Selbständiges Denken erlaubt

Die CROCI-Methode: Knallhart statt niedlich

11.09.13 11:20 Uhr

Die CROCI-Methode nimmt Anlegern die lästige Aufgabe ab. Und liefert clevere Investmentideen. Der Beweis.

von Tobias Müller, Euro Magazin

Wer die Menschen betrügen wolle, müsse vor allen Dingen das Absurde plausibel machen, bemerkte Goethe in seinen Maximen und Reflexionen. Übersetzt in die Sprache der Börsianer, heißt das: Bilanz ist nicht gleich Bilanz. Und was komplexe Finanzprodukte anbelangt, sind Kapitalanleger spätestens seit der Lehman-Pleite vorsichtiger geworden. Nicht jede Idee, die in einen Derivatemantel gehüllt wird, geht auf. Auch hier gilt es, Klasse von Masse zu unterscheiden. Wer vor bösen Überraschungen gefeit sein möchte, sollte immer hinter das Prinzip der jeweiligen Zertifikate schauen.

Die CROCI-Aktienzertifikate der Deutschen Bank bieten beides: Einen nachvollziehbaren und systematischen Investmentansatz, der gleichzeitig auf einer soliden Bilanzanalyse basiert. Denn die Unterschiede sind hier gewaltig. Dass der Geschäftsbericht eines indischen Bergbaukonzerns nicht mit dem eines deutschen Autoherstellers vergleichbar ist, liegt auf der Hand.

Es liegen Welten zwischen den indischen Rechnungslegungsvorschriften und den internationalen IFRS-Bilanzstandards. Hinzu kommen ein fundamental unterschiedliches Rechtsverständnis und lokale Eigenheiten in der Steuergesetzgebung. Und selbst ein Bilanzvergleich innerhalb derselben Branche — etwa zwischen Luftfahrtkonzernen wie Lufthansa und British Airways — gestaltet sich schwierig. Das liegt unter anderem daran, dass die Rechnungslegungsstandards zahlreiche Bilanzierungswahlrechte einräumen, die von den Unternehmen unterschiedlich genutzt werden. Ein klassisches Beispiel hierfür sind Abschreibungen.

Keine Raketenwissenschaft. Gerade deswegen ist ein Bilanzcheck bei der Aktienauswahl unerlässlich, um Trickser zu entlarven und unterbewertete Aktien von überbewerteten zu unterscheiden. Um Bilanzdaten trotz branchen- und länderspezifischer Besonderheiten vergleichbar zu machen, gibt es CROCI.

Das klingt niedlich, beschreibt aber einen knallhart auf Gewinne ausgerichteten Investmentansatz der Deutschen Bank. CROCI steht für „Cash Return on Capital Invested“ und ist so etwas wie eine Kosten-Nutzen-Analyse nach dem Motto: Wie viel Kapital muss ein Unternehmen investieren und wie viel Bares springt dabei am Ende heraus? „Ziel ist es, Aktien auf der Grundlage des Kurssteigerungspotenzials und somit mit der niedrigsten wirtschaftlichen Bewertung auszuwählen“, erklärt Nicolai Tietze, Zertifikateexperte der Deutschen Bank.

Neben der Berücksichtigung der verschiedenen Standards in der Rechnungslegung werden im CROCI-Ansatz zudem versteckte Verbindlichkeiten aufgedeckt. „Auf dieser Basis lässt sich ein ökonomisches Kurs-Gewinn-Verhältnis ermitteln, das Aktien verschiedener Branchen und Regionen vergleichbar macht“, sagt Tietze. So macht der CROCI-Ansatz rund 800 Aktien weltweit transparent.

Dahinter steckt keine Raketenwissenschaft, sondern ein solider, regelbasierter Mechanismus. Die am attraktivsten bewerteten Aktien eines Markts, einer Region oder einer Branche werden in eigenen CROCI-Indizes zusammengefasst. „Die Auswahl der Aktien für die CROCI-Indizes erfolgt nach klaren Kriterien. Emotionen bleiben durch das rein zahlenbasierte Vorgehen außen vor“, sagt Tietze.

Die Indizes bilden die Basis für eine Reihe von Produkten. Die meisten für Privatanleger relevanten CROCI-Zertifikate sind sogenannte Delta-1-Produkte, die der Entwicklung des zugrundeliegenden Index eins zu eins folgen.

Das Gros der Zertifikate läuft besser als der jeweilige Vergleichsindex. Der aus 15 Aktien gebildete CROCI-Germany-Index schnitt im ersten Halbjahr 2013 um 2,5 Prozentpunkte besser ab als der DAX, der CROCI-Euro-Index, der in die attraktivsten Aktien aus der Eurozone investiert, brachte 7,7 Prozentpunkte mehr Gewinn als der Euro Stoxx 50.

Das CROCI-Sectors-Zertifikat wiederum bildet einen Index ab, der monatlich die drei nach diesem Analysemodell attraktivsten Branchen herausfiltert. Bestückt wird der Index mit den 30 Aktien, die das niedrigste ökonomische Kurs-Gewinn-Verhältnis aufweisen. Seit Jahresanfang stieg das CROCI-Sectors-Zertifikat um 17,6 Prozent und schnitt damit um 10,2 Punkte besser ab als der Weltaktienindex MSCI World. Die Drei-Jahres-Performance ist zwar etwas geringer, aber auch in diesem Zeitraum gelingt es dem Zertifikat, den Vergleichsindex zu schlagen — im Schnitt um 3,5 Punkte pro Jahr.

Nicht ganz so deutlich fällt der Vergleich zwischen dem CROCI-Islamic-Global-Index und dem Islamic-Market-Developed-Index von Dow Jones aus: Im ersten Halbjahr lief das CROCI-Produkt um 3,4 Punkte besser, auf Sicht von drei Jahren hat allerdings der Vergleichsindex die Nase vorn. In Islamic-Indizes werden nur Aktien schariakonformer Unternehmen aufgenommen. Glücksspielanbieter und Nachtklubbetreiber, Hersteller von Schusswaffen oder Alkohol bleiben ebenso außen vor wie Schweinefleischproduzenten — aber auch hoch verschuldete Unternehmen.

Selbstständiges Denken erlaubt. Im Paket funktioniert der Ansatz einwandfrei. Wer die Methode benutzt, um damit einzelne Aktien herauszufiltern und deren Kursentwicklung mit Optionsscheinen und CFDs möglicherweise noch zu hebeln, sollte jedoch eins beachten: Das selbstständige Denken nimmt die CROCI-Analyse Anlegern nicht ab. Bei unerwarteten Veränderungen, vor allem im politischen und regulatorischen Umfeld, kann die Methode an ihre Grenzen stoßen.

Ein Beispiel: Verändert sich die Abschreibungsdauer deutscher Kernkraftwerke, weil ein Ereignis wie die Nuklearkatastrophe von Fukushima die Bundesregierung über Nacht zum Atomausstieg bewegt, wird das nicht oder zumindest zu spät berücksichtigt. Eine Bilanz zeigt eben nur, was bis zu einem bestimmten Stichtag passiert ist — Tagesaktualität kann sie nicht bieten. Somit ersetzt der CROCI-Ansatz keinesfalls das Markt- und Branchenverständnis eines Anlegers oder Portfoliomanagers.

Alles in allem basiert der CROCI-Mechanismus auf einem soliden Ansatz, der auf Fundamentaldaten von Unternehmen basiert. Es ermöglicht, gezielt auf Aktien mit Aufwärtspotenzial zu setzen und überbewertete Papiere zu meiden. Vor allem in steigenden Märkten bietet der Ansatz gute Chancen, mehr Rendite einzufahren als mit passiv gemanagten ETFs oder Indexzertifikaten.

Alle CROCI-Zertifikate auf einen Blick
Neun Papiere sind im Angebot. Von Deutschland- und Europa-Aktien bis hin zum schariakonformen Investment

CROCI Deutschland, ISIN: DE000DB0WKS8
CROCI Euro Index Strategie, ISIN: DE000DB091Z1
CROCI US Zertifikat, ISIN: DE000DB091X6
CROCI Asia Pacific, ISIN: DE000DB0WDA1
CROCI Japan, ISIN: DE000DB091Y4
CROCI World Giants Strategie, ISIN: DE000DB8AZD7
CROCI Sectors, ISIN: DE000DB0UQW1
CROCI Islamic Global Index, ISIN: DE000DB0XFB2
CROCI Pairs Euro, ISIN: DE000DB1CZZ1

Stichtag: 15.7.2013; Quelle: Deutsche Bank, Finanzen.net