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Guthaben in Gefahr: Contracts for Desaster?

19.04.13 12:00 Uhr

Guthaben in Gefahr: Contracts for Desaster? | finanzen.net

Broker: Von der drohenden Zwangsabgabe auf Konten bei zyprischen Banken sind auch deutsche Anleger betroffen, die dortige CFD- und FX-Anbieter nutzen. Ihr Geld ist in Gefahr.

von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Als Mitte März erstmals die Beteiligung zyprischer Spareinlagen als Bedingung für internationale Finanzhilfen an den pleitegefährdeten Mittelmeerstaat im Raum stand, hat das wohl bei kaum einem deutschen Anleger für größere Beunruhigung gesorgt. Inzwischen ist einigen Tradern von CFDs und Forex-Produkten allerdings klar geworden, dass auch sie von den Folgen eines möglichen Haircuts direkt oder zumindest mittelbar betroffen sein könnten, sofern ihr Broker seinen Firmensitz auf Zypern hat. In jedem Fall ist die Unsicherheit groß.

Insgesamt residieren auf Zypern mehr als 30 CFD- und FX-Broker, wobei es sich meist um kleinere Anbieter handelt. "Die Gründe hierfür sind im Wesentlichen steuerlicher Natur sowie in den relativ geringen Anforderungen an die Gründung und Führung entsprechender Unternehmen im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zu sehen", erläutert Niklas Helmreich, Vorstand des deutschen CFD-Verbands. Nach Schätzungen von Heiko Müller, Geschäftsführer der Alpari Deutschland, verfügen diese Anbieter hierzulande allerdings über einen verhältnismäßig geringen Marktanteil. "85 bis 90 Prozent der Trades dürften über die großen Broker wie Alpari, CMC Markets, FXCM oder IG Markets, die ihren Hauptsitz in den USA oder Großbritannien haben, abgewickelt werden."

Gleichwohl ist die Sorge bei den dennoch betroffenen Anlegern natürlich groß. Und laut Helmreich auch durchaus berechtigt. So sollen die Kunden der beiden größten zyprischen Banken (Bank of Cyprus und Laiki Bank), die mehr als 100.000 Euro auf ihren Konten haben, mit einer Zwangsabgabe belastet werden. Wie hoch diese ausfällt, steht zwar noch nicht fest, 40 Prozent dürften es aber mindestens werden.

"Da die zyprischen Broker mangels entsprechender Lizenz nicht die Möglichkeit haben, das Geld ihrer Kunden selbst zu verwalten, liegt es zumindest teilweise gebündelt auf Treuhandkonten bei den ortsansässigen Kreditinstituten", erklärt der Vorstand des CFD-Verbands Niklas Helmreich. "Durch die Zusammenfassung der Kundengelder betragen die Kontostände in aller Regel deutlich mehr als 100.000 Euro."

Die Cyprus Securities and Exchange Commission tritt zwar dafür ein, diese Konten von dem geplanten Haircut auszunehmen, ob diese Bemühungen letztendlich aber erfolgreich sein werden, bleibt laut Alpari-Chef Müller abzuwarten. "Aus eigener Tasche werden die kleinen Broker einen entsprechenden Ausfall ihren Kunden aufgrund der meist doch recht geringen Kapitalisierung jedenfalls nicht erstatten können."

Wo sind die Kundengelder?
Dabei stellt sich die Situation aus Sicht der auf Zypern ansässigen Broker naturgemäß ganz anders dar. Sie verweisen unter anderem darauf, dass die Kundengelder oft außerhalb Zyperns gehalten würden. Thorsten Gellert, Geschäftsführer der deutschen Zweigniederlassung von Forex Capital Markets (FXCM), gibt in diesem Zusammenhang allerdings zu bedenken, dass ein ordentlicher Geschäftsbetrieb selbst dann kaum aufrechtzuerhalten sei, wenn lediglich die eigenen Mittel des Brokers von der Zwangsabgabe betroffen wären.

Wo und wie genau die verschiedenen Häuser ihre Kundengelder sowie eigene Mittel verwahren, ist für Außenstehende kaum nachvollziehbar. Eine diesbezügliche E-Mail-Anfrage von €uro am Sonntag bei der auf Zypern beheimateten und auch in Deutschland aktiven FxPro wurde trotz telefonischer Zusage nicht beantwortet. Auf der Homepage heißt es lediglich, dass FxPro mit europäischen Banken höchsten Ratings zusammenarbeitet. In welchem Land die Konten geführt werden und ob auch mit bonitätsschwächeren Kreditinstituten Geschäftsbeziehungen bestehen, lässt sich den Ausführungen nicht entnehmen.

Noch ernüchternder fällt das Rechercheergebnis bezüglich eToro aus. Auf der Homepage finden sich zur Sicherheit von Einlagen überhaupt keine Informationen, und die E-Mail-Anfrage an die Presseabteilung wurde nicht beantwortet. Telefonische Bemühungen über die Kundenhotline schlugen ebenfalls fehl. Bei insgesamt fünf Versuchen und einer Verweildauer von insgesamt über 90 Minuten in der Warteschleife, wurde nicht ein einziger Anruf von einem eToro-Mitarbeiter entgegen­genommen. Bei derart schlechter Transparenz und miesem Service disqualifiziert sich ein Finanzdienstleister wohl schon von vornherein als verlässlicher Geschäftspartner.

Inwiefern sich ein möglicher direkter Schaden durch Abzug der Gelder jetzt noch abwenden lässt, ist fraglich. Einen diesbezüglichen Versuch unternähmen jedenfalls einige Anleger, meint Müller. "Investoren schließen momentan vermehrt ihre Konten bei zyprischen Anbietern und versuchen, das Geld an andere Broker zu übertragen."

Der einfachste Weg, dies zu tun, ist, den neuen Dienstleister mit dem Einzug der Mittel zu beauftragen. Laut Aussagen von Alpari sind Broker-to-Broker-Transfers zwischen zwei regulierten Instituten grundsätzlich möglich, ob die betroffenen Häuser dies jedoch auch zulassen, ist laut Müller eine andere Frage. Hierzu ist derzeit auch immer die Genehmigung der Central Bank of Cyprus erforderlich.

Mehr Transparenz gefordert
Eines machen die aktuellen Ereignisse in jedem Fall deutlich: Günstige Preise oder attraktive Lockangebote allein können kein hinreichendes Kriterium bei der Wahl des CFD- oder FX-Brokers sein. Neben dem Service, zu dem auch die Erreichbarkeit gehört, ist laut Gellert auch die Höhe des Kapitals, das der Broker tatsächlich in der Hinterhand hält, von Bedeutung.
Da der Kunde dies natürlich nicht ohne Weiteres überprüfen kann, fordert Helmreich als Vorstand des CFD-Verbands alle CFD- und FX-Anbieter auf, durch entsprechende Veröffentlichungen auf ihrer Homepage für umfangreiche Transparenz zu sorgen.

Mindestens genauso wichtig ist - wie sich jetzt zeigt - der Sitz des Dienstleisters und damit verbunden die Anforderungen und Kontrollmöglichkeiten der zuständigen Aufsichtsbehörden. "Da bietet die Regulierung in Deutschland durch die Bafin oder auch in England durch die britische Finanzbehörde FSA ein erheblich höheres Maß an Sicherheit", so der Experte weiter. "Anders als bei Brokern mit Sitz auf Zypern oder gar irgendwo in der Karibik muss sich der Anleger im Schadensfall auch nicht mühsam um einen Anwalt bemühen, der dann versucht, die jeweiligen Ansprüche in der Landessprache durchzusetzen."

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