Krypto-Regulierung: Ethereum-Gründer Vitalik Buterin warnt vor zu schnellem Streben nach institutionellem Geld
Die Debatte um staatliche Regulierungen im Krypto-Sektor sowie deren Vor- und Nachteile ist momentan wieder voll entbrannt. Auf Twitter meldete sich Ende Oktober auch Ethereum-Erfinder Vitalik Buterin zu Wort - und warnte die Branche unter anderem vor dem schnellen und enthusiastischem Streben nach dem großen Kapital.
Werte in diesem Artikel
• Regulierter Krypto-Sektor als Bedingung für Einstieg institutioneller Investoren im großen Stil
• Vitalik Buterin äußert sich auf Twitter zu kontroversen Punkten der Krypto-Regulierung
• Buterin: Ökosystem braucht noch mehr Zeit zum Reifen
Trotz ihrer zunehmenden Bekanntheit führen Krypto-Anlagen noch immer ein relatives Nischendasein. Allgemein wird angenommen, dass zunächst Regulierungen im Kryptosektor nötig sind, bevor Mainstream-Finanzinstitute einen Einstieg im großen Stil wagen und Kryptowährungen als Anlageklasse vollständig legitimiert werden. Dass diese Sichtweise recht weit verbreitet ist, bestätigt auch eine Umfrage des Finanzdienstleisters Fidelity. Dort sagten 16 Prozent der mehr als 1.000 befragten institutionellen Investoren, dass für sie der Mangel an Klarheit bei der Regulierung ein Hindernisgrund für eine Investition in digitale Vermögenswerte sei. 33 Prozent gaben zudem an, Bedenken hinsichtlich der regulatorischen Klassifizierung bestimmter Coins zu haben.
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Womöglich ist dieses Problem jedoch bald gelöst, denn Behörden weltweit arbeiten momentan an Regulierungsvorschlägen für den Kryptosektor. Ende Oktober wurde beispielsweise ein Krypto-Gesetzentwurf des US-Kongresses geleakt - und sorgte laut "BTC-ECHO" für großen Aufruhr in der Branche, da das Gesetz laut Beobachtern einem DeFi-Verbot gleichkäme. Sam Bankman-Fried, CEO der Kryptobörse FTX, begrüßte den Gesetzentwurf jedoch und legte in einem Blogeintrag seine Version für eine Krypto-Regulierung dar. Nach heftigem Gegenwind musste er jedoch zurückrudern und hat seinen Artikel seitdem überarbeitet. Die neu entbrannte Debatte und die verbalen Attacken gegen Bankman-Fried führten jedoch dazu, dass sich auch Ethereum-Gründer Vitalik Buterin dazu veranlasst sah, seine Meinung auf Twitter kundzutun.
Ethereum-Erfinder will Krypto-Sektor noch nicht in Mainstream bringen
Es fühle sich unfair an, dass andere Leute von "Crypto-Twitter" angegriffen werden würden, er aber nie seinen eigenen Kopf hervorstrecke, schrieb Buterin Ende Oktober bei dem Mikroblogging-Dienst - und legte im Anschluss seine Haltung zur Regulierung im Krypto-Sektor dar. Dabei machte er deutlich, dass er froh darüber sei, dass Krypto noch nicht im Mainstream angekommen ist, da das gesamte Ökosystem noch Zeit zum Reifen benötige, bevor es noch mehr Aufmerksamkeit erhalte. Er sei nicht der Meinung, "dass wir enthusiastisch und mit voller Geschwindigkeit nach großem institutionellem Kapital streben sollten. Ich bin eigentlich ziemlich froh, dass sich viele der ETFs verzögern", so der Ethereum-Erfinder in seinem Twitter-Thread. Ihm sei es lieber, wenn Kryptoprojekte noch länger brauchen würden, um den Mainstream zu erreichen, die Regulierung dafür aber dem Kryptoraum die Freiheit lasse, intern ungehindert zu agieren.
Basically, especially at this time, regulation that leaves the crypto space free to act internally but makes it harder for crypto projects to reach the mainstream is much less bad than regulation that intrudes on how crypto works internally.
- vitalik.eth (@VitalikButerin) October 30, 2022
Das sind Buterins Vorschläge für eine Regulierung des Sektors
Für Buterin ist es offensichtlich wichtiger die DNA des Krypto-Sektors zu bewahren, als eine schnelle Adaption voranzutreiben. Durch eine Regulierung könnte diese DNA jedoch deutlich verändert werden. Er schlägt daher selbst ein paar Maßnahmen vor, die den Zielen der Regulierer entsprechen dürften. "Grundsätzlich gibt es zwei Hauptklassen von ordnungspolitischen Zielen: (i) Verbraucherschutz, (ii) es Bösewichten schwerer zu machen, große Geldbeträge zu bewegen", so der Ethereum-Erfinder. Das vorgesehene Verfahren zur Kundenidentifizierung auf DeFi-Plattformen - genannt Know-Your-Customer (KYC) - sei dabei aber wenig hilfreich. Es würde die Nutzer nur nerven, Hacker nicht aufhalten und werde bei Kryptobörsen - wo es sinnvoller sei - bereits umgesetzt, so Buterin. Stattdessen macht er drei Vorschläge für die Regulierung von DeFi-Projekten, die er als hilfreicher einstuft: Hebel begrenzen, Wissenstest für Nutzer und Transparenz bezüglich Audits und Sicherheits-Checks beim Code der Smarten Verträge.
Regs on defi frontends that *could* be more helpful may include:
- vitalik.eth (@VitalikButerin) October 30, 2022
(i) limits on leverage
(ii) requiring transparency about what audits, FV or other security checks were done on contract code
(iii) usage gated by knowledge-based tests instead of plutocratic net-worth minimum rules
Außerdem sollten die Regulierer Verfahren fördern, die die Privatsphäre der DeFi-Nutzer schützen, ergänzte Buterin in einem weiteren Tweet.
Haltung von Buterin wird in Krypto-Branche begrüßt
Anders als Bankman-Fried erhielt der Ethereum-Gründer auf Twitter positive Reaktionen auf seine Vorschläge. So reagierte beispielsweise Changpeng Zhao, Gründer der Kryptobörse Binance, mit einem "Daumen hoch"-Emoji.
👍
- CZ 🔶 Binance (@cz_binance) October 30, 2022
Auch Ryan Sean Adams, Kryptoinvestor und Gründer von Mythos Capital, einer Investmentgesellschaft, die Kryptoassets hält und Kryptonetzwerke bedient, bekräftigte seine Zustimmung zu den Vorschlägen von Buterin. Selbst Bankman-Fried schätzte die Punkte laut "Decrypt" als "ziemlich vernünftig" ein und signalisierte, den Ethereum-Gründer gerne nach Washington DC bringen zu wollen, um einen differenzierten Beitrag zur Regulierung zu leisten.
Redaktion finanzen.net
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