Devisen-Trader-Kolumne Detlef Rettinger

EUR/TRY: Erdogan-Wahlsieg beflügelt die Lira - aber nicht auf Dauer!

14.04.14 09:09 Uhr

EUR/TRY: Erdogan-Wahlsieg beflügelt die Lira - aber nicht auf Dauer! | finanzen.net

Der für viele überraschende Sieg bei den Kommunalwahlen am 30. März hat Regierungschef Erdogan nicht milde gestimmt.

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Er kündigte in harschen Worten die Verfolgung seiner Gegner an. Das hat viele politische Beobachter erschreckt. Die Anleger sahen das gelassener, für sie bedeutet der Wahlsieg nach den ganzen Unruhen der Vormonate erst einmal mehr Sicherheit, unabhängig davon, wie es politisch nun weitergeht. Die Lira wertete daher kräftig auf und auch am Aktienmarkt gab es starke Kursgewinne. Wahrscheinlich wird Erdogans AKP die führende Kraft bleiben und er selbst hat gute Chancen im Sommer zum Präsident gewählt zu werden.

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Die grundlegenden Probleme der Türkei bleiben

Sind damit die Gründe für die Abwertung der Lira und den Kursrückgang am Aktienmarkt weggewischt? Nein! Die positive Reaktion an den Märkten ist nur der ersten Erleichterung geschuldet. Denn die Probleme bleiben, und zwar erstens der grundlegende Konflikt, ob die Türkei eher liberal-westlich ausgerichtet oder eher islamistisch-religiös geprägt sein soll. Aus ökonomischer Sicht ist allerdings die Frage entscheidend, ob dieser Konflikt eskaliert und zu weiteren offenen Unruhen führt. Zweitens, die Korruption in Politik und Gesellschaft. Das bremst sicher die wirtschaftliche Entwicklung. Drittens, die auf Konfrontation und nicht auf Kompromiss ausgerichtete politische Kultur. Doch trotz dieses Mangels war die Türkei in den letzten Jahren politisch relativ stabil und hat der Wirtschaft verlässliche Rahmenbedingungen gesetzt. Kurzfristig gibt es aber neben der politischen Unsicherheit viele Probleme, die auch auf den Kurs der Lira drücken: Das Wachstum lässt nicht zuletzt wegen der Zinserhöhungen nach und die Inflationsrate kratzt an der 10-Prozent-Marke. Immerhin bildet sich das Leistungsbilanzdefizit zurück. Das reichte aber nicht aus, um die Rating-Agentur Moody´s davon abzuhalten, den Kreditausblick zu senken, nachdem die Anleihen des Landes erst vor 11 Monaten auf "Investment Grade" angehoben worden waren. Die Lira kam aber nicht nur deswegen in den letzten Tagen wieder unter Verkaufsdruck, sondern auch wegen der im Allgemeinen gestiegenen Risikoaversion an den Märkten.

Fazit

Insgesamt steckt viel Dynamik in der Wirtschaft und das sorgt langfristig für gute Aussichten, auch für die Lira. Kurzfristig ist der hohe Leitzins von aktuell 10,00 Prozent das stärkste Argument für die Währung. Allerdings wird die Notenbank den Zins so bald wie möglich wieder senken. Trader können kurzfristig auf eine weitere Korrektur bei EUR/TRY setzen, mittelfristig bleibt der Aufwärtstrend des Wechselkurses aber bestehen.

Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.