CFD-Anbieter: Harter Kampf um die Trader
Immer mehr Institute bieten in Deutschland den Handel mit Differenzkontrakten an. Wir zeigen, worauf Anleger bei der Suche nach dem für sie passenden Broker besonders achten sollten.
von Wolfgang Hagl, Euro am Sonntag
Diese Zahlen dürften der CFD-Industrie nicht gefallen haben: Per April 2013 setzten in Deutschland 43.000 Anleger regelmäßig Contracts for Difference (CFD) ein. Damit stagnierte die Zahl der aktiven Trader gegenüber dem Vorjahreswert. Zwischen 2011 und 2012 hatten diese spekulativen Investmentwerkzeuge noch einen starken Zulauf verzeichnet. Die Nutzergemeinde dehnte sich um gut ein Drittel aus.
Die skizzierte Entwicklung geht aus einer Erhebung von Investment Trends hervor. Das australische Researchunternehmen interviewte dabei für eine repräsentative Studie mehr als 14.000 Anleger in Deutschland zu ihren Trading-Vorlieben.
Nach dem Schub im vergangenen Jahr hatte die Branche darauf gehofft, dass die Zahl der Nutzer weiter zunimmt. „Das Wachstum stammt hauptsächlich aus dem Jahr 2011, als die Marktvolatilität extrem hoch war“, erklärt Uwe Helmes, Analyst bei Investment Trends, die Stagnation. In der Tat erlebte die seit 2009 laufende Aktienrally zu dieser Zeit ihren bisher größten Dämpfer. Im Jahr darauf kehrten DAX & Co in einen vergleichsweise stabilen Aufwärtstrend zurück.
Anleger wetten mit einem CFD auf die reine Differenz zwischen Ein- und Ausstiegspreis. Dazu müssen sie eine geringe Sicherheitsleistung hinterlegen. Aufgrund dieser Wirkungsweise sind die Kontrakte vor allem dann interessant, wenn die Hektik im Markt groß ist und sich starke kurzfristige Kursausschläge abgreifen lassen.
Entfachter Konkurrenzkampf
Man darf also gespannt sein, welche Zahlen Investment Trends im kommenden Jahr vorlegt. Zumal der Konkurrenzkampf unter den Anbietern enorm ist. Mehr als 30 Broker buhlen in Deutschland um die Gunst der Trader. „Innerhalb der vergangenen zwei Jahre zeichnete sich der deutsche CFD-Markt durch eine zunehmend fragmentierte Anbieterstruktur aus“, erklärt Helmes. Vor allem klassische Direktbanken machen den Spezialisten das Geschäft streitig. Comdirect brachte es rund ein Jahr nach dem Start ihrer Plattform bereits auf einen Anteil von sieben Prozent.
Noch steht CMC Markets unangefochten an der Spitze. Jedoch musste das 1989 gegründete Unternehmen beim Marktanteil einen Rückgang von drei Prozentpunkten auf 22 Prozent hinnehmen. „Wir sind davon überzeugt, dass unsere Plattform sowie unser Service, unterstützt von unserem Marketing, dafür sorgen, dass wir weiterhin die dominierende Stellung im deutschen Markt behaupten können“, gibt sich Friederike an Mey, Leiterin für Deutschland und Österreich bei CMC Markets, zuversichtlich. Vor zwei Jahren konterten die Briten die aufkommende Konkurrenz mit einer Innovationsoffensive. Neben dem Handelstool „Next Generation“ führten sie mobile CFD-Applikationen ein.
Schnelligkeit, Handhabung und Individualität der Plattformen sind entscheidende Kriterien für die Auswahl eines CFD-Brokers. Dabei zählt es mittlerweile zum Standard, dass ein Nutzer seinen Handelsschirm nach eigenem Gusto gestalten und verschiedene Layouts abspeichern kann. Generell kann man die Systeme unterscheiden zwischen webbasierten Lösungen und einer fest installierten Software. Beim laut Investment Trends zweitgrößten Anbieter in Deutschland, IG Markets, stehen den Kunden sechs verschiedene Plattformen zur Verfügung. Eine immer größere Rolle spielen dabei mobile Anwendungen. „60 Prozent der befragten CFD-Trader nutzen ihr Smartphone oder Tablet im Zusammenhang mit ihrem CFD-Handel“, erklärt Analyst Uwe Helmes.
Egal ob am PC oder via Handy: Wichtig ist neben dem Handelssystem die Auswahl an Basiswerten. CMC Markets bietet inzwischen mehr als 5.500 CFDs an. Vor allem im Devisenbereich sind die Briten breit aufgestellt. Zu ihrer Palette zählen rund 320 Währungspaare. Sogar mehr als 7.000 Basiswerte handelt IG Markets. Während die Devisenauswahl kleiner ausfällt, liegt ein Schwerpunkt auf Aktien. Neben den beiden großen Häusern sind in Deutschland viele kleinere, mitunter auf bestimmte Bereiche spezialisierte Anbieter aktiv. Sie versuchen unter anderem mit engen Spreads zu punkten. Die Spanne zwischen Geld- und Briefkurs ist das zentrale Kostenkriterium im CFD-Geschäft.
Anleger sollten sich nicht von vermeintlichen Schnäppchenangeboten blenden lassen. Vielmehr gilt es, ein weiteres wichtiges Auswahlkritierum zu beachten: die Sicherheit der Kundengelder. Die Insolvenz von FXdirekt legte das Ausfallrisiko Ende 2012 schonungslos offen. Zwar haben betroffene Kunden eine Entschädigung aus der deutschen Einlagensicherung erhalten. Nach Ansicht von Uwe Helmes strahlt der Fall dennoch negativ auf die gesamte Branche aus. Zumal auch auf internationaler Ebene Anbieter in Schieflage gerieten. „Dies führte dazu, dass aktive Trader den CFD-Handel einstellten oder Neulinge dem Markt fernblieben“, erklärt der Analyst.
Fest steht, dass die Entschädigungseinrichtung der Wertpapierhandelsunternehmen höchstens 20.000 Euro je betroffenem FXdirekt-Klienten ausbezahlte. Anleger sollten sich daher informieren, ob ein Anbieter neben dem gesetzlichen Mechanismus zusätzlichen Schutzfonds angeschlossen ist. Oft gilt für die hierzulande aktiven Broker zudem die britische Einlagensicherung, die knapp 60.000 Euro je Fall abdeckt. Begnügen sollten sich Interessenten mit den skizzierten Auffangbecken nicht.
Zusätzliche Sicherheit bietet die Verwahrung der Kundengelder auf segregierten Konten. Dadurch fällt das Kapital nicht der Insolvenzmasse zu, falls ein CFD-Händler in Schieflage gerät. Gleichwohl kommt es auch hier darauf an, welchen Banken die Mittel anvertraut werden. Wie bei allen Geldgeschäften entscheidet der Gesamteindruck. Dabei schadet ein Blick in die Bilanz nicht. Neu-Trader sollten in jedem Fall einen Bogen um Dienstleister machen, denen sie nicht vertrauen oder die kritische Fragen zum Ausfallrisiko nicht vollumfänglich beantworten.
Der große Test
Auf die Suche nach einem neuen Broker müssen sich die Kunden von RBS Marketindex machen. Im Rahmen einer strategischen Neuausrichtung schaltet die schottische Großbank ihre CFD-Plattform am 8. November ab. Laut Investment Trends war RBS Marketindex immerhin der drittgrößte Anbieter in Deutschland. Wenig überraschend ist der Kampf um die Kunden längst entbrannt. Seit Monaten locken mehrere Häuser mit Freetrade-Aktionen oder einer Begrüßungsgutschrift. Eine nützliche Hilfestellung bei der Auswahl eines neuen Dienstleisters bietet der große Broker-Test. Zusammen mit dem Deutschen Kundeninstitut (DKI) hat €uro am Sonntag die wichtigsten Anbieter in Deutschland auf Herz und Nieren geprüft.
15 CFD-Häuser nahmen an der Erhebung teil. Sie wurden in den fünf Bereichen Kundenservice, Umfang des Angebots, Kosten, Handelsplattform und Website analysiert. Erstgenannte Kategorie floss mit 35 Prozent und damit am stärksten in die Gesamtnote ein. Hier erhielten 80 Prozent der teilnehmenden Anbieter die Note „sehr gut“ oder „gut“.
Das DKI wagte sich auch an die Achillesferse der Branche, die Sicherheit der Einlagen. Dabei stellten die Experten fest, dass elf Anbieter die Kundengelder nicht auf mehrere Institute verteilen. Im Insolvenzfall würde dies einen klaren Nachteil bedeuten. Zu den Häusern, die streuen, zählt WH SelfInvest. „Bei CFD- und Forex-Konten werden die Gelder auf mehrere Banken verteilt“, erklärt Stefan Fröhlich, Produktexperte der 1998 gegründeten Firma. Dadurch würden verschiedene Einlagensicherungssysteme greifen, zum Beispiel in Deutschland und England. „Diese Vorgehensweise ermöglicht eine höhere Sicherheit je Kunde“, sagt Fröhlich.
Mit 89,1 von 100 möglichen Punkten landete WH Selfinvest auf dem 2. Platz des Broker-Tests. Lediglich IG Markets schaffte fünf Zähler mehr und sicherte sich damit die Spitzenposition. Mit CMC Markets erhielt ein weiteres Haus die Gesamtnote „sehr gut“. Acht Anbieter bekamen ein „gut“, während das DKI vier Dienstleister mit „befriedigend“ bewertete. Alles in allem dürften die Testergebnisse — anders als die jüngsten Traderzahlen — in weiten Teilen der CFD-Industrie ein Grund zur Freude sein.
Fakten zum Markt:
145.000
Euro liegen durchschnittlich im Portfolio eines deutschen CFD-
Traders. Sein Bruttojahreseinkomen beträgt 60.000 Euro.
Neuer Anlauf
Der für lange Zeit in der Versenkung verschwundene deutsche CFD-Verband arbeitet gerade an seiner Neuaufstellung.
Mutige Bayern
Laut Zahlen von Investment Trends lebt derzeit knapp ein Fünftel der in Deutschland aktiven CFD-Trader in Bayern.
Rascher Abschied
RBS Marketindex stellt am 8. November den Betrieb ein. Die Schotten zählten bis dato zu den führenden CFD-Anbietern in Deutschland.
4.899.163
Trades führte IG Markets allein im Mai 2013 aus. Die Briten bezeichnen sich als weltweiten Marktführer im CFD-Handel.
Investor-Info
CFD-Trader
Ernüchterndes Zahlenwerk
2013 trat der CFD-Markt in Deutschland auf der Stelle. Experten begründen die Stagnation unter
anderem mit dem ruhigen Börsenumfeld.
Marktvolumen
Dünnes Zahlenwerk
Seit 2011 gibt es keine neuen Daten zum Handelsvolumen in Deutschland. Zudem zweifelt so mancher Experte an der Stichhaltigkeit der damals ermittelten Ergebnisse. Der CFD-Verband gelobt Besserung und möchte bald regelmäßige Reports vorlegen.
Glossar:
Handelsplattform
Trader haben mehrere Möglichkeiten, auf ihr CFD-Konto zuzugreifen. Zum einen bieten die Broker
einen Zugang über den Internetbrowser. Alternativ können die Kunden eine spezielle Software auf
ihrem Rechner installieren. Immer mehr Anleger nutzen Smartphone und Tablet, um Differenzkontrakte zu handeln. Auf diesen Trend reagieren
immer mehr Anbieter mit eigenen Mobil-Apps.
Segregierte Kundengelder
Eine Möglichkeit, die Einlagen der Kunden besonders zu schützen, ist die Verwahrung auf segregierten Konten. Dabei überweist der Anbieter die Cashbestände seiner Kunden an eine externe Bank. Sollte der CFD-Händler in Schieflage geraten, hätten Gläubiger keinen Zugriff auf dieses Kapital. Vielmehr könnte der Kunde seine Mittel direkt von der Drittbank zurückerhalten.
Spread
Die Spanne zwischen Geld- und Briefkurs stellt eine zentrale Kostenkomponente im CFD-Geschäft dar. Allein der enorme Konkurrenzkampf zwingt die Händler zu möglichst engen Spreads. Beispielsweise liegen An- und Verkaufskurs bei Differenzkontrakten auf wichtige Aktienbarometer wie den DAX nur im Bereich von einem Indexpunkt.