Rettet China den Euro?
Als ich den Lesern des Emerging Markets Traders am 17. Mai ...
... bei einem EUR/USD-Kurs von 1,2393 eine Euroerholung ankündigte nannte ich ihnen ein “exotisches“ Szenario für einen Euro-Rebound mit dem damals nahezu niemand rechnete: China gibt die Währungsanbindung an den Dollar auf, richtet einen Währungskorb ein, in dem der Euro „von Anfang an eine gewichtige Rolle spielt“ und China profiliert sich durch den Kauf europäischer Staatsanleihen als „vernünftig handelnder Akteur auf der Weltbühne“.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Was vor 4 Monaten noch exotisch klang ist heute Realität: Der chinesische Premier Wen Jiabao hat Griechenland am 2. Oktober bei einem Athen-Besuch mit den Worten gute Freunde seien "da um zu helfen, wenn es einer braucht" einen 3,6 Mrd. Euro-Kredit angeboten. Zudem deute er an China werde in der Zukunft wie schon in den vergangenen Monaten im Hintergrund geschehen griechische Staatsanleihen kaufen. Einen intelligenteren Schachzug hätte Chinas Regierung in der Frühphase des globalen Währungskrieges kaum landen können!
Der geschenkte diplomatische Coup
Der Preis für diese diplomatische Aktion könnte für den chinesischen Staat günstiger nicht sein: Da die gesamten 2,54 Billionen USD hohen Währungsreserven nur unter Inkaufnahme eines Totaleinsturz des US-Dollars veräußerbar sind, tauscht das Land aus Sicht der chinesischen Zentralbank schlimmsten Fall wertlose Papiere gegen anderes wertloses Papier - nur mit einem höheren Zins-Coupon. Es ist daher kein Wunder, dass China zuletzt auch verstärkt andere europäische Staatsanleihen (z.B. italienische) aufkaufte. Eine bessere Gelegenheit die geschätzt zu 65% aus US-Dollar bestehenden Währungsreserven zu diversifizieren und sich unabhängiger von US-Staatsanleihen zu machen wie die Eurokrise hätte es für China nicht geben können.
Höchst intelligent ist es natürlich, dass China diesen aus wirtschaftlicher Sicht ohnehin vernünftigen Schritt mit einem diplomatischen Schachzug verband und die „freundschaftliche“ Griechenlandhilfe auf einer Europatour des Premiers offiziell machte. „Freunde“ kann China in Europa derzeit schließlich gut gebrauchen, denn im sino-amerikanischen Währungsstreit rückt das Ende der langen Phase des bloßen Sebelrasselns immer näher.
China profiliert sich als „Euroretter“
Zwar kann China von der EU, die selber eine Yuan-Aufwertung fordert, keine offizielle Unterstützung erwarten, aber China hat sehr deutlich gemacht, dass es gegenüber Europa ein wertvolles Faustpfand in der Hand hält. Das Kalkül: wenn China zum permanenten Gläubiger Südeuropas wird hält sich die EU zukünftig im Währungsstreit um den Yuan zurück.
Immerhin könnten sich die europäischen Steuerzahler dank der großzügigen fernöstlichen Hilfe den Einsatz des 750 Milliarden Euro teuren Rettungsschirms ersparen, wenn der de facto bankrotte griechische Staat ab dem kommenden Jahr wieder auf die Anleihenmärkte drängt.
China möchte Zeit gewinnen!
Es wird China dabei nicht darum gehen eine Yuan-Aufwertung abzuwenden, denn diese macht für China ökonomisch Sinn und man ist sich in Peking sehr wohl bewusst, dass man um eine Aufwertung nicht herum kommen wird. Allerdings könnte China, wenn sich Europa nicht bedingungslos an der Seite der USA positioniert wieder mehr Selbstbestimmung über das Tempo der Yuan-Aufwertung gewinnen.
Dass China mit der großzügigen Finanzhilfe aktuell ausgerechnet die schwachen Länder in Südeuropa umschmeichelt hat in dieser Hinsicht übrigens eine weitere interessante Dimension. Mit einem Handelsbilanzdefizit von insgesamt 166,3 Mrd. USD (in den vergangenen 12 Monaten) sind Portugal, Italien, Griechenland und Spanien am stärksten auf einen schwachen Euro angewiesen und daher wären die Politiker dieser Staaten potentiell auch jene in der EU, die Sanktionen gegenüber China am lautesten fordern. Deutschland und Nordeuropa braucht China in dieser Hinsicht nicht fürchten!
Mein Fazit: China großzügige Hilfe für Südeuropa ist keine Überraschung, denn diese ist möglicherweise die günstigste Möglichkeit den diplomatischen Druck für eine Yuan-Aufwertung zu senken. In der aktuellen Ausgabe des Emerging Markets Trader beschäftige ich mich daher mit der Frage was dies für den Euro bedeutet und welche Rolle Europa und China im globalen Währungskrieg spielen werden.
Florian Schulz ist ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Emerging Markets und Chefredakteur des Emerging-Markets-Trader Börsenbriefs. Mehr Infos unter: www.emerging-markets-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.