Brasilien: Ist das Wirtschaftswunder schon vorbei?
Das hätte alles so schön werden können: Brasiliens Wirtschaft boomt und schließt zum Kreis der Industrienationen auf.
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Gleichzeitig sorgen die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Spiele 2016 für einen enormen internationalen Imagegewinn. Und durch die damit verbundenen Baumaßnahmen auch für eine Verlängerung des Booms – natürlich. Doch das Wirtschaftswunder in Brasilien hat schon länger Kratzer bekommen. Dafür gibt es viele Gründe, unter anderem die für Schwellenländer typischen Strukturprobleme, die zuvor durch hohe Wachstumsraten in den Hintergrund gedrängt wurden.
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Teilweise hat sich aber die Politik möglicherweise auch auf früheren Lorbeeren ausgeruht. Doch es war vorher nicht alles gut und ist jetzt nicht alles schlecht. Die Konjunkturschwäche Brasiliens kommt auch von außen, denn der wichtige Rohstoffsektor hängt zum großen Teil am Tropf der Nachfrage aus China und die entwickelt sich nicht so stark wie erhofft. Der Rückgang vieler Rohstoffpreise tut sein übriges. Das derzeit schwache Wachstum – das BIP legte 2012 lediglich um 0,9 Prozent zu – und die mit mehr als sechs Prozent zu hohe Inflation haben allerdings die Rating-Agenturen auf den Plan gerufen. Standard & Poor´s setzte den Ausblick für brasilianische Anleihen auf „negativ“. Das könnte den zehn Jahre lang anhaltenden Trend von Rating-Upgrades beenden und ist ein deutliches Signal. Standard & Poor´s nannte als Begründung auch die Verschlechterung der Staatsfinanzen. Zudem hat die Notenbank mit ihrer unsteten Politik zusätzlich die Investoren verunsichert. Sie hat zu spät auf die hohe Inflation reagiert und den Leitzins erst in den letzten Monaten wieder angehoben. Den Abwertungsdruck auf den Brasilianischen Real konnte das bislang nicht beenden. Dafür werden die Zinserhöhungen aber möglicherweise die gerade wieder etwas in Schwung kommende Konjunktur bremsen.
Fazit
Der Real steht derzeit unter Abwertungsdruck. Der Wechselkurs des Euros zum Real ist auf den höchsten Stand seit 2009 gestiegen. EUR/BRL wird demnächst den Widerstand bei 2,90 BRL ins Visier nehmen und kann sogar noch bis 3,00 BRL steigen. Mittelfristig wird sich die Abwertung aber nicht fortsetzen. Die Kombination aus wieder anziehendem Wirtschaftswachstum und einem steigenden Leitzins wird den Real stützen und ihm wieder Auftrieb geben. Anleger sollten noch etwas abwarten und können dann in die brasilianische Währung investieren.
Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.