Kommt es bald zu Währungskrisen?
Die Emerging-Markets-Fonds meldeten im Jahr 2008 einen Mittelabfluss von 40 Mrd. USD. Das hat sich in diesem Jahr spektakulär umgedreht:
Bislang gab es bereits neue Zuflüsse in Höhe von 50 Mrd. USD. Die Folge ist nicht nur ein Boom an den Aktienmärkten, auch viele Währungen aus den Emerging Markets kamen unter erheblichen Aufwertungsdruck. Das gilt z.B. für den Real, den Rand und die meisten Währungen in Ostasien. Letztlich ist das die Kehrseite der Nullzinspolitik der US-Notenbank. Inzwischen zählt auch der Chefadministrator von Hongkong, das immerhin einer der wichtigsten Börsenplätze der Welt ist, zu denjenigen, die davor warnen, dass die Politik von Ben Bernanke zu einer ungesunden Zunahme des spekulativen Kapitals und zu einer Blase vor allem an den asiatischen Aktien- und Immobilienmärkten und eben zu Aufwertungsdruck auf die jeweiligen Währungen führt. Für die betroffenen Länder bringt das zunehmend auch reale Probleme mit sich, denn eine starke Währung verteuert die eigenen Exporte.
Asiens Regierungen stemmen sich gegen Aufwertung
China löst das Problem auf seine Weise: Der Wechselkurs des Yuan wird von der Notenbank festgelegt und eine Aufwertung wird durch den Aufkauf ausländischer Devisen verhindert. Die meisten anderen Länder, selbst wenn sie sich zu frei floatenden Wechselkursen bekennen, gehen im Prinzip denselben Weg: Südkorea, Indonesien, Thailand u.a. kaufen ausländische Devisen auf, um die Aufwertung der eigenen Währung zu bremsen. Technisch gesehen kann diese Politik unbegrenzt fortgesetzt werden, denn sie erfordert ja nichts anderes als das Drucken der eigenen Währung. Inflation wäre normalerweise die Folge, aber bislang kann die Preisentwicklung aufgrund der immer noch schwachen Weltkonjunktur im Zaum gehalten werden. Stattdessen werden wie gesagt die Aktien- und die Immobilienpreise aufgeblasen. Daneben hindert der Aufwertungsdruck die jeweiligen Notenbanken auch daran, die Leitzinsen zu erhöhen, was inzwischen volkswirtschaftlich eigentlich geboten wäre.
Neue Krisen am Horizont
Nicht wenige haben gehofft, dass sich die weltwirtschaftlichen Ungleichgewichte durch die Krise abbauen, doch das Gegenteil ist der Fall: Es bauen sich neue auf. Die Weltwirtschaft bleibt daher trotz der Konjunkturerholung weiterhin instabil. Am Devisenmarkt dürfte dies weiterhin erhebliche Kursschwankungen mit sich bringen – politische Spannungen und Währungskrisen nicht ausgeschlossen.
Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.