Digitaler Euro

Digitales Zentralbankgeld: Finanzministerium und Bundesbank sehen Bedarf an programmierbaren Zahlungen

21.12.20 11:43 Uhr

Digitales Zentralbankgeld: Finanzministerium und Bundesbank sehen Bedarf an programmierbaren Zahlungen | finanzen.net

In der Wirtschaft wächst der Bedarf an programmierbaren Zahlungen.

Dies habe die von Finanzministerium und Bundesbank initiierte Arbeitsgruppe "Programmierbares Geld" festgestellt, erklärten das Ministerium und die Notenbank in einer gemeinsamen Pressemitteilung. "Die Arbeitsgruppe leistete einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung zukünftiger Bezahlverfahren in Europa. Hier werden in den nächsten Jahren wichtige Weichen für die digitale Transformation gestellt. Da wollen wir vorne mit dabei sein", erklärte Finanz-Staatssekretär Jörg Kukies.

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Das für den Zahlungsverkehr zuständige Bundesbank-Vorstandsmitglied Burkhard Balz zog laut der Mitteilung aus dem Fachdiskurs wichtige Rückschlüsse für die Überlegungen zum digitalen Zentralbankgeld. "Wenn sich das Eurosystem für die Herausgabe eines digitalen Euro entscheidet, dann sollte dieser programmierbare Zahlungen für die Geschäftsfälle auf Basis der Distributed Ledger Technologie ermöglichen", betonte er.

Die Distributed Ledger Technologie (DLT) werde in der deutschen Wirtschaft zunehmend als neue Basistechnologie für die digitale Transformation genutzt. Sie ermögliche die automatisierte Prozessabwicklung durch Smart Contracts, in denen reale Güter und Dienstleistungen als Token dargestellt sind. Die Vorteile dieser Abwicklungstechnik ließen sich in vollem Umfang erst nutzen, wenn auch Zahlungen Teil der automatisierten Abwicklung seien.

Gremium analysiert verschiedene Anwendungsfälle

In der Arbeitsgruppe hatten den Angaben zufolge Fachleute aus 19 Unternehmen der Real- und Finanzwirtschaft über mögliche Bezahlverfahren in neuen innovativen Geschäftsfällen diskutiert. In seinem Abschlussbericht analysierte das Gremium unter anderem Zahlungen in den Anwendungsfällen Machine-to-Machine, Internet-of-Things und Pay-per-Use. Dem Bericht zufolge existieren unterschiedliche Zahlungslösungen: der konventionelle Zahlungsverkehr, private Krypto-Token und Stable Coins sowie digitales Zentralbankgeld und tokenisiertes Geschäftsbankengeld.

Da der konventionelle Zahlungsverkehr technisch nicht in der Lage sei, den Zahlungsvorgang in Smart Contracts zu integrieren, stoße er für zukünftige Bedürfnisse an seine Grenzen. Der Bedarf an 24/7-Zahlungen in Echtzeit kann laut den Angaben hingegen mit Instant Payments bereits heute grundsätzlich gedeckt werden. Krypto-Token und Stable Coins könnten technisch zwar viele DLT-Anwendungen geldseitig abwickeln. Wegen ihrer fehlenden Wertstabilität und ihrer eingeschränkten Interoperabilität seien sie bislang aber "nur sehr bedingt geeignet".

Um die Nachfrage nach programmierbaren Zahlungslösungen erfüllen zu können, wären den Angaben zufolge kurzfristig auch Trigger-Lösungen denkbar, mit denen sich der konventionelle Zahlungsverkehr in die Abwicklung Smart-Contract-basierter Geschäftsfälle integrieren ließe. Der Vorteil läge in einer schnellen Realisierbarkeit, auch wenn "einige wenige Einschränkungen in der Umsetzung und Anwendbarkeit" zu erwarten seien. Der größte Funktionsnutzen bei der Abwicklung programmierbarer Zahlungen werde jedoch tokenisiertem Geschäftsbankengeld und digitalem Zentralbankgeld beigemessen.

Die noch ausstehende Entwicklung beider Zahlungsformen biete ausreichend Gestaltungsspielraum, den Bedarf zur Umsetzung programmierbarer Zahlungen umfassend zu berücksichtigen. "Beide Lösungen eignen sich insbesondere aufgrund der zu erwartenden Glaubwürdigkeit ihrer Emittenten und der Anwendung innerhalb eines verbindlichen Rechtsrahmens als Abwicklungslösung für programmierbare Zahlungen", erklärten Finanzministerium und Bundesbank. Darüber hinaus seien technologische Interoperabilität und robuste IT-Infrastrukturen notwendige Voraussetzungen für eine universelle Akzeptanz der Zahlungslösung. Hervorgehoben werde auch die Geldwertstabilität als eine fundamentale Voraussetzung für die Akzeptanz neuer Zahlungslösungen.

BERLIN (Dow Jones)

Bildquellen: GettyImages