Devisen-Trader-Kolumne Detlef Rettinger

Setzt sich das Comeback des Dollars fort?

11.01.10 08:46 Uhr

Setzt sich das Comeback des Dollars fort? | finanzen.net

Immer mehr Menschen machen sich seit dem Ausbruch der Finanzkrise Sorgen um den US-Dollar.

Und tatsächlich wäre eine der größten Gefahren für die Weltwirtschaft eine unkontrollierte Abwertung des Greenbacks. China und viele andere Länder in Asien, die auf Abermilliarden von US-Dollars sitzen, würden in diesem Fall erheblich ins Schwitzen geraten. Eine solche unkontrollierte Abwertung wäre aber nur denkbar, wenn tatsächlich Zweifel aufkommen, dass den Schulden der USA - und nichts anderes sind die Dollars in den Tresoren der ausländischen Zentralbanken - kein realer Wert gegenüber steht. Ein solches Szenario mag man sich nicht vorstellen und tatsächlich wurde in den letzten Wochen ein ganz anderes Spiel gespielt: Der US-Dollar war wieder gefragt, da viele Anleger darauf spekulieren, dass sich die US-Wirtschaft schneller erholt als z.B. die Ökonomien in Europa und in Japan. Zudem kamen durch die Ereignisse in Griechenland Zweifel an der Stabilität der Europäischen Währungsunion auf und das setzte den Euro unter Druck.

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Keine schnelle Zinserhöhung in den USA

Spekulationen über eine baldige Zinserhöhung durch die US-Notenbank dürften jedoch übertrieben sein. Die Fed wird voraussichtlich nicht vor der EZB den Leitzins anheben und das Zinsniveau in der Eurozone wird daher auf Dauer höher bleiben als in den USA. Die meisten Marktteilnehmer rechnen derzeit mit einer Zinsanhebung durch die Fed bei ihrem Septembermeeting. Sollte es dazu kommen, dann dürfte auch die EZB zeitgleich den Leitzins erhöhen. Zudem wird die Robustheit der US-Konjunktur derzeit überschätzt. Der durch die Überschwemmung mit Liquidität und durch die Konjunkturprogramme ausgelöste Boom wird abebben und aufgrund der weiterhin bestehenden immensen Strukturprobleme keinen selbsttragenden Aufschwung auslösen.

EUR/USD: Mittelfristig wieder nach oben

Selbst wenn kurzfristig der Abwärtsdruck auf EUR/USD noch anhalten könnte, mittelfristig dürfte der Wechselkurs wieder nach oben tendieren. Mit Turbulenzen ist aber zu rechnen, vor allem wenn das Thema Zinswende in den USA und in der Eurozone spätestens in der zweiten Jahreshälfte immer mehr an Bedeutung gewinnt. Der Abwertungsdruck auf den Dollar wird vor allem dann wieder zunehmen, wenn die US-Konjunktur wieder an Fahrt verlieren sollte und wenn das Spiel mit den Carry Trades weiter getrieben wird. Grundvoraussetzung dafür ist, dass international die Risikobereitschaft der Anleger hoch bleibt.

Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.