Türkische Lira im Abwertungsstrudel
Vielen galt die Türkische Lira in den letzten Jahren als gute Anlagewährung:
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Die Wirtschaft entwickelte sich dynamisch und wies Wachstumsraten auf, die man sonst nur aus Ostasien kennt. Mit einer Zunahme des BIP um 11 Prozent im ersten Quartal stand das Land weltweit an der Spitze. Zudem wurde die Türkei zur Wirtschaftsmacht Nummer Eins in einer Region, die zunehmend dynamischer wird. Politisch ist das Land stabiler und für Investoren attraktiver als jedes andere im Nahen Osten. Darüber hinaus sprach das hohe Zinsniveau für eine Investition in die Türkische Lira.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Türkische Notenbank setzt die Stabilität aufs Spiel
Doch diese Zeiten sind vorbei. Die Notenbank hat aus Furcht vor den negativen Auswirkungen einer sich abschwächenden Weltwirtschaft eine Pro-Wachstumspolitik eingenommen und den Leitzins in den letzten Monaten mehrfach gesenkt. Inzwischen liegt er auf einem Rekordtief von 5,75 Prozent und viele Beobachter rechnen damit, dass die türkische Notenbank bei ihrer Sitzung am 23. August die Geldpolitik weiter lockert. Das ist ein gefährliches Spiel, denn dadurch kann die Inflationsrate außer Kontrolle geraten, vor allem aber wächst das ohnehin hohe Leistungsbilanzdefizit immer weiter. Im Jahresdurchschnitt dürfte es bei über zehn Prozent liegen. Zudem machen sich die Notenbanker damit zum Büttel der Regierung – das ist ein schlechtes Signal.
EUR/TRY auf Rekordjagd
Am Devisenmarkt wird diese Anti-Stabilitäts-Politik ebenfalls sehr kritisch gesehen, gerade in Zeiten einer zunehmenden Risikoaversion. Die Lira fällt und fällt und fällt. Der Wechselkurs USD/TRY ist bereits kurzzeitig über das Hoch gestiegen, das während der Wirtschaftskrise Anfang 2009 markiert wurde. EUR/TRY befindet sich ebenfalls im Höhenflug und markiert ein Rekordhoch nach dem anderen. Eine Korrektur nach unten ist zwar jederzeit möglich – z.B. wenn die Notenbank in der nächsten Woche rigider agiert als erwartet – mittelfristig dürfte EUR/TRYaber weiter steigen. Denn: Angesichts der sich abkühlenden Weltwirtschaft dürfte die Notenbank an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten und das ist Gift für die Lira.
Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.