Devisen-Trader-Kolumne Detlef Rettinger

Die Risiken für den Dollar werden unterschätzt!

27.08.12 09:16 Uhr

Die Risiken für den Dollar werden unterschätzt! | finanzen.net

Seit mehr als einem Jahr springt der Euro je nach dem Stand der Eurokrise nach oben und unten.

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Man kann auch sagen, er wechselt ständig von einem „Risk-on-“ in einen Risk-off“-Modus. Tendenziell ging es dabei für die europäische Einheitswährung aber nach unten, EUR/USD fiel von 1,45 zeitweise bis auf 1,20 USD zurück. In den letzten Wochen scheint sich dies aber etwas geändert zu haben. Der Euro erholte sich gegenüber dem US-Dollar und ließ sich dabei auch von neuen negativen Meldungen zur Eurokrise nicht sonderlich beeindrucken.

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Neue und alte Risiken

Woran liegt das? Die Risiken haben sich weltwirtschaftlich gesehen besser verteilt – das klingt positiver als es ist. Die Eurokrise ist nicht mehr die einzige Sorge, die man haben muss. Auch Chinas Konjunktur kühlt sich stärker ab, als die meisten Experten noch vor einigen Monaten prognostiziert haben. Andere große Schwellenländer wie Brasilien und Indien leiden ebenfalls unter einer geringen Wirtschaftsdynamik. Und nicht zuletzt hat die US-Regierung ihre Probleme lange hinter der Eurokrise verstecken können – das wird nicht ewig gut gehen. Die Konjunktur hat sich zwar etwas erholt, aber die Lage des Staatshaushalts in den USA ist tatsächlich immer noch sehr viel schlechter als die Staatsfinanzen der Eurozone als Ganzes gesehen. Und die US-Wahlen im November könnten dafür sorgen, dass sich die Lage auch politisch zuspitzt. Ende des Jahres drohen automatische Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen in Kraft zu treten, wenn sich Demokraten und Republikaner nicht vorher einigen. Und die Wahrscheinlichkeit dafür ist angesichts des Wahlkampfs gering. Sollte die US-Wirtschaft aber über dieses so genannte „Fiscal Cliff“ stürzen, dann wird es 2013 vermutlich eine Rezession geben.

EUR/USD: Widerstand bei 1,2650 USD beachten

Das alles muss nicht so kommen und ich selbst zähle mich nicht zu den Pessimisten. Allerdings könnte das schon bedeuten, dass der Euro etwas aus dem Schussfeld gerät und sich weiter erholen kann. Kurzfristig stehen aber nun erst einmal die EZB-Sitzung am 6. September, die Fed-Sitzung am 12. September, die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum ESM am 12. September und der Bericht der Troika zu Griechenland an. Das alles bietet genügend Zündstoff. Charttechnisch ist EUR/USD nicht mehr weit vom wichtigen Widerstand bei 1,2650 USD entfernt, dort verläuft auch der langfristige Abwärtstrend. An dieser Marke wird sich kurzfristig die weitere Kursrichtung entscheiden.

Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.