Devisen-Trader-Kolumne Detlef Rettinger

EUR/TRY: Ist der Absturz der Lira vorbei?

09.09.13 10:06 Uhr

EUR/TRY: Ist der Absturz der Lira vorbei? | finanzen.net

Die Ereignisse in Syrien haben die Krise in vielen Schwellenländern verschärft.

Besonders die Türkische Lira kam nochmals heftig unter Verkaufsdruck, aber auch die Indische Rupie stürzte zeitweise auf ein Rekordtief ab. Da lässt sich schon von einem Ausverkauf sprechen, namentlich in Indien ist Panik zu spüren. Solche Überreaktionen – und wir gehen davon aus, dass es welche sind – sind nicht ungewöhnlich, wenn auf eine längere Abwärtsbewegung nochmals ein unerwartetes negatives Ereignis folgt. In Indien z.B. haben in den letzten Monaten und Jahren strukturelle Probleme zu einer Wachstumsschwäche geführt. Die Verteuerung des Erdöls und die Angst der Anleger führen im schon vorhandenen negativen Sentiment zu einem Ausverkauf.

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Lira leidet unter der Furcht der Anleger

Ähnlich sieht es in der Türkei aus: Die Probleme kamen hier aber eher von außen, nämlich durch die Wachstumsschwäche Europas. Verstärkt wurde das Ganze dann durch eine steigende Inflation und ein hohes Leistungsbilanzdefizit. Die politischen Unruhen in den letzten Monaten drückten weiter auf die Anlegerstimmung und die Nähe zum Kriegsland Syrien tat schließlich ihr Übriges. Der Wechselkurs EUR/TRY ist auf ein Allzeithoch gestiegen. Inzwischen ist die Währung wegen der Panik der Anleger klar im „Krisenmodus“. Es ist ziemlich sicher, dass viele Anleger dieses Kursniveau früher oder später für den Einstieg in türkischen Geldanlagen nutzen, denn die Türkei ist und bleibt ein stark wachsendes Schwellenland, das in den letzten Jahren eine überraschend große finanzielle Stabilität an den Tag legte. Ich denke: Auf dem aktuellen Kursniveau von 2,75 TRY könnte das kurzfristige Aufwärtspotenzial von EUR/TRY bereits ausgereizt sein.

Leistungsbilanzdefizite machen Währungen krisenanfällig

Die Türkei und Indien sind für uns Beispiele dafür, dass keine allgemeine Krise in den Emerging-Markets droht. Es spielen jeweils auch länderspezifische Umstände eine Rolle, ob eine Währung unter Verkaufsdruck kommt. Und wie in früheren Krisen zeigt sich, dass gerade die Währungen von Ländern mit hohen Leistungsbilanzdefiziten – wie z.B. Indien und die Türkei – abwerten, denn diese sind auf den Zustrom von ausländischem Kapital angewiesen. Andere wie der Forint, der Mexikanische Peso, der Brasilianische Real und sogar der Südafrikanische Rand behaupteten sich zuletzt besser.

Fazit

Manche befürchten, dass ähnlich wie bei der Asienkrise 1998 die Probleme einzelner Länder zu einer allgemeinen Finanzkrise führen. Doch es gibt große Unterschiede zu 1998, so sind die meisten Schwellenländer heute finanziell viel stärker; die Ansteckungsgefahr ist wesentlich geringer. Die Abwertung der Lira und anderer Währungen wird günstige Einstiegschancen schaffen. Noch gilt es aber abzuwarten.

Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.