Brasilianischer Real: Auftrieb durch die Fußball-WM?
Der Beginn der Fußballweltmeisterschaft rückt näher, aber Euphorie oder wenigstens Freude ist in Brasilien kaum zu spüren.
Und ob das Großereignis die erhofften positiven langfristigen Wirkungen auf die Wirtschaft hat, ziehen gerade im Land selbst inzwischen viele in Frage. Das hängt auch davon ab, ob die Chance zur Imagewerbung genutzt wird - mit einer negativen Stimmung wird dies kaum gelingen. Immerhin konnten sich sowohl der Aktienmarkt als auch der Real seit Anfang März deutlich erholen. Der Hauptgrund dafür sind aber nicht so sehr bessere Wirtschaftsdaten aus Brasilien selbst als die Hoffnung auf eine Konjunkturerholung beim wichtigsten Handelspartner China.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Wahlen im Oktober werfen ihre Schatten voraus
Positiv wäre auch ein Anstieg des Ölpreises, denn Brasilien ist ein wichtiges Exportland für den Rohstoff - doch damit wäre nur bei einer deutlichen Beschleunigung der Weltkonjunktur zu rechnen. Ein wichtiges Ereignis in diesem Jahr sind zudem die Wahlen im Oktober. Lange Zeit galt ein Sieg der Amtsinhaberin Dilma Rousseff als sicher, doch ihre letzten Umfrageergebnisse waren erstaunlich schlecht. Der Aktienmarkt reagierte positiv, erhofft man sich doch von einer neuen politischen Führung eine bessere Wirtschaftspolitik. Allerdings hat auch die aktuelle Regierung schon einige Reformen angestoßen. Kurzfristig hilft das aber noch nicht, denn die Zinserhöhungen der Notenbank werden das Wirtschaftswachstum 2014 dämpfen. Immerhin machen die letzten Konjunkturdaten Hoffnung, dass die Wirtschaft im Laufe des Jahres wieder an Schwung gewinnt. Doch weitere Anhebungen des bei 11,0 Prozent liegenden Leitzinses sind alles andere als ausgeschlossen, sollte die Inflationsrate weiter steigen. Und in März und April zeigte die Tendenz hier nach oben.
EUR/BRL
Seit dem Hoch im Februar ist EUR/BRL deutlich zurückgekommen und die Abwertung des Reals in den Vormonaten wurde teils wieder korrigiert. Die Kursentwicklung wird maßgeblich auch durch die allgemeine Einstellung an den Märkten zu Anlagen in den Emerging Markets bestimmt. Eine Zunahme der Risikoaversion, z.B. wegen einer Eskalation der Ukraine-Krise oder schlechter Wirtschaftsdaten aus China, würde den Wechselkurs wieder nach oben treiben. Mittelfristig erwarte ich aber eine Seitwärtsbewegung.
Fazit
Das Zinsniveau in Brasilien ist hoch und es bestehen gute Chancen, dass sich die Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte beschleunigt. Beides zusammen sind gute Voraussetzungen für eine steigende Nachfrage nach dem Real. Die Kurserholung der Währung könnte sich daher kurzfristig noch fortsetzen.
Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.