Franken: Höhenflug vorerst gestoppt
Zu Beginn des Monats war es fast offensichtlich: Die Flucht in den Schweizer Franken hatte zu einer Blase geführt. Die Schweizerische Nationalbank stemmte sich gegen eine weitere Aufwertung.
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von Martin Blümel, €uro am Sonntag
Die Schweizer Währung war fast auf Parität zum Euro gestiegen. Drei Wochen später notiert der Franken je nach Tagesform zwischen zwölf und 18 Prozent tiefer. Vor allem deshalb, weil in der Zwischenzeit die Schweizerische Nationalbank SNB aktiv geworden ist – mit verbalen Maßnahmen und mit Mitteln aus der geldpolitischen Trickkiste. Die Trendwende scheint eingeläutet. Ob es jedoch gelingt, den Schweizer Franken dauerhaft zu schwächen oder wenigstens zu stabilisieren, muss sich noch zeigen – zu sehr schwankte die Währung der Eidgenossen in den vergangenen Tagen. Eins scheint aber klar: Der Franken ist kein absolut sicherer Zufluchtsort.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Die Mittel, um den Anstieg des Frankens zu bremsen, waren so entschlossen wie unspektakulär. Denn gelungen ist das Manöver vor allem durch die Macht der Worte: „Alles ist möglich“, hatte das SNB-Direktionsmitglied Jean-Pierre Danthine in einem Interview auf die Frage geantwortet, ob man tatsächlich das scheinbar Undenkbare tun wolle, nämlich den Franken an den Euro zu koppeln. Nahezu gleichzeitig weitete die Nationalbank die Geldmenge drastisch aus, was dazu geführt hat, dass die Zinsen am Geldmarkt teilweise negativ wurden. Anleger müssen also seither Geld bezahlen, wenn sie in Franken investieren.
Einen solchen „Strafzins“ hatte es in ähnlicher Form in der Schweiz schon von 1964 bis 1966 sowie von 1971 bis 1979 gegeben. Damals galt wie heute: Die Schweiz musste übermäßigen Kapitalzufluss aus dem Ausland abwehren, der den Wechselkurs des Frankens zum Nachteil der Exporteure verteuerte. Und weil das in diesem Jahr besonders schnell und heftig geschah, wird spekuliert, dass die Schweizer Banken von ihren Kunden bald sogar Gebühren für Franken-Einlagen verlangen.
Gebremst wurde der Anstieg des Frankens aber nicht durch die SNB, sondern durch die wieder bessere Stimmung an den Finanzmärkten – Aktien notierten stärker, und die Diskussion um die Verschuldung der Staaten und die Konjunkturschwäche traten in den Hintergrund. Es gilt: Je früher die Risiken beherrschbar scheinen, desto schneller beruhigen sich auch die Märkte und desto eher erholt sich der Euro zum Franken.
Doch ist die Lage schon stabil genug? „Kaum“, sagt Devisenexperte Thomas Flury von der UBS. „Der Franken ist noch nicht krisenresistent. Negative Entwicklungen in Europa oder den USA lassen ihn noch immer steigen.“ Nicht zuletzt deshalb rechnen viele Marktteilnehmer mit weiteren Maßnahmen der SNB. „Kommen diese nicht, wird der Franken bald wieder aufwerten“, schätzt Flury. Doch einen erneuten Anstieg auf die Wechselkursparität wird die SNB wohl kaum zulassen. Vielmehr wird sie versuchen, ein gewisses Niveau zu halten. „Ich rechne damit, dass die SNB interveniert und eine Untergrenze für den Wechselkurs des Frankens zum Euro definiert. Nur so kann sie die Erwartungen stabilisieren“, sagt Flury.
Eine schnelle Bewegung der Relation zum Euro hin zu 1,30 oder gar 1,40 Franken scheint also eher unwahrscheinlich. Im Hinblick auf die Kaufpreisparität ist der Franken zwar nach wie vor – laut einer Commerzbank-Analyse um etwa 30 Rappen – überbewertet. Jedoch sind die ungelösten Schuldenprobleme in der Welt der wichtigste Grund, dass auch weiterhin Kapital in die Schweiz fließen wird – wenn vermutlich auch nicht mehr in dem Ausmaß wie bisher. Commerzbank und UBS gehen daher lediglich von einer Stabilisierung der Währung bei bestenfalls 1,20 Franken aus.