"Ich rate zur Vorsorge"

ifo-Chef mahnt Aufseher zu Regulierung für Bitcoin

18.12.17 14:28 Uhr

ifo-Chef mahnt Aufseher zu Regulierung für Bitcoin | finanzen.net

Der Bitcoin-Boom lässt Rufe nach einer Regulierung der umstrittenen Kryptowährung lauter werden.

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Sowohl Wirtschaftsfachleute als auch ranghohe Politiker meldeten sich am Montag zu Wort. Die Forderungen treffen den Bitcoin in einem Moment, in dem er in die traditionellen Finanzmärkte vorzudringen scheint. Am Montag startete die Börse CME in Chicago ihren Handel mit Terminkontrakten auf den Bitcoin. Sie folgt damit der US-Börse CBOE, die den Future-Handel vor gut einer Woche aufgenommen hatte.

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"Ich rate zu Vorsorge", sagte Clemens Fuest, Präsident des Münchner Ifo-Instituts, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montagausgabe). "Die Staaten und die Notenbanken sollten sich dringend Gedanken über eine Regulierung machen", forderte der Ökonom. Der Verwaltungsratspräsident der Schweizer Großbank UBS, Axel Weber, sieht den Bitcoin sogar als nicht werthaltig an. Um Kleinanleger zu schützen, sollten die Regulierer einschreiten, sagte der ehemalige Bundesbankchef der "NZZ am Sonntag".

Der französische Finanzminister Bruno Le Maire kündigte an, mit seinen Partnern in den G20 über eine mögliche Regulierung sprechen zu wollen. "Ich mag ihn nicht. Er kann Aktivitäten wie Drogenhandel oder Terrorismus verschleiern", sagte Le Maire mit Blick auf den Bitcoin im französischen Fernsehen. Außerdem bestünden Risiken für Anleger. "Es gibt ein offensichtliches Spekulationsrisiko, wir müssen das beachten und studieren."

Die Digitalwährung steuert unterdessen auf die Marke von 20 000 US-Dollar zu. An großen Handelsplätzen wie Bitstamp, Coinbase oder Kraken kostete ein Bitcoin am Montagmittag in etwa 19 200 US-Dollar. Am Wochenende hatte der Bitcoinkurs an vielen Handelsplätzen neue Rekordhöhen erreicht. Die Marke von 20 000 Dollar wurde jedoch, zumindest auf den größeren Handelsplätzen, nicht erreicht.

Ifo-Chef Fuest sieht beim Bitcoin eine Reihe von Problemen: "Wir sollten uns fragen: Was ist mit Transaktionen, die in Bitcoin abgewickelt werden? Werden da Steuern erhoben, finden möglicherweise illegale Transaktionen statt?" Zudem müsse man genau beobachten, ob Risiken für die Finanzstabilität entstehen, wenn Institutionen begännen, in Bitcoin zu investieren. Janet Yellen, Chefin der US-Notenbank, hatte vergangene Woche dagegen keine großen Risiken für die Finanzstabilität gesehen, aber vor Gefahren für Anleger gewarnt.

Ifo-Chef Fuest hält es noch für offen, ob sich der Bitcoin dauerhaft etablieren wird. "Man sollte diese virtuelle Währung aber auch nicht vorschnell abschreiben." Er sei da etwas vorsichtiger als viele Skeptiker, die einen Zusammenbruch vorhersagten. UBS-Manager Weber erklärt den Höhenflug des Bitcoin damit, dass allein die Nachfrage ihren Wert bestimme. Ähnlich hatte unlängst auch die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) in einer Studie argumentiert. "Wir haben als Bank ganz bewusst vor diesem Produkt gewarnt, weil wir es nicht als werthaltig und nicht als nachhaltig einschätzen", sagte Weber.

Bestrebungen, den Bitcoin-Handel zu regulieren, sind nicht neu. So hat beispielsweise China spezielle Finanzierungen, bei denen Digitalwährungen verwendet werden (ICOs), verboten. Südkorea, eine Hochburg des Bitcoin-Handels, erwägt die Besteuerung von Gewinnen aus diesem Handel. Zudem will Südkorea verhindern, dass Minderjährige mit Kryptowährungen handeln und Anlagekonten eröffnen können.

Der Bitcoin ist eine von mittlerweile mehr als 1300 Kryptowährungen. Diese werden, im Gegensatz zu herkömmlichen Währungen wie dem Euro, nicht von Zentralbanken ausgegeben, sondern am Computer hergestellt. In diesem Jahr haben viele Kryptowährungen, vor allem aber der Bitcoin, stark an Wert gewonnen. Deshalb wird dem Bitcoin von vielen Fachleuten der Status einer Währung abgesprochen. Vielmehr wird von einer spekulativen Anlage gesprochen. Allerdings haben sich die Kursschwankungen und -unterschiede auf verschiedenen Handelsplattformen zuletzt verringert. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass der Bitcoin-Futurehandel das Marktgeschehen etwas beruhigt.

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ZÜRICH/SEOUL/PARIS (dpa-AFX)

Bildquellen: Axel Griesch fuer Finanzen Verlag