Devisen-Trader-Kolumne Detlef Rettinger

Südafrikanischer Rand: Das Land am Kap taumelt!

08.10.12 09:43 Uhr

Südafrikanischer Rand: Das Land am Kap taumelt! | finanzen.net

Die Risikofreude an den Märkten hat in den letzten Tagen wieder etwas zugenommen. Auf der einen Seite dümpelt die Eurokrise irgendwie vor sich hin, ohne zu eskalieren, auf der anderen Seite gab es zuletzt überraschend gute Konjunkturdaten aus den USA.

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Im September fiel die Arbeitslosenquote sogar von 8,1 auf 7,8 Prozent. Viele Anleger nehmen dies zum Anlass, um nach Rendite zu suchen. Die meisten Schwellenländerwährungen, darunter z.B. der Mexikanische Peso und der Ungarische Forint, konnten dadurch in den letzten beiden Tagen gegenüber dem US-Dollar an Wert zulegen. Nicht so der Südafrikanische Rand.

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Blutige Arbeitsunruhen in Südafrika

Die in den vergangenen Jahren bei Anlegern beliebte Währung der größten afrikanischen Volkswirtschaft bricht derzeit regelrecht ein. Der Wechselkurs USD/ZAR steht kurz davor, auf den höchsten Stand seit dem Rezessionsjahr 2009 zu steigen. Und auch EUR/ZAR hat in den letzten Tagen um fast sieben Prozent zugelegt und ist nicht mehr weit vom Hoch des Jahres 2011 entfernt. Wer in Rand investiert ist, weiß nun, was mit „politische Risiken“ gemeint ist. Der blutige Zusammenstoß von streikenden Minenarbeitern und Sicherheitskräften im August mit dutzenden Toten hat langanhaltende Arbeitskämpfe und wilde Streiks im ganzen Land ausgelöst. Der Platinkonzern Angloamerican Platinum z.B. hat in dieser Woche deshalb 12.000 Arbeiter entlassen.

Riesige Strukturprobleme brechen auf

Hintergrund dieser Unruhen sind die tiefgreifenden sozialen Probleme in Südafrika. Die Arbeitslosenquote liegt bei knapp 25 Prozent und viele Arbeiter werden bei miserablen Arbeitsbedingungen schlecht bezahlt. Grubenunglücke mit Toten sind in Südafrika keine Seltenheit. Die strukturellen Probleme können nur unter der Decke gehalten werden, wenn das Wachstum einigermaßen stimmt. Doch damit ist es durch die schwächelnde Weltkonjunktur auch nicht mehr weit her. Nur noch um 2,6 Prozent soll das BIP 2012 zulegen. Dazu kommen ein Haushaltsdefizit von 4,6 Prozent und ein Leistungsbilanzdefizit von 6,4 Prozent. Diese Defizite wollte die Regierung in den nächsten Jahren eigentlich abbauen, aber die langanhaltenden Streiks können diese Bemühungen ad absurdum führen. Und genau das befürchtet man am Devisenmarkt.

EUR/ZAR vor Bruch des Widerstands bei 11,40 ZAR

Dazu kommt noch ein weiteres Problem: Südafrikas Staatsanleihen wurden am 1. Oktober in den World Government Bond Index der Citigroup aufgenommen. An diesem Index orientieren sich viele Investoren, weshalb in letzter Zeit 7,35 Milliarden Rand in den Anleihemarkt flossen und damit auch den Kurs des Rands stützten. Dieser Effekt läuft nun aus und das verstärkt den Abwertungsdruck auf den Rand. EUR/ZAR wird daher noch weiter steigen. Sollte der Wechselkurs den Widerstand bei 11,40 ZAR überwinden, dann dürfte sich der Anstieg bis 12,50 ZAR fortsetzen.

Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.