Wirksamkeit angezweifelt

Weidmann bleibt skeptisch gegenüber EZB-Staatsanleihekäufen

05.12.14 11:50 Uhr

Weidmann bleibt skeptisch gegenüber EZB-Staatsanleihekäufen | finanzen.net

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann bleibt gegenüber Staatsanleihekäufen der Europäischen Zentralbank (EZB) skeptisch.

Beim Wirtschaftsforum der Zeitschrift Die Zeit in der Frankfurter Paulskirche zweifelte Weidmann die Wirksamkeit des sogenannten Quantitative Easing an, sah die EZB aber andererseits nicht komplett ihrer Handlungsmöglichkeiten beraubt. EZB-Präsident Mario Draghi hatte die Finanzmärkte am Donnerstag auf Staatsanleihekäufe im ersten Halbjahr 2015 eingestimmt.

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   "Die entscheidende Frage ist jetzt: Wie wirksam können solche Maßnahmen jetzt noch sein und welche Nebenwirkungen und Risiken bringen sie mit sich", sagte Weidmann. Was in den USA und Japan funktioniert habe, müsse nicht unbedingt auch in Europa funktionieren. Auch grundsätzlich äußerte sich Weidmann skeptisch zu Staatsanleihekäufen: Bestimmte geldpolitische Maßnahmen könnten zu einer monetären Staatsfinanzierung führen, sagte er.

   Andererseits sieht der Bundesbank-Präsident die EZB nicht am Ende ihrer Handlungsmöglichkeiten. "Ich würde nicht stehen lassen, dass die Geldpolitik keine Instrumente mehr hat", sagte er. Allerdings sei es nicht die Aufgabe der EZB, Konjunkturpolitik für Europa zu machen, sondern für Geldwertstabilität zu sorgen.

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   Kritisch sieht Weidmann den Rückgang der Unterschiede bei den Staatsanleiherenditen im Euroraum. Der Markt sei einer der disziplinierenden Faktoren, die eine Währungsunion brauche, um eine Stabilitätsunion zu sein. Die Zentralbank dürfe nicht versuchen, Risiken aus dem Markt zu nehmen, sagte er. Deshalb habe er auch gegen das OMT-Programm der EZB gestimmt.

   Die deutsche Wirtschaft befindet sich nach Weidmanns Aussage in einem Zustand der konjunkturellen Normalauslastung. Es gebe hierzulande keine Produktionslücke, sagte er. Tatsächlich nehme die Kapazitätsauslastung tendenziell eher zu, weil die Potenzialrate sinke.

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DJG/hab/apo

   (FRANKFURT) Dow Jones Newswires

Bildquellen: Bundesbank