Devisen-Trader-Kolumne Detlef Rettinger

Türkische Lira: Hohe Defizite belasten

27.06.11 09:16 Uhr

Türkische Lira: Hohe Defizite belasten | finanzen.net

Premierminister Erdogan wurde zum dritten Mal im Amt bestätigt.

Ausländische Investoren können folglich darauf bauen, dass die Regierung ihre wirtschaftsfreundliche Politik fortsetzt. Die weiteren langfristigen Aussichten für die türkische Wirtschaft sind daher durchaus gut. Kurzfristig gibt es aber ein schwerwiegendes Problem: Die Wirtschaft zeigt Überhitzungserscheinungen. Das Kreditvolumen dürfte 2011 um fast 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr zunehmen – das ist eindeutig zu viel. Schuld daran sind die überbordende private Konsumnachfrage und die starke Investitionstätigkeit.

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Ein weiteres Problem ist das hohe Defizit in der Leistungsbilanz, das im April mit 7,7 Prozent auf den zweithöchsten Stand seit 1984 gestiegen ist. Damit ließe sich leben, wenn die Wirtschaft weiter stark wächst und die internationalen Finanzmärkte stabil bleiben. Sollte sich dies ändern, dann könnten ausländische Anleger aus Angst vor einer Destabilisierung des Finanzsystems in der Türkei rasch ihre Gelder abziehen. Das macht die Lira zu einer risikoreichen Anlagewährung. Die Notenbank wird nicht mehr lange um eine deutliche Zinserhöhung herumkommen, zumal sich die Inflationsrate im Mai auf 7,2 Prozent beschleunigte.

EUR/TRY auf Rekordhoch

Gegenüber dem Euro hat die Lira seit Dezember deutlich abgewertet. EUR/TRY stieg auf 2,32 TRY und damit auf den höchsten Stand seit März 2009. Seit Anfang April hat sich der Abwertungsdruck auch aufgrund der an den Märkten allgemein zunehmenden Risikoaversion nochmals verstärkt. Ein Investment in die Lira birgt zwar große Risiken, aber es bietet auch große Chancen: Langfristig bleibt die türkische Wirtschaft auf Wachstumskurs und das wird der Notenbank und der Regierung helfen, die Probleme in den Griff zu bekommen. Dazu kommt die Aussicht auf Zinserhöhungen. Risikobereite Anleger mit langem Atem können die Abwertung der Lira in den letzten Monaten für einen Einstieg nutzen.

Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.