Euro am Sonntag-Meinung

Volatile Märkte: Absicherung nicht vergessen!

18.09.16 16:00 Uhr

Volatile Märkte: Absicherung nicht vergessen! | finanzen.net

Um sich gegen Börsen-Turbulenzen abzusichern, sollten Anleger ihre Depots mit CFDs absichern. Diese Vehikel eignen sich hervorragend gegen hohe Schwankungen.

von Kourosh Khanloo, Gastautor für Euro am Sonntag

Das Börsenjahr 2016 startete mit einem herben Rückschlag. Von China ausgehend breitete sich an den globalen Handelsplätzen eine zunehmende Verunsicherung über die Robustheit des globalen Wachstums aus. Der DAX stolperte ins neue Jahr, und die Volatilität schnellte mit der hochkochenden Nervosität nach oben. Um rund 20 Prozent zog es das deutsche Börsenbarometer in die Tiefe. Betroffen waren vor allem passiv agierende Anleger, die Bewegungen am Aktienmarkt generell lieber aussitzen.



Bis der DAX die Kursdifferenz des Mitte Februar erreichten Jahrestiefs von 8700 Punkten auf einen neuen Jahres­höchststand aufholte, verstrichen ganze sechs Monate. Auf dem Weg dorthin wurde der Index empfindlich vom Brexit-Votum getroffen, das einen scharfen Einbruch von mehr als 1000 Zählern hervorrief. Das Kursniveau des letzten Handelstags des Jahres 2015 konnte der DAX bis Ende August nicht wieder erreichen.

Der Volatilitätsindex VDAX, das sogenannte Angstbarometer des deutschen Aktienmarkts, schoss im Juni bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr über die 32-Punkte-Marke. Im Vorjahr berührte das Fieberthermometer des DAX lediglich einmal diese Schwelle. Gemessen an der Vola war die Unsicherheit an den Märkten im Juni ähnlich hoch wie zuletzt im Sommer 2011, als die Eurokrise ihren einstweiligen Höhepunkt erreichte.

Volatilität der Märkte als
Renditequelle erschließen

Zwar wurden die Befürchtungen über negative Konsequenzen des Brexit-­Votums schnell vom Markt verdaut. Der DAX lief auf über 10 000 Punkte, während die Volatilität (VDAX) im August auf ein einjähriges Tief fiel. Dennoch sollten sich Anleger nicht in der zu beobachtenden "Sommersorglosigkeit" wiegen. Noch nährt sich der Optimismus an den Aktienmärkten vor allem von der Schützenhilfe durch die Notenbanken. Doch haben die niedrigen Zinsen und das Öffnen der Geldschleusen viele andere Risiken in den Hintergrund treten lassen.


Es ist weiter Vorsicht geboten. In der Vergangenheit mündete ein derartig niedriger Stand der Fieberkurve nicht selten in eine Korrektur oder noch stärkere Abverkäufe. Auch heute bedroht eine ganze Reihe von Ereignisrisiken die jüngsten Marktaufschwünge: Umsetzung der Brexit-Entscheidung, Ausgang der US-Wahlen, Konjunkturabschwung in China, Wiederaufflammen der Eurokrise, Energiepreisschwankungen oder die politische Lage im Nahen Osten sind nur einige zu nennende Stichwörter.

Eine Rückkehr der Vola in Form von kräftigen Korrekturbewegungen und Abstürzen ist für das restliche Jahr alles andere als ausgeschlossen. In der Jahresbilanz könnte die Gesamtperformance - vor allem von kurz- und mittelfristigen Anlagen passiver Marktteilnehmer - durch einen plötzlichen Rückschlag somit negativ ausfallen.


In einer Marktphase, die weiter von längeren Konsolidierungen und scharfen Korrekturen geprägt sein könnte, können aktive Anlagestrategien, zum Beispiel Stock-Picking, ihre Stärken gegenüber passiven Strategien, etwa Indexfonds, ausspielen. Um das Portfolio gut aufzustellen, bieten sich für Anleger jetzt besonders zwei Optionen an: Erstens sollten sie ihr Portfolio vor Kurs­abstürzen schützen (Hedging). Zweitens können sie sich die negative Kursbewegung als Renditebringer nutzbar machen (Shorting).

Leider fehlt es vielen Anlegern noch immer an der strategischen Option, auf eine fallende Kursentwicklung zu setzen. Häufig sind Produkte, mit denen auf fallende Kurse gesetzt werden kann, nicht leicht zugänglich. Zudem wirken die speziellen Risiken vieler Shorting-­Produkte abschreckend, wie etwa Knock-out-Schwellen, die bei Durchbrechen eines bestimmten Kurslevels in ­hohen Verlusten resultieren können. Eine gute Alternative bieten hier die einfach konstruierten Contracts for Difference (CFDs), welche die Kursentwicklung eines Basiswerts eng und zeitgleich nachvollziehen.

Mithilfe von CFDs lassen sich sowohl Long- als auch Short-Positionen ein­gehen. Der Käufer erwirbt hierbei nicht den jeweiligen Basiswert, sondern er partizipiert an dessen Bewegung und spekuliert auf Kursdifferenzen zwischen An- und Verkaufspreis. Anders als die meisten Zertifikate, Futures und Optionen weisen viele CFDs eine unbegrenzte Laufzeit auf. Im Unterschied zu einem Direktinvestment muss für den Erwerb nur ein Bruchteil des Basiswertpreises als Sicherheitsleistung (sogenannte Margin) hinterlegt werden. Somit eignen sich CFD-Produkte durch die geringe Kapitalbindung gut für das Hedging ganzer Depotbestände. Der Vorteil für den Anleger ist klar: Er vermeidet den kompletten Umbau des Portfolios und die damit verbundenen Order­gebühren. Bei Kursabstürzen verändert sich der Wert der Gesamtanlage nicht, da der CFD-Hedge die Kursverluste des gehaltenen Basiswerts ausgleicht.

Anleger müssen bei CFDs
ihr Risiko selbst bestimmen

Darüber hinaus kann der Anleger mittels Short-Positionen "negatives Stock- Picking" betreiben. Er profitiert dann vom Wertverlust eines Basiswerts anstatt von Kursgewinnen. Anleger sollten jedoch beachten, dass der Hebel von CFDs an dieser Stelle ein zweischneidiges Schwert ist. Große Hebel können hohe Gewinne ermöglichen, allerdings auch einen ebenso unbegrenzt hohen Verlust, der das hinterlegte Kapital übersteigen kann, wenn sich der Basiswert in die entgegengesetzte Richtung entwickelt wie angenommen.

Durch die Festlegung der hinterlegten Marge können Anleger die Hebelwirkung der CFD-Position und damit das Risiko selbst bestimmen. Da sich mit einem CFD trotz des überschaubaren Kapitaleinsatzes größere Volumina bewegen lassen, ist es verführerisch, höhere Renditen im Verhältnis zum eingesetzten Kapital erwirtschaften zu wollen als bei einem direkten Investment. Davon ist vor allem unerfahrenen Anlegern aber dringend abzuraten.

Ein Instrument, mit dem weniger erfahrene Anleger Hedging und Shorting bei vermindertem Risiko ausprobieren können, sind sogenannte Micro-CFDs. Sie erlauben es, die CFD-Indikation des DAX schon ab zehn Cent pro Punkt zu handeln. Zum Vergleich: Im FDAX der Eurex liegt der Gewinn oder Verlust pro Punkt bei 25 Euro. Damit beträgt die Mindestpositionsgröße des Micro-CFDs 1/250 des DAX-Future. Dem privaten Händler ermöglicht diese geringe Mindestposition, auch gegenüber dem Standard-CFD (ein Euro pro Punkt), eine passgenaue Ausrichtung auf sein Portfolio und damit ein besseres Risikomanagement.

Kurzvita

Kourosh Khanloo
Geschäftsführer von FXCM Deutschland
Khanloo ist Geschäftsführer von FXCM Deutschland und seit etlichen Jahren im ­Finanzsektor tätig. Zuletzt verantwortete er - ebenfalls bei FXCM Deutschland - den Bereich Sales & Service im Devisenhandel. Der studierte Diplom-Kaufmann ist ausgewiesener Spezialist für den Devisen- und CFD-Handel.
FXCM ist einer der international führenden ­Onlineanbieter von ­Forex- und CFD-Produkten, Spread Betting und damit verbundenen Dienstleistungen.

Bildquellen: svilen_mitkov / Shutterstock.com, FXCM Deutschland