Devisen-Trader-Kolumne Detlef Rettinger

Geht der Abwertungswettlauf weiter?

11.10.10 08:52 Uhr

Geht der Abwertungswettlauf weiter? | finanzen.net

Die klassischen Erklärungsmuster für Wechselkursbewegungen, ...

... wie z.B. die Veränderung von Zinsdifferenzen, spielen im Moment am Devisenmarkt eine untergeordnete Rolle. Dagegen wird vor allem darauf geschaut, wer im Abwertungswettlauf die Nase vorn hat. Das ist derzeit der US-Dollar, denn die US-Notenbank hat für den Fall einer neuen Konjunkturschwäche weitere Liquiditätsspritzen angekündigt. Das Gleiche gilt in etwas geringerem Umfang für das Britische Pfund, obwohl die Bank of England bei ihrer Sitzung am Donnerstag erst einmal von einer Ausweitung des Programms zum Kauf von Anleihen Abstand nahm. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben…

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Euro ist die Währung der Stunde

Aufgrund des Bekenntnisses der EZB, die Geldpolitik normalisieren zu wollen, hinkt der Euro in diesem Wettlauf hinterher und legte in den letzten Wochen gegenüber den meisten anderen Währungen deutlich zu. EZB-Chef Trichet erklärte nach der Sitzung am Donnerstag, dass eine Änderung des geldpolitischen Marschplans derzeit nicht nötig ist. Es habe sich zur Lage von vier Wochen nichts geändert. Er zeigt demonstrative Gelassenheit gegenüber den Diskussionen über einen beginnenden Währungskrieg und über die Aufwertung des Euros. Doch was wenn die Dollarabwertung aus den Fugen gerät und EUR/USD auf 1,50 USD oder höher steigt? Der Druck auf die EZB, die Aufwertung zu begrenzen, würde zunehmen. Sollten aber die EZB und weitere Notenbanken den Abwertungswettlauf gegen die US-Notenbank aufnehmen, dann wären die Folgen vermutlich fatal. Das Vertrauen der Anleger in die „Papierwährungen“ würde weiter sinken. Als Folge dürfte der Goldpreis nach oben schießen, denn Gold würde als einzige sichere Referenzwährung wahrgenommen. Ein Krisenszenario, gewiss, aber nicht ausgeschlossen. Die überraschende Senkung der Leitzinses von 0,10 auf 0,00 Prozent durch die Bank of Japan ist ebenso ein Schritt in diese Richtung wie der nicht minder unerwartete Verzicht der Bank of Australia auf eine Zinserhöhung.

Wende bei EUR/USD?

Verhindern kann den Abwertungswettlauf in erster Linie die US-Notenbank, indem sie sich zu einem starken Dollar bekennt und dem Bekenntnis auch Taten folgen lässt. In diesem Fall würde es eine heftige Gegenbewegung zur Dollarabwertung der letzten Monate geben. Anleger, die gegen den US-Dollar spekulieren, sollten dies bedenken und kein zu hohes Risiko nehmen. Noch ist es aber nicht soweit, noch ist der Abwertungsdruck auf den Dollar groß. Immerhin hat EUR/USD nach dem Erreichen der Marke von 1,40 USD deutlich korrigiert. Offensichtlich werden Gewinne mitgenommen. Viele Trader wollen vor dem Treffen der G7-Finanzminister und des IWF an diesem Wochenende nicht falsch positioniert sein. Nächste Woche kann sich die Rallye bei EUR/USD aber durchaus fortsetzen. Charttechnisch ist der seit Anfang September bestehende Aufwärtstrend jedenfalls noch intakt. Das wäre erst bei einem Absinken unter die Marke von 1,3800 USD nicht mehr der Fall.

Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.