auf private Nutzer fokussieren. Dementsprechend möchten die Zentralbanken den Wettbewerb auf dem grenzüberschreitenden Zahlungsmarkt erhöhen und ihre bestehenden monopolistischen Befugnisse vollumfänglich ausnutzen.
Schweizer Abrechnungssystem könnte als Vorbild dienen
Das von der SIX, dem Betreiber der Infrastruktur an der Schweizer Börse, genutzte Abrechnungssystem Swiss Interbank Clearing (SIC) könnte womöglich eine Blaupause für ein effizientes Zahlungssystem bieten, da auf SIC sowohl Detailhandelszahlungen als auch Interbankenzahlungen direkt und in Echtzeit abgewickelt werden können. Der Clou des Systems ist dabei der qualifizierte Zugang für inländische sowie ausländische Banken und die direkte Anbindung an das Target-2-Systems des Euro-Raums. Um ein solches Zahlungssystem flächendeckend anbieten zu können, benötigen die Zentralbanker jedoch auch die Unterstützung der einzelnen Nationen. Folglich wird das Financial Stability Board der Zentralbank und das Committee on Payments and Market Infrastruktur den führenden Industriestaaten der Welt am Rande des diesjährigen G20-Treffen in Riad einen ausgearbeiteten Strategieplan unterbreiten.
E-Euro und E-Franken in Planung
Dessen ungeachtet wollen die Zentralbanken zukünftig möglicherweise auch digitale Währungen wie einen E-Euro oder einen E-Franken herausgeben. Denn laut Einschätzung der BIZ befürworten schon jetzt mehr als ein Drittel aller Zentralbanken solche CBDCs. Neben einem digitalen Euro und Franken soll es dann auch eine E-Krone für Dänemark, Norwegen und Schweden geben, sowie einen E-Schekel für Israel. Laut den Bekanntmachungen der BIZ gibt es aktuell schon insgesamt 17 Projekte zu digitalen Währungen, welche als Alternative zum Bargeld fungieren sollen.
Pilotprojekte in der Schweiz, Singapur und Hongkong
In einem Pilotprojekt testen die Schweizerische Nationalbank zusammen mit der Schweizer Blockchain-Börse SDX schon jetzt die Tokenisierung von Zentralbankgeld. Bis jetzt stellt die SNB diese elektronischen Franken jedoch nur Finanzinstituten zur Verfügung. Das Experiment erfolgt dabei im Rahmen eines Innovation-Hubs zwischen der Schweizerischen Nationalbank und der BIZ. Die Bank der Banken erhofft sich so schnelle Erkenntnisse in diesem Segment für alle Zentralbanken sammeln zu können. Neben der Schweiz hat die BIZ auch in Singapur und Hongkong einen solchen Hub gegründet. Während sich der Schweizer Hub mit Fragen zum automatisierten Hochfrequenzhandel beschäftigt, befasst sich das Projekt in Singapur mit Fragen in Bezug auf die elektronische Identität und den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr. Die Niederlassung in Hongkong fokussiert sich in Abgrenzung zur Schweiz und Singapur währenddessen ausschließlich auf Handelsfinanzierungen.
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Zentralbanken haben der Ernst der Lage erkannt
Der aktuelle Quartalsbericht der BIZ zeigt eindrucksvoll, wie sehr sich die Zentralbanken vor einem zunehmenden Machtverlust innerhalb des globalen Finanzsystem fürchten und welche konkreten Projekte diesen Trend nun schleunigst unterbrechen sollen. Denn spätestens seit Mayer Amschel Rothschild ist bekannt, welcher Einfluss durch die Kontrolle der Zahlungsmittel ausgeübt werden kann, da schon der Frankfurter Kaufmann und Bankier im 18. Jahrhundert anmerkte: "Gib mir die Kontrolle über die Währung einer Nation, dann ist es für mich gleichgültig, wer die Gesetze macht".
Pierre Bonnet / finanzen.net
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