Schweizer Franken: Das Ende der Unabhängigkeit
Unabhängigkeit ist für die Schweizer mehr als nur ein Wort. Sie ist im wahrsten Sinne bare Münze.
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von Andreas Höß, €uro am Sonntag
So ziert das Fünf-Franken-Stück der zum Freiheitskämpfer stilisierte Nationalheld Wilhelm Tell. Doch zumindest vorläufig haben die Eidgenossen die Unabhängigkeit ihrer Währung geopfert. Sie koppelten den Schweizer Franken an den Euro und sperrten damit für Anleger einen der wenigen verbliebenen sicheren Häfen.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.1,20 Franken soll ein Euro in Zukunft mindestens kosten, verlautbarte die Schweizer Notenbank (SNB) am Dienstag. Sie machte deutlich, dass sie „diesen Mindestkurs mit aller Konsequenz durchsetzen“ und „unbeschränkt Devisen kaufen“ werde. Allein 2011 hat der Franken 20 Prozent gegenüber dem Euro und 30 Prozent gegenüber dem US-Dollar aufgewertet, da Anleger Schutz vor den Börsenturbulenzen suchten.
Der Schweizer Wirtschaft hat diese Aufwertung geschadet. Dass der starke Franken Schweizer Güter unattraktiv macht, merkt man nicht nur in der Tourismusindustrie. Das Wirtschaftswachstum des Alpenstaats verlangsamte sich zuletzt, und die Exporte von Gütern und Dienstleistungen gingen zurück. „Wir verdienen jeden zweiten Franken im Ausland“, so SNB-Präsident Hildebrand. Eine massive Überbewertung des Frankens berge die Gefahr von Rezession und Deflation. Der Mindestwechselkurs werde sich positiv auf exportorientierte Unternehmen auswirken, glaubt auch Fondsmanager Stefan Bohren von der UBS.
Voraussetzung: Die SNB kann den Franken dauerhaft schwächen. Daran glauben im Moment die meisten Beobachter, so auch die Devisenexperten der Bank Vontobel. Sie empfehlen Anlegern deshalb, Wetten auf den Franken aufzulösen. Das könnte andere Fluchtwährungen wie Gold, Schwedische Kronen oder den Australischen Dollar begünstigen.
Bei ihren Interventionen geht die Schweizer Notenbank allerdings sehr wählerisch vor. Um den Frankenkurs stabil zu halten, kauft die SNB angeblich gezielt Staatsanleihen aus Deutschland und Frankreich, also den zahlungskräftigen Euroländern. Um Titel aus den Problemstaaten macht sie offenbar einen Bogen. Etwas weniger Unabhängigkeit hätte man sich in Brüssel sicher gewünscht.