CFDs: Zocker sind in der Minderheit
Eine neue Studie zeigt: Das Image, CFD-Käufer seien Spekulanten, die nur auf das schnelle Geld aus sind und dafür enorme Risiken eingehen, stimmt nicht. Die Mehrheit hat Erfahrung mit den Papieren und setzt diese gezielt ein.
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von Emmeran Eder, €uro am Sonntag
Ein beliebtes Anlageprodukt in Deutschland bleiben CFDs. In den ersten drei Quartalen des Jahres wurde bei gut 42 Millionen Transaktionen ein Volumen von etwa 1.300 Milliarden Euro gehandelt.
Der Begriff CFD steht als Abkürzung für Contract for Difference, was Differenzgeschäft bedeutet. Der Trader kauft keine physischen Werte, sondern spekuliert auf die Differenz zwischen Kaufkurs und Verkaufskurs des jeweiligen Basiswerts. Der Vorteil ist, dass der Käufer eines CFD nur einen Bruchteil des gehandelten Basiswerts als Sicherheit hinterlegen muss. Durch den so entstehenden Hebeleffekt partizipiert er überproportional stark an den Bewegungen dieses Basiswerts - in beide Richtungen. Das macht CFDs zu hochriskanten Produkten. Anleger können sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse spekulieren - bei Indizes, Aktien, Bonds, Rohstoffen oder Devisen.
In einer neuen Studie mit über 600 CFD-Anlegern, mit welcher der CFD-Verband die Steinbeis-Hochschule Berlin in beauftragte, wird klar, welche Eigenschaften Kunden dieser Produkte haben. Es zeigt sich, dass die große Mehrheit der CFD-Käufer entgegen ihrem öffentlichen Ruf keine Zocker sind. Mehr als die Hälfte, nämlich fast 57 Prozent, sind strategische Investoren. Diese sind bei der Kapitalanlage mittel- bis langfristig orientiert.
Zu den Tradern, die kurzfristig orientiert sind und oft mit hohen Hebeln agieren, zählt ein Viertel der Anleger. Sie prägen das Image der CFDs. 14,2 Prozent der CFD-Investoren nutzen die Produkte zur Risikoabsicherung von Positionen oder ihres Gesamtdepots (Hedging). Nur 4,2 Prozent sind dagegen Profis, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen.
Konservativer als erwartet
Noch ein anderes Ergebnis zeigt, dass Käufer von Differenzkontrakten konservativer sind als vermutet. Fast 69 Prozent investieren maximal zehn Prozent des Gesamtvermögens in CFDs. Gut 15 Prozent legen zwischen zehn und 20 Prozent und nur 4,8 Prozent mehr als die Hälfte des Vermögens in CFDs an.
In die letzte Gruppe fallen vorwiegend Profianleger. Von denen investieren gut 15 Prozent mehr als die Hälfte des Vermögens in CFDs und ebenso viele zwischen 21 und 50 Prozent.
Die Trader dagegen sind zwar risikofreudiger, kennen aber offenbar ihre eigene Schwäche. Daher sind es nur knapp 14 Prozent von ihnen, die mehr als ein Fünftel ihres Vermögens in CFDs stecken. Rund zwei Drittel dieser Spielernaturen riskieren maximal zehn Prozent ihres Gesamtvermögens.
Allerdings schätzt sich nicht nur dieser Anlegertyp als risikofreudig ein, das tun alle vier vorgestellten Investorengruppen. Offenbar kennen sie die Funktionsweise von CFDs gut, oder sie haben schon eigene Erfahrungen mit Verlusten gemacht. Nur 0,5 Prozent der strategischen Anleger betrachten sich als risikoscheu und gut ein Prozent der Trader. Etwas mehr sind es bei den Profis mit 7,1 Prozent und bei denen, die Risikoabsicherung betreiben (acht Prozent) - was aber dennoch nur eine Minderheit ist.
Immer am Markt dran
Da CFD-Käufer augenscheinlich über die Gefahren dieser Produkte informiert sind, beschäftigen sich fast 90 Prozent von ihnen täglich mit der Geldanlage. Dazu verwenden sie verschiedene Hilfsmittel. Entscheidungen werden vor allem auf Basis von Charttechnik getroffen.
Gut vier Fünftel der Anleger machen das so. Gut die Hälfte nutzt dazu Finanznachrichten und gut ein Drittel Fundamentaldaten. 22 Prozent verlassen sich auf ihr Bauchgefühl, 12,7 Prozent auf Empfehlungen anderer Trader und nur 6,8 Prozent auf soziale Netzwerke.
Letzteres liegt wohl auch daran, dass Frauen unter den CFD-Tradern unterrepräsentiert sind. Es sind gerade mal acht Prozent. Der typische CFD-
Anleger ist 47 Jahre alt, männlich, Akademiker, und er arbeitet im technischen oder kaufmännischen Bereich. Er verdient zwischen 2.000 und 4.000 Euro netto.
Auch Erfahrung mit Aktien
Außerdem verfügt er über ausreichend Erfahrung mit CFDs. Zwei Drittel der Investoren handeln schon drei Jahre oder länger, ein Viertel sogar mehr als sechs Jahre. Im Durchschnitt sind es 4,5 Jahre. Auch andere Finanzinstrumente sind ihnen vertraut. Fast drei Viertel der CFD-Käufer kaufen auch Aktien, gut 40 Prozent Hebelprodukte und 37 Prozent ETFs.
Die Bafin ist trotzdem der Ansicht, dass der Bereich strenger reguliert werden muss, und hat Konten mit Nachschusspflicht verboten. Nun sieht die Behörde aber noch Nachbesserungsbedarf (siehe unten). Auch deshalb erwartet der CFD-Verband für 2017 einen leichten Rückgang der Transaktionen und des Handelsvolumens. Der Hauptgrund ist aber laut Verband die niedrige Volatilität, die den CFD-Kauf unattraktiver mache.
Nachschusspflicht:
CFD-Broker müssen nachbessern
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat Anfang Mai verfügt, dass CFD-Anbieter hierzulande ab August 2017 Konten mit Nachschusspflicht nicht mehr anbieten dürfen. Die entsteht, wenn eine Spekulation gegen einen Anleger läuft und die Verluste so groß sind, dass er kein Geld mehr auf dem Konto hat. Dann kann der Broker verlangen, dass der Investor Kapital nachschießt.
Als die Schweizerische Nationalbank Anfang 2015 die fixe Bindung an den Euro aufgab, führte dieser Effekt bei einigen CFD-Anlegern zu riesigen Verlusten - zum Teil sechsstelligen. Solchen Risiken versucht die Bafin künftig vorzubeugen. Alle Broker, die in Deutschland tätig sind, passten ihr Angebot an das Verbot an.
Inzwischen hat die Bafin die Ausführung kontrolliert, war damit aber nicht bei allen Brokern zufrieden. "Wir haben in Stichproben CFD-Angebote überprüft und Verbesserungsbedarf bezüglich der Umsetzung der Beschränkung des Handels von CFDs mit Nachschusspflicht identifiziert", sagt Bafin-Sprecherin Dominika Kula.
Daher hat die Behörde kürzlich neue Vorgaben zum Nachschusspflichtverbot erlassen. "Unsere Leitlinien sollen den Anbietern von CFDs erläutern, welche Konstellationen von dieser Beschränkung betroffen sind und welche Erwartungen die Bafin an eine ordnungsgemäße Umsetzung hat", erläutert Kula. Die Broker werden die Leitlinien der Bafin nun sicher im Detail studieren. Diejenigen, bei denen die Umsetzung noch nicht ganz mit den Bafin-Vorstellungen übereinstimmt, werden ihr Angebot dann wohl zügig anpassen.
Ausgewählte Hebelprodukte auf Schweizerische Nationalbank
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
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