Nach Bitcoin-ETF-Entscheidung der SEC: Eignet sich der Bitcoin zur Altersvorsorge?
Mit der Freigabe der SEC qualifizieren sich Bitcoin-ETFs nun auch für Rentensparpläne in den USA. Doch lohnt sich ein Engagement in die Krypto-Fonds oder sollten Anleger bei der Altersvorsorge lieber auf den breiten Aktienmarkt vertrauen?
Werte in diesem Artikel
• SEC gibt grünes Licht für Bitcoin-ETFs
• ETFs können Rentensparplänen hinzugefügt werden
• Warnung vor Kursverlusten
SEC gibt Bitcoin-ETFs frei
Nachdem die US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) die Genehmigung von Bitcoin-Spot-ETFs lange herauszögerte, war es kürzlich nun endlich soweit: Die Behörde um Leiter und Krypto-Kritiker Gary Gensler genehmigte insgesamt elf Anträge auf börsengehandelte Fonds, die den Bitcoin abbilden. Die Entscheidung bedeutet nicht nur, dass die Umwandlung des Grayscale Bitcoin Trust in einen Spot-ETF ermöglicht wurde, auch der Bitwise Bitcoin ETF, der Hashdex Bitcoin ETF, der iShares Bitcoin Trust, der Valkyrie Bitcoin Fund, der ARK 21Shares Bitcoin ETF, der Invesco Galaxy Bitcoin ETF, der VanEck Bitcoin Trust, der WisdomTree Bitcoin Fund, der Fidelity Wise Origin Bitcoin Fund und der Franklin Bitcoin ETF können nun in den USA gehandelt werden.
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Bitcoin-ETFs für Altersvorsorge zugelassen
Die SEC-Entscheidung verfügt über eine starke Signalwirkung, schließlich äußerte sich Gensler in der Vergangenheit immer wieder skeptisch über den Markt für Kryptowährungen. Darüber hinaus wird erwartet, dass die neuen Handelsmöglichkeiten auch weitere Gruppen von Investoren für den Bitcoin begeistern können, schließlich ist für den Kauf eines ETF-Anteils kein Wallet nötig. Die neuen Fonds qualifizieren sich außerdem für 401k-Pläne, ein vom Arbeitgeber mitfinanziertes Modell der privaten Altersvorsorge in den USA. Dazu zahlen Arbeitnehmer einen Teil ihres monatlichen Einkommens auf ein Konto ein, von dem aus verschiedene Anlagestrategien ausgeführt werden können. So kann das Geld etwa in Aktien oder Fonds investiert werden.
Bitcoin-Preis von ETF abhängig
Finanzprofessor Itzhak Ben-David von der Ohio State University sieht eine Kombination aus Altersvorsorge und Bitcoin-ETFs jedoch kritisch, wie er gegenüber "MarketWatch" bemerkte. "Der Preis von Bitcoin sollte auf seinem inneren Wert beruhen und nicht darauf, ob es einen ETF gibt", so der Ökonom. "Die Tatsache, dass der Bitcoin-Preis von einem ETF abhängt, zeigt, wie sehr der Preis von der Größe der spekulierenden Menge abhängt und deutet wahrscheinlich darauf hin, dass der Preis nicht den inneren Wert widerspiegelt." Dementsprechend rechnet der Experte damit, dass die Kursgewinne der letzten Wochen in naher Zukunft wieder dahinschmelzen werden.
Warnung vor "Umkehrkausalkanal"
Diese Erwartung fußt auf einer Studie, an der Ben-David 2023 gemeinsam mit Byungwook Kim von der Ohio State University, Francesco Franzoni von der Universität Lugano in der Schweiz und Rabih Moussawi von Villanova gearbeitet hat. Darin kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass spezialisierte börsengehandelte Fonds in der Regel deutlich schlechter performen als breit angelegte Fonds. Im Vergleich zum breiten Aktenmarkt schneiden sehr spezifische ETFs außerdem noch schlechter ab. Ähnliches dürfte damit auch für ETFs gelten, die den Bitcoin abbilden, so Ben-David.
In diesem Fall dürfte jedoch auch der "Umkehrkausalkanal" greifen, wie der Professor weiter erklärte. So trieb das gestiegene Anlegerinteresse am Bitcoin nicht nur die Kurse der ETFs, sondern auch den Bitcoin-Preis selbst an. Sobald sich diese Rückkopplungsschleife aufgelöst habe, sei mit einem Kursschwund zu rechnen.
Bitcoin "effektiv ein Schneeballsystem"
Auch der Finanzjournalist Brett Arends hält es nicht für sinnig, seine Altersvorsorge auf den Bitcoin zu stützen. "Bitcoin ist, wie alle Investitionen, die kein Einkommen generieren, effektiv ein Schneeballsystem", lautete das Urteil des MarketWatch-Kolumnisten. "Ihre Gewinne können nur aus anderen, neuen Geldern stammen, die in das System einfließen. Kurzfristig ist das gut für die Händler. Aber in der Regel versiegt in diesen Fällen das neue Geld früher oder später. Wenn das passiert, kann sich der Ansturm auf das System schnell in einen Ansturm auf das Geld verwandeln, das wieder abfließt. Auf diese Weise platzen Blasen." Eine langfristige Investition in den Bitcoin - ob nun direkt oder mittels ETF - sei daher nicht zu empfehlen. So habe der Bitcoin zwei Anwendungsfälle, wie Arends zusammenfasste: auf den Preis von Bitcoin zu wetten und kriminelle Machenschaften wie Geldwäsche und Erpressung. "Unterm Strich: Es mag ein fantastisches Geschäft sein, aber es ist eine schlechte Investition", so der Experte. Wolle man dennoch Bitcoin-ETFs zu seinem 401k-Plan hinzufügen, solle man mögliche Gewinne bei Zeit mitnehmen und wieder aussteigen, solange sich die Kurse noch auf einem akzeptablen Niveau bewegen.
Herausforderungen bei Berechnung des Bitcoin-Werts
Finanzanalyst Mark Hulbert schrieb in einem Beitrag für MarketWatch ebenfalls, dass sich der Bitcoin nur bedingt für die Altersvorsorge eigne, egal in welcher Form. So sei es immer eine Herausforderung, die Kursentwicklung eines Vermögenswerts vorherzusagen, im Fall des Krypto-Urgesteins gestalte sich dies jedoch noch herausfordernder. Während bei der Aktienanalyse etwa Fundamentaldaten wie Gewinnzahlen oder die Dividendenrendite eine Rolle spielen, fehlen diese Werte beim Bitcoin. Zwar gebe es verschiedene Modelle zur Berechnung, darunter das Bitcoin-Fair-Value-Modell, was auf dem Metcalfe'schen Gesetz basiert, dennoch handle es sich auch um viel Spekulation. "Aus diesen und anderen Gründen stehen die Chancen gut, dass die neuen Bitcoin-ETFs in den nächsten fünf Jahren hinter einem einfachen, kostengünstigen breiten Aktienmarkt-Indexfonds zurückbleiben werden", befürchtet Hulbert.
Redaktion finanzen.net
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